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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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noch schlimmer kommen würde, verdrängte man besser. Diese Oxana würde sich was einfallen lassen oder Moritz oder wer auch immer. Man musste nur abwarten und die Geduld nicht verlieren. Wird schon alles wieder gut.
    Naja, das mit der Vergewaltigung war wenigstens vom Tisch sozusagen. Aber tot sein dürfte schlimmer sein. Die Gebhardt und ihr Honig hatten Hermine an einen Stuhl gefesselt, sie wussten noch nicht, was sie mit ihr machen sollten. Zeitgewinn. Jede Sekunde konnte wichtig sein, obwohl – wer von den Freunden wusste schon von dieser Hütte? Keiner. Vielleicht war Hermine auserkoren, das Opfer zu sein, der Tribut, den Helden zu zahlen hatten, wenn sie dabei waren, die Welt zu retten. Man würde ihr kein Denkmal setzen, das konnte man sich abschminken. Moritz war Ehrenmann genug, sich um Jonas zu kümmern, obwohl der alles Mögliche brauchte, aber keinen Vaterersatz. Okay, noch stand nicht fest, dass man sie wirklich umbringen würde. Vielleicht konnte man einen Deal aushandeln. Die handeln doch ständig irgendwelche Deals aus, siehe Griechenlandkrise, siehe Eurodesaster, siehe Waffenlieferungen an Saudi-Arabien. Irgendetwas Faules, dafür reichts doch meistens. Hermine wollte partout nicht einfallen, welchen Deal sie mit ihren Entführern machen konnte. Fatalistisch sein. Abwarten. Hoffen.
    Hoffen? »Die bringen uns um«, sagte Borsig düster und ich war geneigt zu nicken. Katharina würde davon verschont bleiben, der Konsul würde nicht seine eigene Tochter... aber so sicher konnte man auch hier nicht sein. Früher gab es für solche Fälle den deus ex machina, griechische Tra gödie und so, nein, jetzt nicht die aktuelle griechische Tragödie, die Theaterschinken halt. Fatalistisch sein, Moritz. Abwarten. Hoffen.

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    »Hallo? Ist jemand da?« Mein Gott, er war total erschöpft. Erwartete er wirklich ein »Nein« auf diese Frage? Und lohnten sich Fragen, auf die nur eine Antwort möglich war? Nicht sein Tag. Die elend lange Zugfahrt, er pendelte zwischen dem ersten und dem letzten Wagen hin und her, nichts als Studentinnen, Businessfressen und Omis, die ihre Enkel besuchen fuhren, er suchte sich die aus, die Bücher lasen, identifizierte unauffällig die Titel, fast alles billiger Mist. Nur eine kleine Rothaarige hatte seinen Krimi »Panik in Würselen« vor den bebrillten Augen, aber es dauerte ewig, bis sie umblätterte. Dabei war das doch ein Pageturner! Dann sah er auch noch den Bibliotheksstempel und das verdarb ihm die Stimmung vollends. Ausgeliehen! Da lasen 100 oder mehr Leute SEIN Buch und was fiel für ihn dabei ab? 1 Euro 12. Er war mürrisch zurückgetrabt, hatte sich auf seinen Platz gesetzt, aus dem Fenster geguckt.
    Marxer stellte seine Reisetasche in der Diele ab. Schien niemand da zu sein, weder Oxana noch Sonja. Etwas ging vor sich, der Fall nahm dramatische Züge an, Marxer ahnte das, sein Kriminalschriftsteller-Gen sagte es ihm. Aber war wohl halb so dramatisch wie er es sich auf der Fahrt vorgestellt hatte. Er brauchte Stoff, der SPIEGEL würde einen Fortsetzungskrimi zur Finanzkrise von ihm drucken, der Deal stand wie eine Eins. Nur der Stoff fehlte. »Machen Sie jede Menge Cliffhanger rein«. Dieser Arsch von Nachwuchsschmierfink. »Redakteur!« Wenn er das Wort schon hörte! War das Synonym für Faulenzer und Möchtgern-was-weiß-ich. Diesen Idioten musste man alles mit dem Holz hammer servieren. Wahrscheinlich stellte der sich unter einem Cliffhanger vor, alle Helden eines Krimis befänden sich in Lebensgefahr, würden festgehalten, bedroht, stünden kurz vor der Exekution. Typisch Massenmedien. Aber sie zahlten ganz ordentlich und werbemäßig konnte so ein Geschäft niemals verachtet werden. Also Augen zu und durch.
    Er kochte sich Kaffee und ein hartes Ei, das Brot war noch härter, das stimmte ihn verdrießlich. Schönes Wort. Verdrießlich. Sofort aufschreiben und irgendwie unterbringen. Aber gar keine schlechte Idee, Kleins Geschichte aus zuschlachten, ein wenig aufzuhübschen. Mal so richtig was krachen lassen, echte Trivialscheiße raushauen! Er lachte schallend (auch geiles Wort. Schallend. Aufschreiben.) und ging ins Arbeitszimmer. Nein, vorher in Oxanas Gemächer (Gemächer!). Auf dem Nachttisch lag ihr Notizbuch mit den Telefonnummern, alle da, Klein und Konsorten. Er musste über die jüngsten Entwicklungen informiert werden, sofort, es drängte ihn zum schöpferischen Akt. Einfach mal alle durchtelefonieren. Zuerst Klein: meldete sich nicht. Dann Oxanas Handy: hm,

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