Die Ehre der Königin
er, »aber …«
»Entschuldigen Sie sich nicht, Lord Mayhew«, entgegnete Harrington und nahm am Tisch Platz. Auf einen Wink des Protectors stellte ein Diener einen hohen Hocker neben sie und trat mit mehr Hast als Würde zurück, als sie den Baumkater darauf absetzte. »Es wäre mir eine Ehre, Sie persönlich in meinem Schiff herumzuführen, wenn die Umstände es erlauben. Ich bin ziemlich stolz auf sie.«
»Darauf möchte ich wetten!« rief Michael neiderfüllt. »Ich habe alles über ihre Klasse gelesen, was ich in die Hände bekommen konnte, und Cousin Bernie sagt …« Er verstummte; seine Begeisterung war plötzlich gedämpft. Harrington warf ihm ein trauriges Lächeln zu.
»Ich bedaure sehr, daß ich Hochadmiral Yanakov nur flüchtig kennengelernt habe, Lord Mayhew, aber Botschafter Langtry sagte mir, er und Admiral Courvosier seien sich sehr nahegekommen. Ich glaube, Admiral Courvosier empfand tiefen Respekt vor ihm, und ich hoffe, daß wir die Chance bekommen, Sie an Bord zu holen, damit Sie sich persönlich ein Bild von den Fähigkeiten der Fearless machen können.«
Der Protector lehnte sich zurück und ließ die Diener Wein ausschenken. Er nickte für sich. In Harringtons Stimme war nichts von der Schrillheit und Herausforderung zu spüren, mit denen er gerechnet hatte, seit er von dem ›Ultimatum‹ erfuhr. Er hatte vermutet – vielleicht sogar gehofft –, daß die Befürchtung des Rates übertrieben sei, sie könnte Grayson tatsächlich im Stich lassen; nun war er sich dessen sicher.
Die Diener beendeten das Servieren der Vorspeisen, und Mayhew beugte den Kopf, um sich betend zu bedanken – nicht nur für das Mahl.
Als das Abendessen voranschritt, verschwanden die letzten Reste von Honors innerer Anspannung. Die Familie ihres Gastgebers wirkte trotz der Wächter in den Ecken und dem sauergesichtigen Sicherheitscaptain am Stuhl des Protectors vollkommen gelöst. Sie wußte, daß Queen Elisabeth mit ähnlicher Aufmerksamkeit beschützt wurde, nur erlaubte der technische Stand Manticores eine weit weniger offensichtliche Bewachung. Honor hätte es keinen Spaß gemacht, so zu leben, doch sie nahm an, daß alle Herrscher sich mit solchen Dingen abzufinden hatten, ganz gleich, wie beliebt sie auch waren.
Außer den Wächtern gab es kein Anzeichen, daß ihre Gegenwart diesen Menschen das Gefühl der Bedrohung gab. Der Protector war jünger, als sie erwartet hatte – wenigstens zehn Jahre jünger als sie, vermutete sie, wenn sie in die Überlegung einbezog, daß es auf Grayson keine Lebensverlängerung gab –, doch seine entwaffnende Konversation verbarg weder sein Selbstbewußtsein noch seine Autorität. Sein Bruder hingegen war jemand, den Honor perfekt verstand. Junge Hüpfer wie ihn hatte sie auf Saganami Island zu Dutzenden kennengelernt.
Doch wirklich überrascht war sie über die Frauen des Protectors. Sie wußte, daß Benjamin und Michael Mayhew Schulen auf anderen Welten besucht hatten; es dauerte aber nicht lange, bis Honor klar war, daß Katherine Mayhew wesentlich höher gebildet war als sie selbst – auf nicht-technischen Gebieten zumindest. Elaine war die jüngere und neigte dazu, sich der zierlichen Mitfrau unterzuordnen – sie war mit Sicherheit die traditionalistischere von beiden –, aber sie wußte sich trotzdem sehr gewandt auszudrücken. Im Lichte von Honors eigenen Erfahrungen mit den Graysons war dies sehr ermutigend, und obwohl sie nicht einschätzen konnte, wie typisch oder untypisch der Haushalt des Protectors nun war, begann sie zu vermuten, wie es kam, daß Admiral Courvosier sich mit Admiral Yanakov angefreundet hatte, obwohl der Hochadmiral sich ihr gegenüber doch so steif verhalten hatte.
Ganz eindeutig hatte der Gastgeber beschlossen, daß das Geschäftliche – und jede potentielle Unerfreulichkeit – bis nach dem Essen zu warten habe. Freundliche Konversation wurde gepflegt, während sie sich durch das üppige Mahl arbeiteten, doch es wurde hauptsächlich über die Unterschiede zwischen Grayson und Manticore geredet. Lord Mayhew und Elaine Mayhew waren fasziniert, als Honor um einen Teller für Nimitz bat. Der Sicherheitschef wirkte, als wollte er platzen, doch Lord Mayhew und seine Schwägerin wechselten sich ab, Nimitz Häppchen zuzustecken – welche der Kater als angemessenen Tribut entgegennahm. Er zeigte sich, was seine Manieren betraf, von der besten Seite. Selbst als Elaine seine Vorliebe für Sellerie entdeckte, beherrschte er sich und
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