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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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Wochen. Drei Wochen, in denen William mich ignorierte. Unsere Mittagsläufe hörten abrupt auf. Wenn er mit mir reden musste, vermied er jeglichen Blickkontakt und fixierte meine Stirn, was mich zutiefst verunsicherte und dazu brachte, dummes Zeugs von mir zu geben wie zum Beispiel: Laut unserer Fokusgruppe ist für Frauen die wichtigste Erkenntnis über Klopapier, ob es unter realistischen Einsatzbedingungen reißfest ist, und zwar aus dem einfachen Grund, weil Männer sich weitaus seltener die Hände waschen als Frauen, und falls sie es doch tun, dann benutzen sie keine Seife. Er ging auch wieder dazu über, mich Brown zu nennen, woraus ich also schließen konnte, dass er an diesem Abend (genauso) betrunken gewesen war (wie ich) und keinerlei Erinnerung mehr an den Fingerknöchel-Berührungs-Vorfall vor den Toiletten hatte. Oder aber er war nach der Ausnüchterungsphase so was von peinlich berührt darüber, mich den ganzen Abend lang angestarrt zu haben, dass er jetzt alles daransetzte, so zu tun, als wäre nichts davon passiert.
    Mittlerweise waren Helen und er unzertrennlich. Mindestens dreimal am Tag stolzierte sie in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Jeden Abend gabelte sie ihn auf, und los ging’s entweder ins Rob Roy’s im Copley Hotel oder auf eine schicke Veranstaltung im Isabella Gardner Museum.
    Und dann, nachdem ich gerade die Einladung einer Freundin zu einem arrangierten Blind Date angenommen hatte, bekam ich diese E-Mail:
    Von: williamb
    Betreff: Tom KHA Gai
    Datum: 4. August, 10:01 Uhr
    An: alicea
    Wie dir bestimmt aufgefallen ist, bin ich seit zwei Tagen krank zu Hause. Ich habe solche Lust auf eine Tom KHA Gai, würdest du mir eine holen? Aber nur die von King and Me, nicht von King of Siam. Im King of Siam lief mir beim Essen mal eine Maus über die Füße. Vielen herzlichen Dank. 54 Acorn Street, 2. Stock, Apt. 203
    Von: alicea
    Betreff: RE : Tom KHA Gai
    Datum: 4. August, 10:05 Uhr
    An: williamb
    Die weitaus beste Tom KHA Gai in Beacon Hill gibt’s bei Bangkok Princess. King and Me liegt abgeschlagen auf Platz zwei. Ich kann deine Lust auf Suppe an Helen weiterleiten, für die besagte Anfrage sicherlich bestimmt war.
    Von: williamb
    Betreff: RE : Tom KHA Gai
    Datum: 4. August, 10:06 Uhr
    An: alicea
    Die Anfrage galt dir.

    Von: alicea
    Betreff: RE : Tom KHA Gai
    Datum: 4. August, 10:10 Uhr
    An: williamb
    Nur damit ich das richtig verstehe. Weil du Lust auf eine Tom Kha Gai hast, soll ich mitten am Tag mein Büro verlassen, über die Brücke latschen und dir deine Suppe vorbeibringen?
    Von: williamb
    Betreff: RE : Tom KHA Gai
    Datum: 4. August, 10:11 Uhr
    An: alicea
    Ja.
    Von: alicea
    Betreff: RE : Tom KHA Gai
    Datum: 4. August, 11:23 Uhr
    An: williamb
    Warum sollte ich das tun?
    Er antwortete nicht darauf, und das musste er auch nicht. Warum, daswar uns beiden völlig klar.
    Eine Dreiviertelstunde später klopfte ich an seine Tür.
    Â»Komm rein«, rief er.
    Ich stieß die Tür leicht mit meinem Fuß auf und umklammerte eine Papiertüte mit zwei Plastikbehältern Tom Yum Goong. Er saß mit nassen Haaren, barfuß und in Jeans und weißem T-Shirt auf der Couch. Ich hatte ihn noch nie in etwas anderem als einem Anzug oder seiner Laufshorts gesehen, und in diesem bequemen Aufzug sah er jünger aus und irgendwie auch eingebildeter. Hatte er für mich geduscht?
    Â»Ich habe Fieber«, sagte er.
    Â»Ja, und ich habe Tom.«
    Â»Tom?«
    Â»Tom Yum Goong.«
    Â»War die Tom Kha Gai noch nicht fertig?«
    Â»Hör auf zu jammern. Es ist eine thailändische Suppe, die mit Tom anfängt und die ich fast zwei Kilometer weit getragen habe, um sie dir zu bringen. Wo ist das Besteck?«
    Ich ging gerade an ihm vorbei in die Küche, als er plötzlich meinen Arm festhielt und mich neben sich auf die Couch zog. Überrascht (ihm schien es genauso zu gehen) blickten wir beide schnurstracks geradeaus, als würden wir auf den Beginn eines Vortrags warten.
    Â»Ich will mich nicht anstecken«, sagte ich.
    Â»Ich habe mich von Helen

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