Die Eheprobe
nicht mehr so wie in den Fünfzigern, wo man den Hut beim Abendessen abgenommen hat. Im einundzwanzigsten Jahrhundert trägt man den Hut während des Essens.
Ich: Oder auch den gesamten Monat Juni, wenn man Pedro heiÃt.
William: Und wenn man den Abend mit einem bestimmten Hut begonnen hat, steigt man nicht auf einen anderen um. Hüte sind keine Strickjacken.
Nedra: Setz den Hut auf, Pedro, sonst gibtâs was auf die Mütze!
Ich: Und was ist mit uns?
Nedra: Kate, Alice und Linda, ich habe euch nicht vergessen. Hier sind eure Djellabas.
Ich: Genial! Ein langes, locker sitzendes Kleidungsstück mit weiten Ãrmeln, die ich sehr bald unabsichtlich in meine MinzsoÃe tunken werde.
Peter: Ich tausche mit dir gegen meinen Fez.
Nedra (seufzt) : Müsst ihr alle so undankbar sein?
20:30 Uhr: am Esstisch
Kate: Wie war Salzburg, Alice?
William: Du warst in Salzburg?
Nedra: Ja, zum Palatschinkenessen. Offensichtlich ohne dich.
Ich: Ich war auf Facebook in Salzburg. Ich habe an dem Quiz Traumurlaub teilgenommen. Ich wollte schon immer mal nach Salzburg.
Bobby: Linda und ich sind auch auf Facebook. Eine tolle Sache, um in Kontakt zu bleiben, ohne wirklich Kontakt zu halten. Woher hätte ich sonst wissen sollen, dass du an diesem Wochenende nach Joshua Tree fährst?
Linda: Es ist ein Frauen-Wochenende, Bobby. Nicht beleidigt sein. Meine Damen, ihr seid herzlich eingeladen mitzukommen.
Nedra: So mit Trommeln und Verbrennen von irgendwelchem Zeugs?
Linda: Aber ja!
Nedra: Dann lieber nicht.
Linda: Hey, haben wir euch schon erzählt, dass wir renovieren? Das Elternschlafzimmer. Eine tolle Sache, wir machen zwei Elternschlafzimmer draus!
Ich: Warum braucht ihr zwei Elternschlafzimmer?
Linda: Das ist der neueste Trend, man nennt das Flexi-Suite.
Kate: Also werdet ihr in getrennten Schlafzimmern schlafen.
Peter: Darf ich aufstehen? (Der Subtext lautet: Nedra, darf ich in dein Büro verschwinden und auf deinem Computer World of Warcraft spielen?)
Nedra: Na so was, willst du dich etwa nicht über die intimen Schlafmodalitäten deiner Eltern und die ihrer Freunde unterhalten? Ich bitte dich, Pedro, zisch ab!
Linda: Ist das nicht toll? Es wird sein, als würden wir uns gerade erst kennenlernen. Zu dir oder zu mir?
Nedra: Und was ist mit Spontaneität? Was ist mit nachts wach werden und wildem, schlaftrunkenem Sex?
Ich: Ganz genau, das habe ich mich auch gerade gefragt, Linda! Was ist mit schlaftrunkenem Sex?
William: Nennt man das nicht eine Vergewaltigung?
Linda: Ich habe kein Verlangen danach, morgens um zwei Uhr Sex zu haben. Es ist doch eine wohlbekannte Tatsache, dass es immer schwieriger wird, ein Bett zu teilen, je älter man wird. Bobby steht nachts dreimal auf, um aufs Klo zu gehen.
Bobby: Linda wacht auf, sobald ich mit dem kleinen Zeh wackele.
Linda: Natürlich teilen wir uns weiterhin das Badezimmer.
Ich: Also davon hätte ich gerne zwei!
Linda: Getrennte Schlafzimmer werden das Mysteriöse und Leidenschaftliche in unserer Ehe wieder entflammen. Ihr werdet sehen. Mein Gott, Daniel fehlt mir so! Es ist einfach zum Piepen, ich konnte es nicht erwarten, dass er endlich aufs College geht, und jetzt kann ich es kaum erwarten, dass er uns besucht.
William: Habe ich schon erwähnt, dass der Hund vor ein paar Wochen auf mein Kopfkissen gepinkelt hat?
Kate: Ich kann dir die Telefonnummer von einem Hundepsychologen geben.
Nedra: Einer meiner Klienten hat mal in die Unterwäsche-Schublade seiner Frau gepisst.
Bobby: Seine Frau hatte eine ganze Unterwäsche- Schublade ? Wie lange waren die verheiratet?
Ich: Jampo weiÃ, dass du ihn nicht magst. Er spürt das. Er hat sich der Wahrheit verpflichtet.
William: Er ist ein Mistkerl, der seine eigene ScheiÃe frisst.
Ich: Genau das meine ich ja. Was könnte wahrhaftiger sein, als seine eigene Kacke zu futtern?
Nedra: Warum schmeckt dieses Lamm nach Gesichtscreme?
William: Das ist Lavendel.
Nedra (legt ihre Gabel weg) : Alice, ist das deine Vorstellung von einer Variation? Im Rezept steht Rosmarin.
Ich: Zu meiner Verteidigung muss ich vorbringen, dass ein Rosmarinstrauch fast genauso aussieht wie ein Lavendelstrauch.
Nedra: Ja, mal abgesehen von den lila Blüten, die nach Lavendel duften.
21:01 Uhr: durch die Badezimmertür
Peter: Kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?
Ich: Ich bin gerade auf dem Klo. Hat es noch einen Augenblick Zeit?
Peter (klingt weinerlich) : Ich muss etwas
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