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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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ganz in Ihrer Nähe und will mich gerade zwischen Foggy Daze und Green Cross entscheiden, als mein Handy klingelt.
    Â»Kannst du mir den Gefallen tun und Jude heute von der Schule abholen? Ich hab hier eine Aussage unter Eid, die länger dauert«, sagt Nedra.
    Â»Nedra – perfektes Timing. Erinnerst du dich noch daran, dass du mir gesagt hast, man soll Kinder nicht bei ihren Eltern denunzieren, als wir abends in der Schule bei der Veranstaltung Wie Sie Ihre Kinder davon abhalten, Meth-süchtig zu werden waren? Dass ich lernen müsste, meine Klappe zu halten?«
    Â»Kommt auf die Umstände an. Geht es um Sex?«, fragt Nedra.
    Â»Ja, ich hole Jude ab, und nein, es geht nicht um Sex.«
    Â»Geschlechtskrankheiten?«
    Â»Nein.«
    Â»Allgemeine, allumfassende Verwahrlosung?«
    Â»Nein.«
    Â»Diebstahl geistigen Eigentums?«
    Â»Nein.«
    Â»Drogen?«
    Â»Ja.«
    Â»Harte Drogen?«
    Â»Fällt Cannabis unter harte Drogen?«
    Â»Was ist passiert?« Nedra seufzt. »Geht es um Zoe oder Peter?«
    Â»Weder noch – es geht um eine Drittklässlerin. Sie hat bei ihren Eltern Drogen gefunden, und meine Frage lautet: Soll ich ihre Eltern über ihren Fahndungserfolg aufklären?«
    Nedra denkt einen Moment nach. »Tja, mein Rat lautet immer noch: Nein, halte dich da raus. Aber vertrau deiner Intuition, Liebes. Deine Instinkte funktionieren gut.«
    Da irrt sich Nedra. Meine Instinkte sind wie meine Erinnerungen – nach ungefähr vierzig Jahren laufen sie ins Leere.
    Bitte, Mailbox, spring an, bitte spring an, bitte spring an.
    Â»Hallo?«
    Â»Oh, hallo. Hiiii! Spreche ich mit Mrs Norman?«
    Â»Am Apparat.«
    Ich plappere los: »Wie geht es Ihnen? Ich störe hoffentlich nicht? Es klingt so, als seien Sie im Auto unterwegs? Hoffentlich ist der Verkehr nicht zu schlimm. Aber, meine Güte, das ist er doch immer. Schließlich leben wir in der Bay Area. Aber das ist ja nur ein kleiner Preis, verglichen mit den ganzen Annehmlichkeiten, oder etwa nicht?«
    Â»Wer spricht denn da?«
    Â»Oh, entschuldigen Sie. Hier ist Alice Buckle, Carisas Schauspiellehrerin?«
    Â»Aha.«
    Ich unterrichte lange genug, um zu wissen, wann ich mit einer Mutter spreche, die sauer auf mich ist, weil ich ihrem Kind eine Gänse-Rolle im Stück der Drittklässler gegeben habe.
    Â»Also, nun ja, ich glaube, wir haben ein Problem.«
    Â»Oh – hat Carisa Schwierigkeiten, ihren Text auswendig zu lernen?«
    Da haben wir’s.
    Â»Wissen Sie, Carisa, kam heute ziemlich aufgeregt in die Schule.«
    Â»Aha.«
    Der schroffe Tonfall ihrer Stimme bringt mich vom Kurs ab. »Sie erlauben ihr, CSI Miami anzuschauen?«, rutscht es mir heraus.
    Um Himmels willen, Alice.
    Â»Rufen Sie mich deshalb an? Sie hat einen älteren Bruder. Man kann ja wohl nicht von mir erwarten, dass ich alles überwache, was Carisa sich ansieht.«
    Â»Deshalb rufe ich nicht an. Carisa hatte ein Säckchen mit Cannabis dabei. Ihr Cannabis.«
    Schweigen. Noch mehr Schweigen. Hat sie gehört, was ich gesagt habe? Hat sie mich auf stumm gestellt? Weint sie?
    Â»Mrs Norman?«
    Â»Das ist ausgeschlossen. Meine Tochter hatte keinen Beutel Cannabis dabei.«
    Â»Ja, also, mir ist bewusst, wie heikel diese Situation ist, aber sie hatte sehr wohl einen Beutel Cannabis dabei, weil ich ihn gerade in der Hand halte.«
    Â»Unmöglich«, sagt sie.
    Mit diesem Wort hält sich eine erwachsene Frau mit beiden Händen die Ohren zu und summt dabei vor sich hin, damit sie nicht hören muss, was man ihr sagt.
    Â»Wollen Sie etwa behaupten, ich lüge?«
    Â»Ich sage nur, dass Sie sich irren.«
    Â»Wissen Sie, ich tue Ihnen einen Gefallen. Ich riskiere wegen dieser Sache meinen Job. Ich hätte es der Schuldirektorin melden können. Aber das habe ich nicht getan, wegen Carisa. Und der Tatsache, dass Sie eine Krankheit haben, wegen der Sie im Besitz eines Berechtigungsausweises für Marihuana sind.«
    Â»Eine Krankheit?«
    Kapiert sie nicht, dass ich ihr einen Ausweg verschaffen will?
    Â»Ja. Viele Leute verwenden Marihuana aus medizinischen Gründen; dafür muss man sich nicht schämen. Unwichtige Sachen wie Angstzustände oder Depressionen.«
    Â»Ich habe weder Angstzustände noch Depressionen, Ms Buckle, und ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen – aber wenn Sie darauf bestehen, mich weiterhin zu belästigen, muss ich

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