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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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ihr nicht wissen dürft“, sagte Leruam. Er lächelte, doch aus seinem starren Blick sprachen Trauer und tiefes Bedauern. „Ich kann euch nicht ersparen, was euch erwartet. Ich muss euch ohne Trost und mit leeren Worten gehen lassen. Dies ist mein Schicksal, so wie es das eure ist, für Am’chur zu kämpfen und zu sterben, sollte es sich so fügen.“ Er trat zur Seite und schuf so Platz für die Elfen, die nun wie eine dunkle Flut auf die beiden Krieger niedergingen. Ni’yo stand still. Der Verrat des Großmeisters traf ihn noch härter als der seines Gottes.
    „Am’chur, ist jemals einer derjenigen, die sich opfern mussten, heimgekehrt?“, dachte er panisch. Dutzende Hände griffen nach ihm, fesselten ihn an Armen und Beinen, egal wie sehr er sich zu wehren versuchte. Eigentlich hatte er die Gefangennahme stumm ertragen wollen, doch es war unmöglich. Todesangst ließ ihn schreien, um sich schlagen – vergebens. Er hörte Jivvins Kampf und Niederlage, dicht an seiner Seite. Scharfe Klingen schnitten oberflächlich in die Haut seiner Armbeugen, jemand träufelte brennende Flüssigkeit in die Wunden. Ni’yo fand sich am Boden wieder, Staub drang über seine Lippen in Mund und Nase. Das Lachen seiner Feinde trieb ihn noch einmal zum Widerstand, doch die Fesseln schnitten in seine Haut, und sein Körper versagte ihm den Gehorsam.
    „SOLLTE DIES JEMALS GELINGEN, WIRD DIESES GESETZ UNWIRKSAM“, grollte der Gott in sein schwindendes Bewusstsein. Ni’yo wusste nicht, welches Gift in seinen Adern pulsierte, doch es raubte ihm alle Kraft. Er hörte die Kalesh lachen, hörte das schmerzerfüllte Stöhnen seines Schicksalsgefährten, spürte, wie man ihn gemeinsam mit Jivvin packte und fortschleifte. Dann wusste er nichts mehr.
     
     

11.
     
    Schreie.
    Es dauerte lange, bis Ni’yo verstand, dass diese Schreie kein Teil seiner fiebrigen Träume waren, sondern zur Wirklichkeit gehörten. Noch länger dauerte es, bis er sich erinnerte, warum die Welt sich viel zu schnell drehte und sein gesamter Körper vor Schmerzen glühte. Mühsam schlug er die Augen auf und versuchte zu verstehen, was er nun sah: Dunkle Gestalten wimmelten um ihn herum, viel zu schnell, um sie erkennen zu können. Ni’yo blinzelte einige Male, und begriff, dass es sich um Wölfe handelte, die hinter Schattenelfen herjagten. Stöhnend setzte er sich auf, was auf Grund seiner Fesseln schwierig war, und beobachtete staunend den Kampf. Sämtliche Elfen waren in Aufruhr, verwandelten sich beständig in Schatten, versuchten, den schier unglaublichen Massen von riesigen Wölfen Herr zu werden. Trotz der Fähigkeiten der Kalesh schien der Kampf ausgeglichen, immer wieder gelang es den Wölfen, ihre Gegner niederzureißen. Rasch wurde dem jungen Krieger klar, dass dies keine normalen Tiere sein konnten. Sie waren zu groß, zu schnell, attackierten zu intelligent. Wenn ein Elf zum Schatten wurde, wichen sie ihm mühelos aus und beachteten ihn erst wieder, wenn er zurückkehrte. Das waren Wolfswandler – die Kinder Murias. Die göttliche Schwester von Am’chur lag eigentlich nicht im Streit mit den Schattenelfen, hatte aber offenbar beschlossen, in diesem Fall einzugreifen … Oder aber die Wölfe handelten aus eigenem Antrieb.
    Ni’yo fuhr zurück, als eine Wölfin direkt vor ihm auftauchte, grollend nach seinen Füßen schnappte. Ihr gewaltiger Kiefer verletzte ihn jedoch nicht, sondern zerriss seine Fesseln. Sie sprang um ihn herum, befreite auch seine Hände.
    „Danke!“, flüsterte Ni’yo, suchte den Blick der Wolfswandlerin. Er erkannte sie nicht, dennoch spürte er genau, wen er vor sich hatte. Niemals hätte er geglaubt, noch einmal seiner jüngeren Schwester begegnen zu dürfen, er hatte sie für tot gehalten! Sie fixierte ihn unbewegt, winselte dabei leise, bis er ihr zunickte. „Danke, Lynea. Bring dich in Sicherheit, die Schattenelfen werden zurückschlagen, sobald sie sich gesammelt haben.“  Schwankend kam er auf die Beine, wich einer Gruppe Elfen aus, die von mehreren Wölfen eingekreist worden war. Jivvin war nirgends zu sehen, wie er erst jetzt bemerkte. So schnell seine vom Gift geschwächten Muskeln es zuließen, versuchte er, einen Weg in die Freiheit zu finden. Der gesamte Wald schien lebendig geworden zu sein, denn überall lauerten Elfen, sprangen Wölfe aus den Schatten hervor. Die Kinder Murias befanden sich allerdings schon wieder auf dem Rückzug, heulend und grollend standen sie sich gegenseitig bei, lösten sich aus

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