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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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Slogans auszudenken, die besagten: Nur ein Blatt, und dein Arsch ist makellos sauber.
    Ich verbannte ihn aus meinen Gedanken. Bis er mir eines Tages eine E-Mail schickte:
    Sind das Joggingschuhe auf deinem Schreibtisch?
    Ich schrieb ihm zurück:
    Tut mir leid! Eine schlechte Angewohnheit von mir, ich weiß. Schuhe auf der Arbeitsfläche. Wird nicht wieder vorkommen.
    Und dann schrieb er mir noch mal:
    Kam gerade an deinem Arbeitsplatz vorbei. Wo sind sie jetzt?
    Wo ist was jetzt?
    Und dann gab es eine wahre E-Mail-Flut.
    Deine Joggingschuhe, Brown.
    Die sind an meinen Füßen.
    Weil du nach Hause gehst?
    Weil ich Joggen gehe.
    Wann?
    Ãœber Mittag?
    Wo?
    Ã„h – draußen?
    Ja, Brown, das war mir klar. Wo draußen?
    Ich starte am Charles Hotel und laufe eine Acht-Kilometer-Schleife.
    Treffe dich dort in einer Viertelstunde.

Kapitel 19
    Von: Ehefrau 22
    Betreff: Zeitliche Abstimmung
    Datum: 18. Mai, 12:50 Uhr
    An: forscher101
    Hallo Forscher 101,
    die Rücksendung der Antworten könnte diesmal etwas länger dauern, da hier im Moment viel los ist. Wahrscheinlich sollte ich Ihnen mitteilen, dass mein Ehemann degradiert wurde. Ich bin mir sicher, wir kriegen das hin, aber es ist für uns alle etwas stressig. Ich muss sagen, dass es ein komischer Augenblick ist, um unser Liebeswerben nachzuerzählen. Es fällt mir schwer, die jungen, dynamischen William und Alice mit den derzeitigen Versionen von uns im mittleren Alter unter einen Hut zu bringen. Irgendwie macht mich das traurig.
    Viele Grüße
    Ehefrau 22
    Von: forscher101
    Betreff: RE : Zeitliche Abstimmung
    Datum: 18. Mai, 12:52 Uhr
    An: Ehefrau 22
    Hallo Ehefrau 22,
    das mit dem Job Ihres Mannes tut mir sehr leid. Bitte nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen. An den Anfang zurückzugehen ist oft schwierig und bringt alle möglichen Gefühle ans Licht. Aber auf lange Sicht glaube ich, dass die Hinwendung zur Vergangenheit sehr aufschlussreich für Sie sein wird.
    Mit freundlichen Grüßen
    Forscher 101
    Von: Ehefrau 22
    Betreff: RE : Glücksspiel
    Datum: 18. Mai, 13:05 Uhr
    An: forscher101
    Hallo Forscher 101,
    manchmal fühle ich mich bei der Anmeldung an meinem Computer wie vor den Einarmigen Banditen in einem Kasino. Ich spüre dieselbe fiebrige Erwartung in mir – alles ist möglich, und alles Mögliche kann passieren. Ich muss nur den Hebel runterdrücken, beziehungsweise Senden anklicken.
    Die Belohnung folgt auf dem Fuß. Ich höre, wie die Maschine rattert. Ich höre die hübschen Melodien, das Wuuuusch und das Ping . Und wenn die Symbole aufploppen: Kate O’Halloran gefällt dein Kommentar , Kelly Cho möchte mit dir bei Facebook befreundet sein , und Du wurdest auf einem Foto markiert – ja, dann bin ich ein Siegertyp!
    Was ich damit sagen will, ist: Danke, dass Sie so prompt antworten.
    Viele Grüße, Ehefrau 22
    Von: forscher101
    Betreff: Unerreichbarkeit
    Datum: 18. Mai, 13:22 Uhr
    An: Ehefrau 22
    Hallo Ehefrau 22,
    ich verstehe vollkommen, was Sie meinen, und empfinde selbst auch oft so, obwohl ich zugeben muss, dass es mich auch beunruhigt. Es scheint, als wären wir an einem Punkt angekommen, an dem unsere Erfahrungen, unsere Erinnerungen – eigentlich unsere Leben insgesamt – nicht real sind, bevor wir sie online stellen. Ich frage mich, ob wir irgendwann die Zeiten der Unerreichbarkeit vermissen werden.
    Viele Grüße
    Forscher 101
    Von: Ehefrau 22
    Betreff: RE : Unerreichbarkeit
    Datum: 18. Mai, 13:25 Uhr
    An: forscher101
    Hallo Forscher 101,
    ich sehne mich nicht nach den alten, unerreichbaren Zeiten. Wenn ich eingeloggt bin, kann ich überall hingehen und alles tun und lernen. Heute zum Beispiel habe ich eine winzige Buchhandlung in Portugal besucht. Ich habe gelernt, wie man in Shakergemeinden Körbe flechtet, und ich habe entdeckt, dass meine beste Freundin aus Schulzeiten Blutorangen-Sorbet mag. Ja, stimmt, ich habe auch erfahren, dass ein gewisses Popsternchen tatsächlich glaubt, eine Märchenfee zu sein, eine waschechte Fee aus dem Feenvolk, aber mein Argument

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