Die Eheprobe
meiner Erfahrung nach ist hübsch genau richtig.
Ich glaube, ich wäre lieber schön.
Schön macht es sehr schwer, sich zu einer Person mit Moralvorstellungen und Charakter zu entwickeln.
Ich glaube, ich wäre lieber unansehnlich.
Unansehnlich â was soll ich dazu sagen? Vieles im Leben ist die reinste Lotterie.
Sie denken also an mich, wenn wir nicht online sind und chatten?
Ja.
In Ihrem richtigen Leben? Ihrem zivilen Leben?
Oft erledige ich gerade ganz banale Dinge wie den Geschirrspüler ausräumen oder Radio hören, und dann schieÃt mir etwas durch den Kopf, was Sie gesagt haben, und ich bekomme diesen amüsierten Gesichtsausdruck, worauf meine Frau mich fragt, was denn so lustig sei.
Was sagen Sie ihr dann?
Dass ich im Internet diese Frau kennengelernt habe.
Das sagen Sie nicht.
Nein, aber möglicherweise muss ich das bald.
Kapitel 65
Kelly Cho
liebt es, das Sagen zu haben.
vor 5 Minuten
Caroline Kilborn
ist voll .
vor 32 Minuten
Phil Archer
Hausputz.
vor 52 Minuten
William Buckle
Gimme Shelter â Stones
vor 3 Stunden
»Alice, könntest du bitte mal aufhören, ständig deine Facebook-Seite zu checken? Wenigstens eine verdammte Minute lang?«, fragt Nedra.
Ich stelle mein Handy auf Vibration und schiebe es in meine Handtasche.
»Also, wie ich gerade sagte, ich habe eine groÃe Neuigkeit. Ich werde Kate fragen, ob sie mich heiratet.«
Nedra und ich sehen uns unverbindlich in einem Juweliergeschäft auf der College Avenue um.
»Wie findest du Mondsteine?«, schiebt sie hinterher.
»Ach herrje«, sage ich.
»Hast du gehört, was ich gerade gesagt habe?«
»Habe ich.«
»Und alles, was du dazu zu sagen hast, ist Ach herrje ? Dürfte ich mir den mal ansehen?«, bittet Nedra und zeigt auf einen ovalen Mondstein in einer Achtzehn-Karat-Goldfassung.
Die Verkäuferin reicht ihn ihr, und sie probiert ihn an.
»Zeig her.« Ich schnappe mir ihren Arm. »Ich verstehâs nicht. Gibtâs da was mit Mondsteinen und Lesben? Irgendwas Sapphisches, das mir entgangen ist?«
»Himmelherrgott«, sagt Nedra, »warum frage ich ausgerechnet dich? Du hast null Ahnung von Schmuck. Du trägst ja auch nie welchen. Aber das solltest du wirklich, Schätzchen. Es würde dich ein bisschen aufpeppen.« Besorgt blickt sie mir ins Gesicht. »Immer noch Schlafstörungen?«
»Ich stehe auf den französischen Kein-Make-up-Look.«
»Es tut mir leid, dir das zu sagen, aber der französische Kein-Make-up-Look funktioniert nur in Frankreich. Das Licht dort ist anders. Ach, das amerikanische Licht ist so hart.«
»Warum wollt ihr auf einmal heiraten? Ihr seid seit dreizehn Jahren zusammen. Du wolltest doch früher nie heiraten. Was ist anders geworden?«
Nedra zuckt mit den Achseln. »Keine Ahnung. Eines Morgens sind wir aufgewacht, und es fühlte sich richtig an, unsere Beziehung festzuzurren. Es ist ganz seltsam. Ich weià nicht, ob es was mit dem Alter zu tun hat â die groÃe Fünf, die am Horizont lauert â, aber plötzlich gefällt mir das Traditionelle daran.«
»Die groÃe Fünf lauert nicht am Horizont. Du hast noch neun Jahre vor dir, bevor du fünfzig wirst. Und zwischen Kate und dir läuft doch alles super. Wenn ihr heiratet, werdet ihrâs genauso vermasseln wie der Rest von uns.«
»HeiÃt das, du willst nicht meine Ehrendame sein?«
»Ihr zieht das volle Programm durch? Mit Brautjungfern?«, frage ich.
»William und du, ihr habtâs vermasselt? Wie das denn?«
»Wir haben es nicht vermasselt. Wir sind nur â distanziert. Es war alles unglaublich stressig. Dass er seinen Job verloren hat.«
»Hm. Kann ich den hier anprobieren?« Nedra zeigt auf einen Diamantring im Marquise-Schliff.
Sie steckt ihn auf den Ringfinger, streckt ihren Arm nach vorne und bewundert ihre Hand.
»Ein bisschen aschenputtelmäÃig, aber er gefällt mir. Die Frage ist nur: Kate auch? Alice, du hast heute ziemlich schlechte Laune. Am besten vergessen wir diese Unterhaltung und machen Folgendes: Ich rufe dich morgen an. Du sagst: Hallo, Nedra, was gibtâs Neues? Ich sage: Stell dir vor, ich habe Kate gefragt, ob sie mich heiraten will! Du sagst: Sapperlott â das wurde auch Zeit. Wann suchen wir die Kleider aus? Und kann ich dich zum Tortenprobieren begleiten? « Nedra gibt der Verkäuferin den Ring zurück.
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