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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Leben monogam verbracht hatte, bis seine Angetraute einem durchreisenden Vertreter für teure Staubsauger auf den Leim gegangen war. Jetzt sah er sich gleich fünf Frauen gegenüber, Sonja und der Kasachin, die er schon kannte, und diesem Trio Infernale – eine bessere Bezeichnung fiel ihm nicht ein –, das ihn sofort umringte und trotz seiner beträchtlichen Leibesfülle zum Gartenzwerg degradierte. »Das ist ja eine Überraschung«, sagte der Fotograf höflichkeitshalber und spürte, wie ihm die Luft knapp wurde.
    Er war alt genug um zu erkennen, dass diese Frauen nicht gekommen waren, sich in angenehmem Smalltalk mit ihm auszutauschen. Worüber auch. Krause seufzte in sich hinein. Er registrierte schon seit geraumer Zeit eine Vermännlichung des Weibes, nicht im Äußeren (obwohl das ihm unbekannte Trio auf bestürzend herkuleske Art immer zudringlicher und latent gewalttätiger wurde), nein, es war das Wesen der Frau selbst, dem die bedauerliche Blaustrumpfung, der verdammte Feminismus die Gene natürlicher Männlichkeit beizumischen schienen. Frauen hatten sich das Recht auf brutalen Fußball erkämpft, sie beanspruchten sogar beim Sex den Logenplatz, arbeiteten als Polizistinnen und Soldatinnen, leisteten sich Zweitdildos und lustgesteuerte Urlaubsreisen nach Jamaika, wo sie sich aufführten wie Männer in Thailand, sie – aber genug. Die Entwicklung der Welt lief in die falsche Richtung, das war Krause sonnenklar. Und als ihn nun die gewaltigste der Furien am Arm packte und dieser Arm wie das Ende einer Weißwurst zusammengequetscht wurde, brachte Krause außer einem jämmerlichen »Aua!« nichts weiteres zuwege.
    »Guten Tag«, höhnte jetzt die Kasachin. »Wir müssen reden, mein Lieber. Das heißt: Sie müssen reden. Und zwar die Wahrheit. Was sagt Ihnen der Name Konsul Bruggink? Was wissen Sie über die geldlose Gesellschaft? In welcher Verbindung standen Sie zu Lothar mit dem unaussprechlichen Nachnamen und wo ist Georg Weber?«
    Viele Fragen, dachte Krause und zur letzten hatte Sonja Weber sehr bestimmt und fordernd genickt. Er öffnete den Mund, um seine Verblüffung zu signali sieren, doch da hatte ihn die Hand um seinen Arm schon hochgehoben und Richtung Kanapee bewegt, dort wie einen wertlosen Sack mit noch wertloserem Tand abgelegt. »Keine Spielchen«, zischte die blondeste der Walküren, »ich meißel dich zu gegenstandsloser Kunst, wenn du nicht gleich die Schnauze aufmachst.«
    Aha, Künstlerinnen, dachte Krause, auch das noch. Er verachtete die moderne Kunst und ihre Protagonisten, vor allem, wenn sie Protagonistinnen waren. Frauen konnten Opernarien und Chansons singen, Gedichte schreiben und Stillleben malen, für den Rest hatte sie der liebe Gott einfach nicht geschaffen. Wer war denn das Gefäß und das, was drin war, bitte schön? Wer Mörser, wer Stößel? Die Frauen hatten zu empfangen, es mit sich machen zu lassen, das war ihr Job, seit sie aus Adams Rippe geformt worden waren. Und was taten sie? Apfelbäume plündern und mit Reptilien schäkern.
    Abermals seufzte Krause in sich hinein und sagte beim Ausatmen: »Ich verstehe kein Wort. Was wünschen die Damen von mir?« Oxana lächelte. »Fangen wir mal konkret an. Der Doktor. War Ihnen im Weg, nicht wahr? Wollte nicht mehr, hatte Muffensausen. Also haben Sie ihn umbringen lassen. Von wem?«
    Krause tat bestürzt. »Ich? Den Doktor? Der Gedanke ist nicht nur abwegig, er ist – er ist – menschenverachtend.« Das kam immer gut. Sag »menschenverachtend« und du hast die Moral auf deiner Seite. Die Frauen interessierte es kein bisschen. Zwei der Gigantinnen setzten sich nun rechts und links von Krause auf das Kanapee und bliesen ihm heißen Atem ins Gesicht, ins Genick. Ruhig Blut, Krause. Hoffentlich kommen Sie dir nicht zu nahe, spüren nicht das, was du in der rechten Tasche hast. Dorthin bewegte er nun sehr langsam und wie zufällig seine Hand.

245
    Ich konnte nicht schlafen. Die Zeit war im Generalstreik, ihre Werktätigen – die Uhrenzeiger – machten Dienst nach Vorschrift und legten ausgedehnte Pinkel-, Debattier- und Zigarettenpausen ein. Ich erwachte um 3, dachte über Gott, die Welt und den unbekannten Rest nach, als ich auf die Uhr schaute, hielt mir die hämisch 3 Uhr 5 entgegen. Also wieder hinlegen, eindösen, die trostlose Wirklichkeit im Sud noch trostloserer Träume kochen, bis alle Gedan ken verdampften, alles Wolken war und Nebel, nichts mehr eindeutig zuzuordnen. Es klingelte an der Tür. Wirklich? Oder

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