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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Fensterviereck, sehr unruhig. Seit der Doktor tot war, herrschte Krause.
    Krause hatte nicht reagiert, als an der Tür gerüttelt worden war. Sollten ihn doch alle mal. Er saß vor dem Fernseher, verfolgte die Entwicklung auf Island, sehr mühselig, aber es würde sich für ihn lohnen. Dieser Idiot von Doktor. Ein Menschenfreund! Ein Weichei! – Was war das? Jemand war im Laden, konnte nicht sein. War aber. Getrampel wie von einer Elefantenherde. Jemand, eine Frau, rief seinen Namen, er erkannte die Stimme. Die Russin, nein, die Kasachin. Eine andere Stimme, die »Herr Krause?« fragte, die kannte er noch viel besser. Sonja. Die kleine dumme Sonja.
    Krause erhob sich schwer, schlurfte zum Schrank, öffnete die Lade. Da lag er. Nahm ihn, steckte ihn ein.

242
    Kam doch ganz freundlich rüber, dieser Honig. Zu sehr Schönling, sah Hermine aus dem Profil des Fahrers, nicht ihr Fall. Und auch nicht der Hellsten einer. Aber sonst? Netter Zug, sie mit in die Stadt zu nehmen. Dabei war ihre Geschichte natürlich Unfug gewesen, der hatte nicht mal nachgefragt. Eben. Entweder war er noch blöder als er aussah oder – Hermine wurde es plötzlich heiß und kalt gleichzeitig, ohne dass es in der Summe lau war. Oder – er wollte dich nur in sein Auto locken, du dumme Kuh.
    »Und sonst?«, begann Honig die übliche Konversation, »alles klar soweit? Der Herr Sohn wohlauf, der neue Job okay?« Das darf nicht wahr sein, dachte Hermine und sah aus dem Fenster. Der Wagen rollte mit den vorschriftsmäßi gen 50 Stundenkilometern durch die Straßen, die Hermine unbekannt waren, Straßen, die immer unbewohnter wurden, jedenfalls so aussahen, jedenfalls in Hermines wachsender Panik so aussahen. Der Typ kannte sie, wusste alles. Oder doch viel, zu viel.
    »Tja«, fuhr er fort, »so ein neuer Job im Servicebereich, das ist Stress pur, kenn ich. Hab auch lange gekellnert. Im Kolibri , sagt Ihnen das was?« Na klar, ne Schwulenbar. »Ne Schwulenbar«, bestätigte Honig. »Aber ich mag auch Frauen. Sind Sie eher der härtere Typ oder der romantische? Moment, nicht antworten, lassen Sie mich raten. Sie wollen richtig rangenommen werden, stimmt’s?«
    50 Kmh, dachte Hermine wieder. Wenn Sie die Wagentür aufstoßen und sich rausfallen lassen würde, ginge das nicht ohne schwerste Verletzungen, wenn nicht gar Schlimmerem ab. »Überleben Sie nicht«, sagte Honig, der Hermines Gedanken erraten hatte. Doch nicht so blöd. Dass sie nicht antwortete, kümmerte ihn wenig, er plauderte weiter. »Bei allem Respekt, gnädige Frau, aber der Umgang mit diesem Klein ist unter Ihrem Niveau. Ist er wenigstens brauchbar im Bett? Sollte mich wundern. Na ja, vielleicht wissen Sie gar nicht, wie gut Sex sein kann. Sollte man aber ändern können.«
    Oh mein Gott, er drohte ihr mit Vergewaltigung! Und woher wusste er das alles über sie? Die hatten Moritz observiert, fiel ihr ein, ihn und sein privates Umfeld. Haben Fotos gemacht, Honig hat mich gleich erkannt vorhin. Und jetzt wurde die Gegend tatsächlich immer unbewohnter, zwischen den Häusern lag Wald, immer mehr Wald, sie fuhren stadtauswärts.
    »Wo fahren wir hin?« Hermine erkannte ihre Stimme nicht mehr. So brüchig, so vibrierend, so voller Angst. Honig summte ein fröhliches Lied. Brach es ab und sagte: »An einen gemütlichen Ort. Wird Ihnen gefallen. Kleine Landpartie.« Die Kommune, durchfuhr es Hermine. Der bringt mich zu diesen Geldlosheinis? Was verbindet die? Eigentlich will ich es jetzt gar nicht wissen.
    Es war die volle Stunde und Honig drehte das Radio für die Nachrichten an. Die Ereignisse auf Island waren überraschenderweise nicht das Topthema, es ging um den Euro und um Italien, den nächsten Kandidaten, der unter den Schirm kriechen wollte, weil der Regen immer stärker wurde. Honig lachte. »Aha, umso besser! Die Spaghettifresser noch vor den Spaniern und Belgiern, hätte ich nicht gedacht. Das kommt davon, wenn man Lustgreise zu Ministerpräsidenten wählt.«
    Hermine spürte – apropos Lustgreis – eine Hand zwischen ihren Beinen. Honig erzählte ungerührt weiter, von überbordenden Schulden, von Chaos und Aufstand, »und wissen Sie, was das Geilste ist, gnädige Frau? Nicht einmal der Sozialismus bietet sich mehr als Alternative an. Abgekackt, ne? Demokratischer Sozialismus, das glaubt doch kein Schwein mehr! Nee, nee, die Leute haben die Schnauze voll von Finanzmärkten, können Sie mir glauben.«
    Die Hand lag noch immer zwischen ihren Beinen. Hermine fühlte sich

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