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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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»Zu protzig. Ich brauche etwas Dezenteres. Ich bin Scheidungsanwältin.«
    Â»Genau, und da wäre es für ihre Ehefrau unschicklich, einen Verlobungsring mit einem Zwei-Karäter zur Schau zu tragen, bezahlt mit den Erlösen aus dem Scheitern anderer Leute Ehen.«
    Nedra sieht mich böse an.
    Â»Entschuldige«, sage ich.
    Â»Sieh mal, Alice, es ist ganz einfach. Ich habe den Menschen gefunden, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will. Und sie hat den Atemberaubend-Test bestanden.«
    Â»Den Atemberaubend-Test?«
    Â»Als ich Kate kennenlernte, war sie atemberaubend. Und zehn Jahre später ist sie immer noch die atemberaubendste Frau, die ich je getroffen habe. Außer dir, natürlich. Geht es dir mit William nicht so?«
    Ich möchte, dass es mir mit William so geht.
    Â»Tja, und warum sollte ich nicht auch das haben, was du hast?«, fragt Nedra.
    Â»Natürlich. Natürlich sollst du das. Es ist nur so, dass sich alles im Leben so schnell verändert. Ich komme da nicht mehr hinterher. Und jetzt heiratest du auch noch.«
    Â»Alice.« Nedra nimmt mich in den Arm. »Zwischen uns wird sich nichts ändern. Wir werden immer beste Freundinnen sein. Ich hasse verheiratete Leute, die so lächerliches Zeug sagen wie: Ich habe meinen besten Freund geheiratet. Gibt es einen eindeutigeren Weg in Richtung Ehe ohne Sex? So bin ich nicht. Ich heirate meine Liebhaberin.«
    Â»Ich freue mich so für dich«, piepse ich. »Und deine Liebste. Das sind wirklich supertolle Neuigkeiten.«
    Nedra runzelt die Stirn. »Das mit William wird wieder besser werden. Ihr macht gerade eine schwere Zeit durch. Sitz es aus, Liebes. Das Gute liegt vor euch, das verspreche ich. Ich möchte dich etwas fragen: Warum willst du nicht meine Ehrendame sein? Hast du was gegen das Wort Dame ?«
    Nein, ich habe überhaupt kein Problem mit dem Wort Dame , aber mit dem Wort Ehre. Ehre ist etwas, wovon ich mich in den letzten beiden Chats mit Forscher 101 verabschiedet habe.
    Â»Dürfte ich den Smaragdring sehen?«, fragt Nedra.
    Â»Sehr schöne Wahl. Smaragde sind das Symbol für Hoffnung und Vertrauen.« Die Verkäuferin reicht ihr den Ring.
    Â»Wow«, sagt Nedra, »der ist aber toll. Komm, Alice, probier ihn an.«
    Sie schiebt mir den Ring auf meinen Finger.
    Â»Er steht Ihnen umwerfend gut«, sagt die Verkäuferin.
    Â»Was meinst du?«, fragt Nedra.
    Ich finde, der schimmernde grüne Stein sieht aus, als wäre er in einem Heißluftballon direkt von Oz nach Oakland geflogen. Er ist das perfekte Symbol für Nedras strahlendes Leben.
    Â»Kate der Atemberaubenden wird er gefallen«, bringe ich schniefend heraus.
    Â»Und dir, gefällt er dir auch?«, fragt Nedra.
    Â»Warum ist es wichtig, ob er mir gefällt?«
    Mit einem Seufzer zieht Nedra mir den Ring vom Finger und gibt ihn der Verkäuferin zurück.
    Meine beste Freundin dabei zu beobachten, wie sie meine persönlichen E-Mails und Facebook-Chats durchliest, ist für mich kein typischer Zeitvertreib. Allerdings tue ich die letzte halbe Stunde genau das und nichts anderes. Ich habe mich wegen der Sache mit Forscher 101 schließlich Nedra anvertraut, und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das eine sehr schlechte Entscheidung.
    Nedra feuert mein Handy quer über den Küchentisch.
    Â»Ich verstehe dich nicht.«
    Â»Was denn?«
    Â»Verdammt noch mal, was machst du da, Alice?«
    Â»Ich kann nicht anders. Du hast es doch selbst gelesen. Unsere Chats sind wie eine Droge. Ich bin süchtig danach.«
    Â»Er ist witzig, das stimmt, aber du bist verheiratet! Verheiratet wie in Ich werde dich lieben und nur dich allein, bis ans Ende meiner Tage .«
    Â»Ich weiß. Ich bin eine schreckliche Ehefrau, und deshalb habe ich dich eingeweiht. Du musst mir sagen, was ich tun soll.«
    Â»Also, das ist ganz einfach. Du musst alle Verbindungen zu ihm abbrechen. Noch ist nichts passiert. Du hast noch keine Grenze überschritten, außer in deinem Kopf. Hör einfach auf, mit ihm zu chatten.«
    Â»Ich kann nicht einfach aufhören«, erwidere ich entsetzt. »Er wird sich Sorgen machen. Er wird glauben, mir wäre was passiert.«
    Â»Mit dir ist bereits etwas passiert. Du bist wieder zur Vernunft gekommen, Alice. Genau jetzt. Heute.«
    Â»Ich glaube nicht, dass ich das kann, einfach so aus der Umfrage aussteigen, ohne ein Wort zu

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