Die Eheprobe

Grüße
    Forscher 101

Kapitel 13
    Julie Staggs
    Marcy – hat jetzt ein Bett für große Mädchen!
    vor 32 Minuten
    Pat Guardia
    Verbringe den Nachmittag mit meinem Vater. Red Sox. Autsch.
    vor 45 Minuten
    William Buckle
    Gefallen.
    vor 1 Stunde
    Gefallen? Ab jetzt habe ich ganz offiziell Angst. Ich bin drauf und dran, William eine SMS zu schicken, als ich den unverwechselbaren Sound des Motorrads höre, das in der Einfahrt gestartet wird.
    Â»Wir werden überfallen«, flüstere ich Nedra am Telefon zu. »Da klaut jemand das Motorrad.«
    Nedra seufzt. »Bist du dir sicher?«
    Â»Ja, bin ich.«
    Â»Wie sicher?«
    Es ist nicht das erste Mal, dass Nedra einen derartigen Anruf von mir erhält.
    Einmal, vor ein paar Jahren, als ich im Keller mit der Wäsche beschäftigt war, stieß der Wind die Eingangstür auf, die daraufhin laut gegen die Wand knallte. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen: Es klang wie ein Schuss. Ich war davon überzeugt, ausgeraubt zu werden, während ich sinnierte, ob eine Ladung Kochwäsche wirklich Weichspüler benötigt. Überfälle sind in unserer Gegend gar nicht so abwegig. Es ist eine Realität, mit der die Bewohner von Oakland zurechtkommen müssen, genau wie mit Erdbeben und einer alten Tomatensorte, die fünf Dollar das Kilo kostet.
    In Panik brüllte ich törichterweise: »Ich rufe jetzt meinen Anwalt an!«
    Niemand antwortete, also schob ich noch was hinterher: »Und ich besitze ein Nunchaku!«
    Ich hatte Peter eines dieser Würgehölzer gekauft, als er sich für einen Taekwondo-Kurs angemeldet hatte, den er ohne mein Wissen zwei Wochen später wieder verließ, da ihm nicht klar gewesen war, dass es sich dabei um eine Kontaktsportart handelte. Was dachte er denn, wofür Nunchakus gut sind? Oh – er hatte an Tai-Chi gedacht, nicht an Taekwondo. Es war ja nicht seine Schuld, dass diese Kampfsportarten alle gleich klingen.
    Immer noch keine Antwort. »Ein Nunchaku, das sind zwei durch eine Kette miteinander verbundene Hölzer, die dazu verwendet werden, um Menschen zu verletzen. Indem man sie herumwirbelt, und zwar ziemlich schnell!«, brüllte ich.
    Von oben ertönte kein einziges Geräusch. Kein Schritt, nicht einmal das Knarzen des Parketts. Hatte ich mir den Knall nur eingebildet? Ich rief Nedra von meinem Handy aus an und verdonnerte sie dazu, die nächste halbe Stunde mit mir am Telefon zu verbringen, bis der Wind die Tür noch mal zuschlug und ich begriff, was für eine Idiotin ich war.
    Â»Ich schwöre, diesmal ist es kein falscher Alarm«, sage ich.
    Nedra verhält sich wie ein Notarzt: Je bedrohlicher die Situation ist, desto ruhiger und besonnener wird sie.
    Â»Bist du in Sicherheit?«
    Â»Ich bin im Haus. Die Türen sind verschlossen.«
    Â»Wo ist der Einbrecher?«
    Â»Draußen in der Einfahrt.«
    Â»Warum redest du dann mit mir? Ruf die Polizei!«
    Â»Wir sind hier in Oakland. Die Polizei braucht eine Dreiviertelstunde, bis sie hier ist.«
    Nach einer Pause sagt Nedra: »Nicht, wenn du ihnen erzählst, jemand sei erschossen worden.«
    Â»Das ist nicht dein Ernst!«
    Â»Glaub mir, die sind in fünf Minuten da.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Es gibt einen Grund dafür, warum ich vierhundertfünfundzwanzig Mäuse die Stunde verdiene.«
    Ich rufe die Polizei nicht an – ich bin eine sehr schlechte Lügnerin, vor allem, wenn es in der Lüge um jemanden geht, den ich liebe und der gerade am Verbluten sein soll –, stattdessen krieche ich auf allen vieren zu dem Fenster, das nach vorne herausgeht, und schiele durch einen Gardinenspalt, das Handy einsatzbereit in der Hand. Ich habe vor, ein Foto von dem Täter zu schießen und es an die Polizei von Oakland zu mailen. Aber der Täter entpuppt sich als mein Ehemann, der aus der Einfahrt abrückt, bevor ich überhaupt auf die Füße gekommen bin.
    Er kehrt erst um zehn Uhr abends zurück und kommt torkelnd durch die Eingangstür. Er ist eindeutig betrunken.
    Â»Ich bin degradiert worden«, sagt er und bricht auf der Couch zusammen. »Ich habe einen neuen Titel bekommen. Willst du ihn hören?«
    Ich denke an seine letzten Facebook-Postings. Ich falle und falle, gefallen : Er wusste, was auf ihn zukommt, und er hat mir nichts davon gesagt.
    Â»Ideeator.« William sieht mich ausdruckslos an.
    Â» Ideeator ? Was soll das denn sein?