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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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dein Ehepartner dich betrügt? Ich betrüge niemanden, aber ich flirte mit einem Mann, der nicht mein Ehemann ist und der gerade zugegeben hat, dass ich ihm Freude bereite, was wiederum mir Freude bereitet hat, was wiederum zu einem plötzlichen Anstieg meiner Libido geführt hat, was wiederum im ersten Bikinizonen-Waxing meines Lebens gemündet ist.
    William macht ganz hinten in seiner Kehle ein merkwürdiges Geräusch. »Du hast es für dich getan. Gib’s zu.«
    Ich beginne zu zittern. Ein kleines winziges bisschen.
    Â»Komm her, Alice.«
    Ich zögere.
    Â» Sofort«, flüstert er.
    Und dann haben wir den heißesten Sex seit Monaten.

Kapitel 55
    58. Planet der Affen .
    59. Nicht oft. Eigentlich fast gar nicht. Ich weiß nicht, was das bringen soll. Wir müssen miteinander auskommen, wozu soll es also gut sein, und ehrlich gesagt, wer hat noch die Kraft dazu? In den Anfangsjahren kam es öfters vor. Unseren größten Streit hatten wir, bevor wir überhaupt verheiratet waren, und es ging darum, dass ich Helen zur Hochzeit einladen wollte. Ich erklärte ihm, das sei eine nette, versöhnliche Geste – sie würde wahrscheinlich absagen, aber es sei richtig, sie einzuladen, vor allem weil wir fast alle unsere Kollegen bei Peavey Patterson auf die Gästeliste gesetzt hatten. Als er entgegnete, er hätte nicht die Absicht, eine Frau zu seiner Hochzeit einzuladen, die mich als Schlampe beschimpft hätte (und die ihn heftig zu hassen schien), erinnerte ich ihn daran, dass ich streng genommen genau das gewesen war, als sie mich so genannt hatte, und dass wir es ihr kaum verdenken konnten, wenn sie uns hasste. War es nicht an der Zeit, zu vergeben und zu vergessen? Nachdem ich das gesagt hatte, meinte er, ich könnte es mir ja auch leisten, großmütig zu sein, da ich gesiegt hätte. Na ja, das machte mich so wütend, dass ich meinen Verlobungsring abnahm und aus dem Fenster schmiss.
    Jetzt war das aber kein Retortenring von Zales, sondern der Verlobungsring meiner Mutter, der seit Jahren in ihrer Familie weitergegeben worden war, mitgebracht aus Irland von ihrer Großmutter. Er war nicht besonders wertvoll – ein kleiner Diamant flankiert von zwei winzigen Smaragden. Das Unbezahlbare an ihm waren seine Geschichte und die Tatsache, dass mein Vater ihn William gegeben hatte, damit er ihn mir ansteckt. Auf der Ringinnenseite gab es eine Gravur. Etwas unglaublich Süßes, wahrscheinlich an der Grenze zum Zuckersüßen, an das ich mich nicht mehr erinnere. Alles, woran ich mich noch erinnere, ist das Wort Herz .
    Das Problem war, dass wir im Auto saßen, als ich den Ring aus dem Fenster warf. Wir waren gerade bei meinem Vater aufgebrochen und fuhren am Park in Brockton vorbei, als William die Bemerkung über meinen Sieg machte. Ich wollte ihm nur Angst einjagen. Ich schmiss den Ring aus dem Fenster in den Park, und wir fuhren einfach weiter, beide total geschockt. Irgendwann drehten wir um und versuchten, die Stelle wiederzufinden, aber trotz systematischer Suche im Gras konnten wir ihn nicht entdecken.
    Ich war am Boden zerstört. Jeder von uns gab insgeheim dem anderen die Schuld. Er mir, logischerweise, weil ich den Ring weggeworfen hatte. Ich ihm, weil er so kaltherzig gewesen war. Der Verlust des Rings verunsicherte uns beide total. Etwas so Unbezahlbares zu verlieren oder, was mich betraf, wegzuwerfen, bevor wir überhaupt begonnen hatten zusammenzuleben – war das ein schlechtes Omen?
    Ich konnte es nicht ertragen, meinem Vater die Wahrheit zu sagen, also logen wir ihn an und erzählten ihm, unsere Wohnung wäre ausgeraubt und der Ring gestohlen worden. Wir überlegten genau, was wir ihm sagen würden, sollte er fragen, warum ich den Ring zu dem Zeitpunkt nicht getragen hätte: Ich hatte ihn abgenommen, weil ich meinem Gesicht ein Peeling gegönnt und nicht gewollt hatte, dass das grüne klebrige Zeugs sich in der filigranen Fassung festsetzte und ich es dann mit einem Zahnstocher oder einer Dentalsonde hätte herausfriemeln müssen. Seitdem habe ich gelernt, dass es beim Lügen besser ist, keine Details zu liefern. Es sind die Details, die einen verraten.
    60. »Lo-li-ta: die Zungenspitze macht drei Sprünge den Gaumen hinab und tippt bei drei gegen die Zähne. Lo. Li. Ta.«
    61. Lange, sich verjüngende Finger. Große Handflächen. Nagelhäutchen, die nie zurückgeschoben werden

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