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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Publikum?“, erwiderte der ältere Krieger ungerührt. „Ich bin Besseres von dir gewohnt.“ Er zielte sein Chi’a tief, Ni’yo musste springen, um nicht das rechte Bein zu verlieren, schraubte sich über Jivvins Kopf hinweg, außer Reichweite, um den blitzschnellen Attacken seines Feindes zu entgehen. Selbstverständlich hatte Jivvin genau einen solchen Sprung provozieren wollen.
    „Verzeih, ich dachte, ich müsste etwas Rücksicht auf dich nehmen, du wirkst erschöpft.“ Ni’yos Schwert kreiselte um sein Handgelenk, ließ offen, in welche Richtung er attackieren wollte, während er auf Jivvins Bewegungen lauerte.
    „Zu gütig, aber sei unbesorgt, ich komme zurecht. Doch wie ist es mit dir? Du hast deinen Mittagsschlaf versäumt, das ist doch schädlich für kleine Kinder, habe ich gehört?“ Jivvin deckte ihn mit einer Folge von Tritten, Fausthieben und blitzschnellen Schwertfolgen ein, die beiden Kriegern den Atem nahm, sodass er nicht sofort antworten konnte. Schließlich brach Ni’yo aber ohne Rücksicht auf seine eigene Deckung durch, stand seitlich verdreht zu seinem Gegner, die linke Seite ungeschützt. Jivvins Waffe bohrte sich tief in seinen linken Oberarm, glitt dabei durch den Knochen, als wäre er Butter. Ni’yos Schwert aber ruhte nun im Nacken seines Feindes. Die geringste Bewegung von ihm würde genügen, um Jivvin zu enthaupten.
    „Du hast Recht“, keuchte Ni’yo, schaffte es, trotz der Schmerzen und der Anstrengung seine Waffe ruhig zu halten und sogar noch amüsiert die Augenbrauen hochzuziehen. „Es wird Zeit für meinen Mittagsschlaf. Vielleicht solltest du dir auch einen gönnen, alter Mann, für Greise ist so etwas wichtig, habe ich mir sagen lassen. Außerdem bist du tot, falls du es nicht bemerkt hast.“
    „Jetzt, wo du es sagst … du hast da übrigens ein Schwert im Arm. Es gehört mir, glaube ich“, grollte Jivvin. Es war nicht ungewöhnlich, dass Ni’yo das Duell auf diese Weise beendete. Die Bereitschaft, sich unerschrocken selbst zu verletzen und darauf zu vertrauen, dass die besonderen Heilkräfte der Am’churi ihn retten würden, war sein größter Trumpf. Jivvin fürchtete sich nicht vor Kratzern, nahm auch schon mal absichtlich einen Fausthieb oder Tritt hin, um sich dadurch Vorteile zu verschaffen, doch einer Klinge wich er immer aus, wenn es irgendwie ging.
    „Tatsächlich?“, ächzte Ni’yo, blickte scheinbar überrascht auf die Waffe in seinem Arm. „Und ich fragte mich schon, wem dieser Zahnstocher gehören könnte. Willst du es wiederhaben?“
    „Wenn es dir keine Mühe bereitet …“ Auch für Jivvin wurde die Haltung langsam anstrengend, er musste sich unnatürlich zusammenducken, um nicht von Ni’yos Klinge verletzt zu werden.
    „Ich schlage vor, dass du dich ergibst, dann könnte ich mein Chi’a wegstecken und dir deines wiedergeben.“ Jivvin hasste diese schwache Andeutung von Spott in der Stimme seines Feindes. Aus purem Trotz, um seinen Gegner noch ein wenig länger leiden zu lassen, tat er, als müsse er über das Angebot nachdenken.
    Du Ratte, eines Tage verlierst auch du!
    „Nun gut“, murmelte er schließlich zögernd, genoss aber den Anblick, wie Ni’yo der kalte Schweiß über das Gesicht lief. Aber er musste jetzt handeln, sonst würde sein Gegner zu zittern beginnen, die Kontrolle über das Schwert verlieren, vielleicht dabei versehentlich seinen Kopf abtrennen – und das wäre eine lächerliche Art zu sterben. „Dann ergebe ich mich. Du hast ehrenhaft gekämpft, Am’churi“, sprach er die traditionellen Worte, die ein Ehrenduell beendeten.
    „Fehlt da nicht etwas?“, drängte Ni’yo mit höhnischem Funkeln in den Augen, obwohl er langsam in die Knie ging. Sein Chi’a kratzte über Jivvins Haut und schnitt um einen halben Fingerbreit ein.
    „Ah, du meinst den Satz über ich bin geehrt, dir unterlegen zu sein und danke, dass du mein Leben nicht forderst, obwohl es dein Recht wäre ?“
    „Ja, daran dachte ich. Gehört das heute nicht mehr dazu?“
    „Doch. Da ich mich aber nicht geehrt fühle und ganz gewiss nicht dankbar bin – und dein Entwaffnungstrick auch nicht unbedingt mein Verständnis von Ehrenhaftigkeit erfüllt – dachte ich, lasse ich es einfach mal weg. Wenn es dir aber wirklich am Herzen liegt, hol ich es nach.“
    Ni’yo stöhnte leise, als seine eigene Bewegung die Verletzung noch verschlimmerte. Blut strömte über Jivvins Rücken. Ihm war bewusst, dass es jetzt sofort enden musste, dieses Spiel,

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