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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Zwischenfall in der Höhle. Er mochte die glatte, weiche Haut unter seinen Fingern, die Empfindungen, die dabei in seinen Lenden pulsierten …
    „Jivvin!“
    Panik lag in Ni’yos heiserer Stimme. Erschrocken ließ Jivvin das Geschlecht des jungen Mannes los. Wie lange hatte er selbstvergessen so dagestanden? Schnell brachte er den Verletzten zurück, bettete ihn vorsichtig nieder. Die hastigen, unterdrückten Atemzüge seines Gefährten verrieten, wie schlecht es ihm ging. Jivvin wusste, es war seine Schuld.
    „Es tut mir leid“, wisperte er niedergeschlagen. „Ich wollte nicht …“
    „Doch. Du willst“, zischte Ni’yo voller Zorn. „Das war deutlich zu spüren. Ich wusste nicht, dass du so etwas … magst.“
    „Tue ich nicht!“, begehrte Jivvin hastig auf. Es geschah immer wieder, dass zwei Am’churi ihre Liebe füreinander entdeckten. Das war nicht verboten, wurde nur dann ungern gesehen, wenn es dazu führte, dass die Krieger sich nicht auf ihre Pflichten konzentrierten. Meistens aber verließen sie freiwillig den Tempel. Jivvin hatte nie verstanden, warum, hatte nichts Ehrenrühriges an Liebe gesehen, selbst, wenn sie nicht den gewohnten Bahnen folgte. Aber wenn er sich vorstellte, dass irgendjemand glaubte, er selbst wäre ungewöhnlich in dieser Hinsicht, dann wurde ihm klar, was diese Krieger bewegt hatte.
    „So bin ich nicht. Es ist nur … ich weiß nicht. Es tut mir leid.“
    „Schon gut.“
    „Nein, ist es nicht“, murmelte Jivvin. „Ich weiß, dass du Alpträume hast, ich hätte …“
    „Bitte, hör auf“, flüsterte Ni’yo. „Hör einfach auf, mir ist schlecht, ich habe Schmerzen, ich will das jetzt nicht.“
    „Wie du willst. Ich schwöre, du hast nichts vor mir zu befürchten. Ich werde dich nicht angreifen oder irgendetwas tun, das dir schadet, das verspreche ich.“
    „Ebenso“, erwiderte Ni’yo schwach. Eine Weile lang hörte Jivvin ihn noch leidvoll kämpfen, dann lag er still.
    Er selbst blieb zurück mit seiner Schuld. Schuld und Lust, die sich nicht verdrängen lassen wollte.

21.
     
    Als Jivvin aufwachte, stand die Sonne bereits recht hoch am Himmel. Fluchend warf er die Decke von sich, zu dieser Stunde hatte er bereits viele Meilen von hier entfernt sein wollen! Die Kette spannte sich schmerzhaft, was ihn daran erinnerte, dass er nicht alleine war. Nervös blickte er zu Ni’yo herüber und erschrak: Der junge Am’churi lag zitternd unter seiner Decke, die Augen geschlossen. Schweiß perlte auf dem fahlen Gesicht, es war offensichtlich, dass er hoch fieberte. Jetzt spürte Jivvin auch die Hitze, die von ihm ausstrahlte. Verwirrt starrte er seinen Gefährten an. Am’churi fieberten nicht. Sie wurden niemals krank, und eine Verletzung mochte eitern, wenn sie nicht gereinigt wurde, aber das führte nicht zu Fieber, nur zu Schmerzen.
    Ob Ni’yo so geschwächt war, dass er jetzt schon wie ein normaler Mensch reagierte? Jivvin beschloss, das Lager erst einmal abzubrechen und einen Fluss zu suchen. Er hatte keine Erfahrung mit Fieberkranken, aber kaltes Wasser war da gewiss kein Fehler.
    Irgendwie mache ich seit Tagen nichts anderes. Ni’yos sterbenden Körper durch die Lande tragen, nicht vorwärts kommen und ununterbrochen nach Wasser suchen. Wurden wir von einem Wasserdämon verflucht?, dachte er zynisch. Rasch packte er die Ausrüstung so zusammen, dass alles in einen Rucksack passte, schnallte ihn sich auf den Rücken und hob Ni’yo hoch, einen Arm im Rücken, den anderen unter den Kniekehlen des Bewusstlosen. So würde er nur langsam und auch nicht lange laufen können, egal, wie leicht der Mann war, aber Ni’yos Zustand beunruhigte ihn so sehr, dass er einen Blick auf ihn halten wollte.
    Über Stunden schleppte er sich vorwärts, bis er einen Wasserlauf fand. Ni’yos Körper war mittlerweile so heiß, dass er zu brennen schien. Besorgt ließ Jivvin ihn in den eisigen Bach gleiten, hielt seinen Kopf fest, damit er nicht ertrinken konnte und wartete ab. Nach wenigen Augenblicken wurde aus dem leichten Zittern ein regelrechter Schüttelkrampf. Jivvin war unsicher – rausholen? Frieren lassen?
    Ich bin ein Krieger, verdammt, kein Heiler!
    Stöhnend kam Ni’yo zu sich.
    „Jivvin?“, hauchte er, kaum hörbar.
    „Bin hier. Du hast Fieber, ich versuche es zu senken. Weißt du, ob das so richtig ist?“, rief Jivvin hektisch.
    Verwirrt blickte Ni’yo zu ihm hoch. „Fieber? Am’chur … es ist kalt“, bibberte er.
    „Du verbrennst, so heiß wie du bist.

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