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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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erschreckend wie nur möglich zu wirken. Alle Menschen hatten vor ihm Angst, er war eine widerliche Kreatur. In diesem Glauben lebte er nun schon so lange, dass er gar nicht auf die Idee gekommen wäre, daran zu zweifeln. Genau deswegen hatten Perénn und Kamur ihn doch gefoltert. Nur zu genau erinnerte er sich an den Ekel in ihren Gesichtern, wenn sie ihm das Hemd fortrissen und seine entblößte Haut berühren mussten, um ihn zu fesseln und zu quälen. Dass ausgerechnet Jivvin nun etwas anderes als Abscheu für ihn empfinden sollte, war solch ein unsinniger Gedanke – und so verlockend. Wenn ich es doch nur wüsste …
    Jivvin drehte sich auf den Rücken, sein Atemrhythmus veränderte sich und zeigte, dass er dabei war aufzuwachen. Ohne darüber nachzudenken stellte sich Ni’yo sofort schlafend. Er vertraute sich selbst nicht, ob er es schaffte, die Sehnsucht aus seinem Blick fernzuhalten.
     
    Gähnend setzte Jivvin sich auf, sah sorgenvoll in den Himmel. Es war ein kristallklarer, eisiger Morgen. Offensichtlich hatte in der Nacht der Wind gedreht, brachte nun kalte Nordluft mit sich. Die nächste Nacht würde Frost oder noch Schlimmeres bringen. Ni’yo schlief noch, wie er sich mit einem kurzen Blick überzeugte, bevor er das Feuer wieder entfachte. Hoffentlich heilte er wirklich so gut, wie es aussah, sie mussten heute endlich mal vorwärts kommen und so viel Wegstrecke wie nur möglich schaffen!
    „Guten Morgen“, nuschelte es da an seiner Seite. Ni’yo blinzelte verschlafen zu ihm hoch.
    „Ausgeschlafen?“, spottete Jivvin sanft.
    „Nicht wirklich. Gibt es etwas zu essen?“
    „Sag nur, du hast Hunger? Der Monat ist doch noch gar nicht rum?“
    „Gibt es etwas oder nicht?“, knurrte Ni’yo gereizt.
    „Oha, der hochgeborene edle Herr ist unleidlich? Vergebt mir, Ashin, mein hochwohlgeborener Herr, ich kann Euch kein Frühstück auf Eure seidenen Laken servieren“, stichelte Jivvin weiter.
    „Warte, bis dieser Ashin auskuriert ist, dann hängt er dich mit seidenen Laken an den Zehen auf!“
    „Wenn der Ashin sich nicht benimmt, wird sein untreuer Sklave dafür sorgen, dass er sich niemals wieder erholen wird!“
    Auf diese Weise zankten sie noch ein wenig weiter, während Jivvin Tee kochte und abschätzte, wie lange ihre Essensvorräte noch reichen würden. Sie vermieden alles, was schmerzlich war, sprachen weder über ihre möglichen Verfolger noch über das, was Jivvin getan hatte, um Ni’yo zu retten. Er war froh, dass wieder Leben in diesen tiefschwarzen Augen schimmerte, und nicht nur qualvolle Angst.
    Sie sind schön, diese Augen …
    Innerlich fluchend schob er diesen Gedanken von sich.
    „Kannst du dich setzen?“, fragte er ernst, als das Frühstück fertig war. Ni’yo versuchte es, konnte aber nicht einmal den Kopf heben, ohne dass ihm schlecht wurde.
    „Hm, ich würde sagen, du hast die Wahl, Kleiner: Entweder du lässt dir helfen, als wäre ich tatsächlich deine liebende Amma, oder du verhungerst“, grinste Jivvin ein wenig heiterer, als er sich fühlte. Es machte ihm nichts aus, Ni’yo noch einen Tag länger zu tragen oder ihm beim Essen zu helfen, wenn es notwendig war, aber auf diese Weise würden sie heute wieder nicht weit kommen.
    „Du scheinst große Sehnsucht danach zu haben, eine Amma zu werden. Soll ich dir einige störende Körperteile abschneiden, dann müsstest du dich nur noch gründlich rasieren und könntest vielleicht sogar als Frau durchgehen!“, erwiderte Ni’yo mit ähnlichem Grinsen.
    „Für das Vergnügen, dich für den Rest deines erbärmlichen Lebens damit quälen zu dürfen, dass es allein meine Gnade und Fürsorge war, die dich überleben ließ, spiele ich gerne die Glucke.“ Jivvin bat mit einem stummen Blick um Erlaubnis, zog Ni’yo dann zu sich heran und lehnte ihn mit dem Kopf gegen seine Schulter. Er selbst saß gegen einen Baumstamm, hielt den zitternden jungen Mann mit dem rechten Arm fest umfangen. Es dauerte eine Weile, bis Ni’yo signalisierte, dass der Schwindel und die Übelkeit sich soweit gelegt hatten; dann hielt Jivvin ihm probeweise den Teebecher hin. „Schaffst du’s?“, fragte er leise.
    „Wenn nicht, darfst du mich notschlachten“, murrte Ni’yo, umklammerte den Becher allerdings mit beiden Händen und wirkte nicht allzu geschickt dabei. Immerhin, er konnte alleine trinken und essen.
    „Keine schlechte Idee, uns gehen die Vorräte aus“, brummte Jivvin zurück.
    Schweigend aßen sie gemeinsam, sahen zu, wie die Sonne

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