Die Eheprobe
getrennt«, sagte er.
Er bewegte leicht sein Knie, sodass es gegen meins stieÃ. War das Absicht? Dann bewegte er seinen Oberschenkel, sodass er sich gegen meinen presste. Ja, es war Absicht.
»Es sieht aber nicht nach einer Trennung aus«, sagte ich. »Sie wohnt ja praktisch in deinem Büro.«
»Wir haben die Modalitäten unserer Trennung ausgehandelt.«
»Was für Modalitäten?«
»Sie wollte sich nicht trennen. Ich wollte das.«
»Wir können das nicht machen«, sagte ich, während ich dachte: Press deinen Oberschenkel fester gegen meinen.
»Warum nicht?«
»Du bist mein Chef.«
»Und â¦Â«
»Und da besteht ein Machtgefälle.«
Er lachte. »Stimmt. Ein Machtgefälle â zwischen uns . Du bist ja auch so ein schwaches, unterwürfiges, fragiles Wesen. Das auf Zehenspitzen durchs Büro trippelt.«
»Oh mein Gott.«
»Sag mir, dass ich aufhören soll, und ich tuâs.«
»Hör auf.«
Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, und ich erschauderte.
»Alice.«
»Verarsch mich nicht. Sprich meinen Namen nicht aus, solange du es nicht ernst meinst. Was ist aus Brown geworden?«
»Das war nur zu meiner Sicherheit.«
»Sicherheit?«
»Um mich vor dir in Sicherheit zu bringen. Vor dir, Alice. Verdammt. Du.«
Dann drehte er sich zu mir und wollte mich küssen, und ich konnte sein Fieber spüren und dachte: Nein, nein, nein, nein, nein , bis ich bei Ja, du ScheiÃkerl, ja angekommen war.
Genau in diesem Augenblick ging die Tür auf, und Helen betrat mit einer Plastiktüte aus dem King of Siam in der Hand den Raum; offensichtlich hatte sie die Nachricht über die Hygieneprobleme des Restaurants nicht erhalten. Ich war so überrascht, dass ich einen kleinen Schrei ausstieà und hinter die Couch sprang.
Helen wirkte ebenfalls überrascht.
»Du ScheiÃkerl«, sagte sie.
Ich war verwirrt. Hatte ich William eben laut einen ScheiÃkerl genannt? Hatte sie mich gehört?
»Meint sie mich?«, fragte ich.
»Nein, sie redet von mir«, sagte William und stand auf.
»Deine Assistentin sagte, du seiest krank. Ich habe dir Pad Thai mitgebracht.« Helens Gesicht war wutentbrannt.
»Du meintest doch gerade noch, du hättest dich getrennt«, sagte ich zu William.
»Mir hat er gesagt, ihr hättet euch getrennt«, sagte ich zu Helen.
»Gestern!«, brüllte Helen. »Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden!«
»Schau mal, Helen â¦Â«, sagte William.
»Du Schlampe«, sagte Helen.
»Meint sie mich?«, fragte ich.
»Ja, jetzt meint sie dich«, seufzte William.
Ich war noch nie zuvor als Schlampe bezeichnet worden.
»Das ist nicht sehr nett, Helen«, sagte er.
»Es tut mir so leid, Helen«, sagte ich.
»Halt die Klappe. Du warst wie eine läufige Hündin hinter ihm her.«
»Ich habe dir gesagt, dass es Zufall war. Keiner von uns beiden wollte das«, sagte William.
»Soll ich mich deshalb besser fühlen? Wir waren so gut wie verlobt!«, brüllte Helen. »Es gibt einen Kodex unter Frauen. Man klaut der anderen nicht ihren Mann, du Nutte«, fauchte sie mich an.
»Ich glaube, ich gehe jetzt besser«, sagte ich.
»Du machst einen groÃen Fehler, William«, sagte Helen. »Du glaubst, sie ist so stark, so selbstsicher, aber das wird nicht so bleiben. Das ist alles nur Show. Eine Pechsträhne, und sie wird sich aus dem Staub machen. Sie wird verschwinden.«
Ich hatte keine Ahnung, wovon Helen sprach. Aus dem Staub machen und verschwinden war etwas, was Drogensüchtige oder Menschen in der Midlife-Crisis machten â keine dreiundzwanzigjährigen Frauen. Aber später würde ich auf diesen Moment zurückblicken und feststellen, dass Helens Worte auf unheimliche Weise hellseherisch waren.
»Bitte setz dich«, sagte William, »lass uns reden.«
Helen schossen Tränen in die Augen. William ging zu Helen, legte ihr seinen Arm um die Schulter und führte sie zur Couch. Komm heute Abend wieder , gab er mir zu verstehen.
Ich schlüpfte lautlos durch die Tür.
44. Augenbrauen zupfen. Zahnseide benutzen. Sich Zeug aus den Zähnen pulen. Rechnungen bezahlen. Ãber Geld reden. Ãber Sex reden. Darüber reden, wie dein Kind Sex hat.
45. Trauer.
46. Selbstverständlich. Tut das nicht jeder? Sie wollen Einzelheiten hören, ich weiÃ. Na gut: dass
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