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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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geschützt von dichtem Unterholz, riskierte Jivvin, ein Feuer zu entzünden. Damit lenkte er sich noch ein wenig ab, bevor er schließlich widerstrebend kontrollierte, ob sein Gefährte noch lebte.
    Überrascht fuhr er zurück, als er in dunkle Augen starrte – Ni’yo war wach!
    „Hörst du mich?“, fragte er leise, unsicher, ob der junge Mann ihn überhaupt wahrnehmen konnte.
    „Wo sind wir?“
    „Im Wald. Ich habe entschieden, dass wir den langen Weg nehmen.“
    „Arroganter Wichtigtuer“, wisperte Ni’yo mit schwachem Grinsen.
    „Stets zu Diensten, Ehrwürdiger“, spottete Jivvin, unendlich erleichtert, dass offenbar alles weniger schlimm als befürchtet war.
    „Lohnt es sich zu fragen, warum?“ Stöhnend versuchte Ni’yo, seine Kopfwunde zu ertasten, ließ aber zu, dass Jivvin ihn aufhielt.
    „Nimm es hin. Ich frage dafür auch nicht, warum du mich vor dem Pfeil bewahrt hast oder glaubtest, dein Schädel würde einen solchen Schlag besser aushalten als mein eigener.“
    „Gut. Dann sind wir uns ja einig.“ Sichtlich erschöpft schloss Ni’yo die Augen. „Obwohl ich nicht weiß, ob ich glücklich bin. Ich hätte nie gedacht, dass einem so viel auf einmal wehtun kann …“
    „Schlaf einfach. Morgen früh wird es besser aussehen.“ Unsicher setzte sich Jivvin neben ihn nieder.
    „Darf ich nach deinen Wunden sehen?“, fragte er. Ni’yo verkrampfte sich, flüsterte dann etwas, das nach Zustimmung klang.
    „Seit wir zwei aneinandergebunden sind, muss ich ständig deine Amma spielen, ist dir das schon aufgefallen?“, scherzte Jivvin, um es für sie beide leichter zu machen.
    Ni’yo antwortete nicht, entspannte sich aber doch ein wenig. Jivvin hielt einen beständigen Redefluss aufrecht, während er die zahllosen alten und neuen Verletzungen wusch und mit Stoffstreifen verband, die er aus der überzähligen Ersatzkleidung der Kalesh gewann. Am Rücken, etwa auf Höhe der Schulterblätter, fand er eine gezackte Wunde, die ihm erst einmal Rätsel aufgab. Vorsichtig zog er Ni’yo näher zum Feuer hin, betrachtete die Verletzung, die sicherlich nicht von einem Säbel stammte. Eine kleine Wunde in dem Muskelstrang neben der Wirbelsäule, die an den Rändern aussah, als wäre etwas herausgerissen worden.
    „Wurdest du von einem Pfeil getroffen?“, fragte er schließlich, doch er erhielt keine Antwort. Ni’yo war entweder eingeschlafen oder hatte das Bewusstsein verloren. Schulterzuckend reinigte Jivvin schließlich die Verletzung und wickelte Ni’yo in eine der Decken. Egal was es war, es würde heilen. Es war gut, dass sie jetzt endlich etwas Ausrüstung besaßen, die Nacht war kalt und feucht.
    Eine Weile beschäftigte er sich damit, durch die enttäuschend gewöhnlichen Gegenstände zu wühlen. Keine offensichtlichen Gifte, Beschwörungsgegenstände oder Schriftrollen mit erschreckenden Zeichen. Nur Kleidung, Essen, einige Nutzgegenstände. Jivvin kochte Tee aus den gestohlenen Vorräten, flößte Ni’yo einige Schlucke davon ein und trank den Rest.
    Danach beschloss er, sich schlafen zu legen, er war erschöpft von der langen Flucht, und morgen würde es weitergehen. Sollte Ni’yos Zustand sich verschlechtern, konnte er ihm sowieso nicht helfen.
     
    Mitten in der Nacht spürte Jivvin eine Berührung am Arm.
    „Ni’yo?“, fragte er wachsam. Ein leises Stöhnen war die Antwort. Er schüttelte die Müdigkeit ab und richtete sich auf. Das Feuer war erloschen, er konnte fast gar nichts sehen.
    „Was ist los?“
    „Ich … bräuchte mal …“ Ni’yos Stimme klang so beschämt, dass Jivvin sich ausrechnen konnte, wobei sein Gefährte gerade Hilfe brauchte. „Ich kann mich nicht bewegen, alles dreht sich“, murmelte der junge Mann.
    Seufzend schälte Jivvin sich aus seiner Decke, hob Ni’yo hoch und trug ihn einige Schritt abseits des Lagers.
    „Nur pinkeln oder mehr?“, fragte er sachlich.
    „Mehr überlebe ich nicht“, ächzte Ni’yo gequält.
    „Na dann los!“ Jivvin stellte ihn vorsichtig auf die Füße, hielt ihn aber fest an sich gedrückt. Es war zu spüren, wie übel es Ni‘yo erging, er konnte sich nicht aus eigener Kraft aufrecht halten.
    „Wenn das nicht bald aufhört, begehe ich Impulkro“, stöhnte Ni‘yo, während er unkontrolliert zu zittern begann. Schnell griff Jivvin ihm mit der freien Hand in den Schritt, holte Ni’yos Glied hervor, verdrängte dabei die angstvolle Spannung des Kriegers in seinen Armen.
    Augenblicklich überfielen ihn Erinnerungen an den

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