Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
Vom Netzwerk:
Honig hatte Hermine am Arm gefasst, nicht einmal brutal, aber resolut. Die Haustür wurde geöffnet, die Frau trat einen Schritt ins Freie, ihre Stirn bewölkt wie der Himmel. »Und was soll das? Bringst deine Tussen jetzt schon her? Dreier oder wie?« Schlecht drauf, schloss Hermine, das wunderte sie nicht weiter. Die Dame war erst vor kurzem Witwe geworden, was vielleicht nicht weiter schlimm für sie war. Aber sie hatte Angst, sie musste Angst haben, das merkte man, das konnte man beinahe riechen.
    »Halt einfach mal die Klappe«, fuhr Honig Lydia an. »Das hier ist die Schnepfe von diesem Moritz Klein, hat vor deinem Haus rumspioniert. Sei froh, dass ich die Alte aufgesammelt hab.« Lydia Gebhardt wollte etwas sagen, ließ es aber und machte die Tür frei. Honig zog Hermine ins Innere. Ein großer, rustikaler Raum, mit Hirschgeweihen an den getäfelten Wänden, also eine Jagdhütte. Auf dem Tisch, auch er groß und rustikal, Eiche massiv, stand noch Frühstücksgeschirr. »Setz dich«, sagte Honig und meinte sowohl Hermine als auch die Gebhardt. Die musterte den Gast mit dem Blick einer Frau, die Konkurrenz wittert. »Ist dir auch niemand gefolgt? Vielleicht ne Falle das al les? Die wollten, dass du die da mit hierher bringst und dann hängen sie sich...« Sie sprang auf, machte ein paar schnelle Schritte zum Fenster, sah vorsichtig hinaus. Honig machte »oh mein Gott« und schüttelte den Kopf. »Hör endlich mit deiner scheiß Panik auf. Uns ist niemand gefolgt.«
    Die Gebhardt ging zurück zum Tisch und setzte sich wieder. »Und was sollen wir jetzt mit der? Kaffee trinken oder was? Nett plaudern und dann geht sie wieder?« Honig hieb mit der Faust auf den Tisch. »Halt doch mal dein Maul! Die erzählt uns jetzt alles, was sie weiß, dann sehen wir weiter. Wenn sie lügt, kommt sie hier eh nicht mehr raus.« Und wenn ich die Wahrheit sage?, dachte Hermine. Sie verkniff sich die Antwort. Und was wusste sie denn schon.
    Lydia Gebhardt versuchte sich zu beruhigen. Schenkte sich Kaffee ein, der nicht mehr heiß sein konnte, denn sie trank ihn auf ex. »Scheiß egal«, sagte sie dann, »aber glaub bloß nicht ich helf dir, wenn du hier ein Loch graben musst. Der Boden ist gefroren.« Schöne Aussichten.

249
    Dass mich meine beiden Begleiter zurück in die Villa des Konsuls brachten, überraschte mich nicht. Dort in einem halbdunklen engen Kellerraum zu landen, dessen Tür schwer hinter mir ins Schloss fiel, gehörte auch zum Spektrum dessen, womit zu rechnen gewesen war. In jenem Loch nicht alleine zu sein, sondern von Borsigs »Tja, dumm gelaufen« und Katharinas »Jetzt sitzen wir schön in der Scheiße« begrüßt zu werden, war aber doch mehr als das, was ein kleiner Privatschnüffler verkraften kann.
    Ich setzte mich auf den Boden zu meinen beiden Leidensgenossen – auf Mobiliar war in dem Raum generös verzichtet worden –, wir schwiegen und wälzten düstere Gedanken. Immerhin, tröstete ich mich, befanden sich Oxana und ihre Mädels in Freiheit, Hermine und die Zwillinge ebenso und Irmi hatte die sen Konrad sexuell am Wickel. Ein wenig Hoffnung, wir konnten sie gebrauchen.
    Er hatte sich natürlich verspätet, nicht viel, aber Krause hasste Unpünktlichkeit. Und wie er guckte, als er die Bescherung sah! »Oh Mann, Alter, was geht denn hier ab?« Prolet, dachte Krause. Aber er musste nehmen, was er kriegen konnte, und der hier war ihm quasi zugelaufen. Ein fetter, ungehobelter Mensch, Proletarier. »Gestatten, Regitz, die Damen.« Oxana seufzte. Der auch noch. Aber sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Moritz wusste, wo sie waren, er würde sie finden und befreien. Traute sie ihm das wirklich zu? Sie entschloss sich, es zu tun.
    Schweinestall. Das hier musste ein Schweinestall gewesen sein, noch gar nicht so lange her, dass sich hier Mutter Schwein und Vater Schwein und die ganze quiekende Kinderschar übermütig in der Scheiße gewälzt hatten. Obwohl Schweine ja saubere Tiere sein sollen. Aber warum stank es dann hier so? Irmi kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn aus einer dunklen Ecke des Kobens kam ein ironisches Doppel-»Hallo« aus Zwillingsmündern. Das auch noch. Sie hatte die Mädels in Gefahr gebracht. Der Konrad meckerte: »Na, das nenn ich jetzt mal ne Mutter-Kind-Zusammenführung«, der Rainer meckerte auch: »Können sich die Ladies mal aussprechen. Wir halten denn mal Kriegsrat und überlegen uns, wie das mit euch weitergehen soll.« Dass es hier stank, war schlimm. Dass es

Weitere Kostenlose Bücher