Die Eheprobe

eine Runde nach der anderen und beschimpft dabei alle mit einem »Aus dem Weg, blöde Kuh«, die ebenfalls auf dem Parkplatz vor dem Einkaufscenter auf der Suche nach einer Lücke ihre Runden drehen. »Scheiß drauf, dann parke ich eben illegal«, beschließt Alice. »Es gibt Schlimmeres«, lacht sie fröhlich, während sie zum Kino rennt. »Heute könnte Toy Story 8 anlaufen.«
    18:55 Uhr: AlBu in einer elendig langen Schlange an der Kinokasse
    Â»Heute läuft Toy Story 8 an«, berichtet Alice Buckle.
    19:20 Uhr: It-Girl Alice Buckle klettert mit ihrer noch nicht für Bikinis geeigneten Figur über eine Horde alter Menschen, um den Sitz zu erreichen, den ihre beste Freundin Nedra für sie freigehalten hat
    Â»Das Beste hast du verpasst – die Stelle, als der Sohn in die Hutu-Armee eingezogen wird«, sagt Nedra.
    19:25 Uhr: AlBu schläft tief und fest
    21:32 Uhr: AlBu dabei erwischt, wie sie in die Einfahrt ihres Nachbarn fährt, die sie mit ihrer eigenen verwechselt
    AlBus Sicht ist getrübt. Ihre Stimmung trübt sich durch die Sorgen um eine beginnende Makula-Degeneration. Die Stimmung hebt sich, nachdem sie im Auto Dance With Me von den Orleans gehört hat. »Das erinnert mich irre an meine Highschool-Zeit«, schluchzt sie und beginnt dann wirklich zu weinen. »Es ist so unfair. Warum sehen Französinnen ohne Make-up so gut aus? Wenn alle Frauen in Amerika aufhören würden, sich zu schminken, vielleicht sähen wir alle dann auch so gut aus. Zumindest nach ein paar Monaten.«
    22:51 Uhr: AlBu geht ins Bett, ohne sich abzuschminken
    Â»Der Abend war ein Traum, aber ich werde nicht lügen: Es ist anstrengend, ein It-Girl zu sein«, gibt Alice zu, als sie ins Bett krabbelt. »Dreh dich auf die Seite, Schatz, du schnarchst.« Sie tippt ihrem Ehemann auf die Schulter, der ihr postwendend durchs Gesicht leckt. »Jampo!«, kreischt Alice und umschlingt den winzigen Hund. »Ich dachte, du wärst William!« Es fällt ihr schwer, auf ihren Hund böse zu sein, weil er William aus dem Bett verjagt hat, wo er doch so niedlich und noch dazu so temperamentvoll ist. Die beiden kuscheln sich aneinander, und ein paar Stunden später entdeckt Alice das hübsche Geschenk, das Jampo auf dem Kopfkissen ihres Mannes hinterlassen hat.
    Â»Entschuldigen Sie, aber haben Sie vor, die Zeitschrift zu kaufen?«, geht eine junge Verkäuferin dazwischen.
    Â»Oh, tut mir leid.« Ich klappe die Vogue zu und streiche das Titelbild glatt. »Warum fragen Sie? Wollen Sie sie kaufen?«
    Sie deutet auf das von Hand geschriebene Schild. »Sie dürfen die Zeitschriften nicht lesen. Wir versuchen, die Hefte makellos aussehen zu lassen für Leute, die sie tatsächlich kaufen wollen.«
    Â»Tatsächlich? Aber wie soll man dann wissen, ob man sie wirklich kaufen will?«
    Â»Schauen Sie sich das Cover an. Da steht drauf, was drin ist.« Sie schenkt mir einen bösen Blick.
    Ich stelle das Heft wieder ins Regal. »Und genau deshalb gehen die Zeitschriftenverlage pleite.«
    An diesem Abend, während die Kinder die Küche aufräumen, verkünde ich William, dass etwas mit den Cookies auf meinem Computer nicht stimmt und ob er mir bitte helfen könnte. Das ist eine Lüge. Ich bin natürlich dazu imstande, meine Cookies ganz alleine loszuwerden.
    Â»Peter kann dir helfen«, sagt er.
    Â»Es ist ganz einfach, Mom. Du musst nur zu Einstellungen gehen und …«
    Â»Das habe ich schon versucht«, unterbreche ich ihn. »Es ist komplizierter. William, ich brauche dich dafür.«
    Ich folge ihm in mein Büro und schließe die Tür.
    Â»Keine große Sache.« Er geht zu meinem Schreibtisch. »Du klickst auf den Apfel, dann gehst du …«
    Ich knöpfe meine Jeans auf und ziehe sie aus.
    Â»â€¦ auf Einstellungen «, beendet er seinen Satz.
    Â»William«, sage ich und schlüpfe aus meinem Slip.
    Er dreht sich zu mir um und starrt mich an und sagt nichts.
    Â»Ta-daa …«
    Er hat einen komischen Gesichtsausdruck. Ich kann nicht genau sagen, ob er abgestoßen oder angeturnt ist.
    Â»Das habe ich für dich getan«, sage ich.
    Â»Nein, hast du nicht«, erwidert er.
    Â»Für wen denn sonst?«
    Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Das Ganze kommt wie ein Bumerang zurück. Ist die unvermittelte Pflege der Bikinizone nicht eines der sichersten Anzeichen dafür, dass