Die Ehre der Am'churi (German Edition)
Bauch erhalten, der mit etwas Glück nicht zu sehr in die Tiefe ging …
Doch Ni’yo gehorchte dem Kommando nicht. Mit einem lauten Aufschrei wirbelte der junge Am’churi herum, tötete einen Kalesh, brachte sich vor Jivvin, enthauptete den Gegner, der auf Jivvins Bein zielte – und brach leblos in sich zusammen, von einem Krummsäbel am Kopf getroffen, den Jivvin erst jetzt bemerkte, da er durch die Luft geschleudert worden war. Diese Klinge hätte seinen Hals durchbohrt!
Fassungslos starrte er auf seinen Gefährten. Sein Feind, der ihm das Leben bewahrt hatte. Ni’yos Gewicht zerrte an der Fessel, behinderte Jivvin, aber das spürte er nicht einmal.
Tosende Wut, alles verschlingender, feuriger Zorn, Am’churs entfesselte Gewalt kochte in seinen Adern. Jivvin hörte das Brüllen des Drachengottes, wusste nur am Rande seines Bewusstseins, dass er selbst es ausgestoßen hatte. Er hob Ni’yo über seine Schulter und warf sich ohne zu denken, zu planen oder irgendetwas wahrzunehmen auf seine Gegner.
„AM’CHUUUUUUR!“, brüllte er, und dieses Wort bedeutete Tod. Dann versank seine Welt in Raserei, und er wusste nichts mehr.
20.
Als Jivvin wieder zu sich fand, stand er inmitten von Leichen. Die überlebenden Kalesh flohen, rannten um ihr Leben vor dem Zorn des Am’churi. Seine vernichtende Wut konnte nicht lange angehalten haben, noch hörte er die panischen Schreie der Unglücklichen.
Es kümmerte ihn nicht, interessierte ihn einfach nicht. Behutsam ließ er Ni’yo zu Boden sinken und kniete neben ihm nieder. Er fühlte nichts, war innerlich leer. Sein unüberwindbarer Feind. Ni’yos Gesicht war von Blut überströmt, wirkte dadurch vollkommen fremd.
„Warum musstest du mich retten?“, flüsterte Jivvin. Mit mechanischen Bewegungen legte er Ni’yos gefesselten Arm zurecht, sodass er ihn mit einem Schlag durchtrennen konnte. „Warum? Am’chur! Zweimal … warum musstet du das tun? Warum nur?“
Langsam hob er die Waffe. Tief atmete er ein, holte aus – und erstarrte. Hatte Ni’yo sich bewegt? Hastig ließ er den Säbel fallen, suchte nach dem Puls. Tatsächlich, das Herz schlug unter seinen Fingern, schwach und viel zu schnell. Eine kurze Untersuchung der Kopfwunde zeigte, dass Ni’yo mit der flachen Seite des Säbels getroffen worden war, er blutete nur aus einem oberflächlichen Schnitt. Allerdings ertastete Jivvin eine Unebenheit. Ob der Schädel gebrochen war? Zögernd öffnete er ihm die Lider und fand beide Pupillen riesig und starr.
Ratlos starrte Jivvin auf den Bewusstlosen nieder. Ni’yo war schwer verletzt. Es wäre klüger, ihn von seinem Leid zu erlösen. Selbst, wenn er wieder erwachte, war er danach vielleicht nicht mehr der Alte, sondern gelähmt, blind, oder geistig umnachtet. Jivvin hörte Rufe. Die Kinder des Kalesh würden bald zurückkehren und seine Spur aufnehmen, möglicherweise rotteten sie sich gerade zusammen! Nur ein Wahnsinniger würde einen solch schwer verwundeten Mann mit sich nehmen. Einen Feind, der einen nur behinderte, selbst wenn er auf eigenen Beinen lief.
Ein Krieger, der Jivvins Leben zweimal hintereinander gerettet hatte, der selbst den puren Irrsinn gewagt hatte, um seinen Gefährten aus einem Wasserfall zu ziehen.
„Anscheinend ist nicht nur deine Neigung zum Unglück ansteckend, sondern auch die zur Dummheit“, murmelte Jivvin und steckte den Säbel zurück in die Scheide. Er hob Ni’yos leblosen Körper über die Schulter, griff wahllos nach zwei Tragebeuteln gefallener Kalesh und rannte los. Blindlings sprang er in ein Dickicht. Dahinter fiel das Gelände steil ab, Jivvin landete geschickt, mit den Füßen voraus, rutschte den Hang hinunter. Über sich hörte er die Elfen brüllen, die nach seinen Spuren suchten.
Kommt nur! Jeder, der sich in meine Reichweite wagt, ist tot!, dachte er grimmig. Ni’yo stöhnte leise, als er durchgeschüttelt wurde.
Lass es mich nicht bereuen! Erwache als die Ratte, die du immer warst, oder stirb als Am’churi!
Er ignorierte die Erschöpfung, die an ihm zerrte. Dafür war jetzt keine Zeit.
Es herrschte bereits tiefe Nacht, als Jivvin endlich wagte, eine Rast einzulegen. Schon seit Stunden hatte er nichts mehr von seinen Verfolgern gehört. Vielleicht hatten sie die beiden Am’churi zurücklassen und sich wieder auf ihre eigenen Ziele konzentriert, wo auch immer die liegen mochten.
Er breitete ungelenk die Decken aus den gestohlenen Beuteln aus und legte ächzend Ni’yo zu Boden. Hier,
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