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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Frag mich nicht, woher das kommt.“
    Plötzlich erinnerte sich Jivvin an die seltsame Wunde. „Ni’yo, bist du wach?“ Er schlug dem jungen Krieger, dessen Bewusstsein schon wieder davon glitt, leicht ins Gesicht.
    „Ni’yo? Wurdest du gestern von einem Pfeil getroffen?“
    „Ja … als ich dich runter gezogen hatte“, wisperte Ni’yo benommen. „Hab ihn rausgerissen … dir danach die Führung überlassen …“
    „War der Pfeil vollständig?“ Jivvin ahnte Böses. Wenn die Spitze abgebrochen sein sollte und die Wunde sich geschlossen hatte, wäre das ein Grund für das Fieber!
    „Weiß nicht …“
    Jivvin zerrte ihn raus aus dem Wasser, legte ihn bäuchlings in das niedrige Gras, das hier am Ufer wuchs, und zog ihm das nasse Hemd über den Kopf.
    „Lass mich …“, wimmerte Ni’yo, versuchte matt, sich zu wehren.
    „Bleib liegen, ich muss das tun!“ Jivvin ahnte, welche Fieberträume ihn zu quälen begannen, hervorgerufen durch seine Nähe, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er hielt ihn mit aller Kraft nieder.
    Dort, wo die Pfeilwunde gewesen war, befand sich nun eine schwarze Anschwellung, während umliegend alles rot entzündet war. Eindeutig, da musste etwas eingeschlossen sein. Warum nur hatte diese Wunde so schnell heilen müssen, während die meisten anderen Verletzungen, die Ni’yo erlitten hatte, immer noch nicht besser aussahen? Ein Naurite hätte darauf sicherlich Antworten gewusst, aber es war nun einmal kein Heiler hier.
    „Sei’s drum. Ni’yo, ich muss schneiden, da steckt eine Pfeilspitze in deinem Rücken. Kannst du stillhalten?“, fragte Jivvin, ohne sich Hoffnung zu machen.
    „Geh weg … bitte, Jivvin, bitte!“
    „Komm schon, Am’churi, wenn du dich wehrst, lande ich vielleicht in deiner Lunge oder zerstöre deine Wirbelsäule, du musst still liegen bleiben!“ Er drehte Ni’yo zu sich um, stützte ihn dabei mit seinem gefesselten Arm. Der Blick des jungen Mannes war glasig, von der Welt entrückt, das Gesicht von Schmerz und entsetzlicher Angst verzerrt.
    „Ni’yo?“
    Ratlos starrte Jivvin ins Leere. Er musste handeln, dann wären alle Probleme rasch beseitigt – zumindest sollte es so sein. Bewusstlos schlagen wollte er Ni’yo nicht, die Gefahr, dass er ihn dabei noch weiter verletzte, war ihm zu groß. Mit einem gezielten Hieb in die Nervengeflechte könnte er ihn lähmen, aber er traute seinem Geschick nicht, nachdem er diese Last mehrere Stunden lang getragen hatte. Zweimal hatte er geschworen, Ni’yo unter keinen Umständen anzugreifen. Ein solcher Eid war heilig, wer ihn brach, wurde von Am’chur verstoßen.
    Ich will ihn ja nicht angreifen, sondern sein verdammtes Leben retten!
    Zögernd legte er Ni’yo zu Boden, platzierte sorgsam beide Hände um den Hals des Fiebernden. Er wollte ihn nicht ersticken, nur durch Druck auf die Schlagadern und Kehle genug Zeit gewinnen, dass er blitzschnell die Wunde aufschneiden konnte. Eine halbe Minute Bewusstlosigkeit würde genügen!
    Entschlossen drückte er zu. Ni’yo riss die Augen auf, fixierte Jivvin mit schmerzlicher Klarheit, klammerte sich verzweifelt um die Hände, die ihm die Luft stahlen. Entsetzen, Schmerz und Wut flackerten über sein Gesicht, gefolgt von Todesangst. Er lief dunkelviolett an, kämpfte kraftlos gegen den Griff seines Feindes. Die Erkenntnis, dass er sich nicht wehren konnte, schimmerte in den dunklen Augen. Er hielt seinen Blick gefangen, und was nun in seinem Gesicht zu lesen war, traf Jivvins bis ins Mark: Dankbarkeit.
    Er ist dankbar, dass ich mein Versprechen halte … ihn ansehe, wenn ich ihn töte … Beinahe hätte Jivvin losgelassen, verzweifelt biss er sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien, bis Ni’yos Augen endlich nach innen rollten und seine verkrampften Hände abglitten.
    So schnell er konnte, warf er seinen Gefährten zurück auf den Bauch, setzte sich auf Ni’yos Rücken, damit die verfluchte Kette ihn nicht behindern konnte, und schnitt tief in die Schwellung hinein. Blut und Eiter strömten ihm entgegen. Hastig suchte Jivvin, bis er Metall blitzen sah und riss die Pfeilspitze heraus. Schon regte sich Ni‘yo unter ihm, versuchte sich gegen den Schmerz und das Gewicht, das ihn niedergedrückt hielt, zu wehren. Jetzt konnte das keinen Schaden mehr anrichten. Jivvin spülte die Wunde, bis kein Eiter mehr zu sehen war, verband sie dann, froh, dass er sich keine Gedanken um Nähte oder saubere Tücher machen musste. Wenn Ni’yos Körper noch

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