Die Ehre der Königin
verzehrte die knackigen Stauden trotz seiner Fleischfresserzähne sauber und ordentlich. Nimitz’ Behagen in Gegenwart dieser Leute war für Honor äußerst beruhigend. Sie hatte ihn aus mehreren Gründen mitgebracht; zum einen natürlich aus Prinzip, vor allem aber seiner empathischen Sinne wegen, denn schon seit langer Zeit verließ sie sich auf ihn als Barometer für die Emotionen ihrer Gegenüber.
Schließlich ging das Mahl zu Ende. Die Diener zogen sich zurück und ließen die Familie des Protectors mit ihrem Gast und den Wächtern allein.
Mayhew lehnte sich zurück und betrachtete Honor nachdenklich.
»Wie komme ich nur zu der Vermutung, Captain Harrington, daß die … äh, Überzeugungskraft, die Sie bei der ›Bitte‹ um dieses Treffen an den Tag legten, ein wenig … übertrieben war?«
»Übertrieben, Sir?« fragte Honor unschuldig. »Nun, vielleicht haben Sie recht. Andererseits glaubte ich, Ihre Aufmerksamkeit erregen zu müssen.«
Captain Fox trug die steinerne Miene eines Mannes zur Schau, der gewöhnt ist, Diskussionen sensiblen Inhalts zu hören, die ihn nichts angingen; dennoch zuckten seine Lippen.
»Es ist Ihnen gelungen, das kann ich Ihnen versichern«, entgegnete Mayhew trocken. »Nun, da Sie sie besitzen, was genau kann ich für Sie tun?«
»Das ist sehr einfach, Sir«, antwortete Honor. Sie hatte beschlossen, die Sache beherzt und unumwunden anzugehen. »Um mein Geschwader zur Verteidigung Ihres Planeten hinreichend effektiv einsetzen zu können, benötige ich die Kooperation Ihres Oberkommandos. So fähig und entschlossen Ihre Befehlshaber auch sein mögen, sie sind einfach nicht mit den Fähigkeiten meiner Schiffe vertraut und können sie ohne enge Zusammenarbeit und Koordination nicht zum besten Nutzen einsetzen.«
»Ich verstehe.« Mayhew sah sie eindringlich an und wölbte eine Augenbraue. »Entnehme ich Ihren Worten richtig, daß diese Kooperation Ihnen verweigert worden ist?«
»Jawohl, Sir, das ist richtig«, antwortete Honor mit unbewegter Stimme. »Mit Commander Brentworth hat Admiral Garret mir einen sehr guten Verbindungsoffizier zugeteilt, doch ich besitze nur höchst oberflächliche Daten über Ihre verbleibende Flottenstärke. Darüber hinaus hat der Admiral Befehle für den Einsatz meiner Schiffe erteilt, die von ihren Fähigkeiten nur sehr schlechten Gebrauch machen.«
»Er hat Befehle erteilt?« Mayhews Stimme wies plötzlich einen beunruhigenden Beiklang auf; auf Honor wirkte er nicht aufgesetzt.
»Jawohl, Sir. Der Fairneß halber muß dazu erwähnt werden, daß er wohl annahm, ich stellte meine Schiffe unter sein Kommando, als ich über Botschafter Langtry Ihre Regierung von meiner Absicht unterrichtete, bei der Verteidigung Graysons zu helfen.«
»Wollten Sie sich denn dem Admiral unterstellen?«
»Allerdings – jedenfalls so weit, daß ich meine Schiffe in einen existierenden Verteidigungsplan einreihe. Der Plan, den der Admiral entwickelte, ist meiner Meinung nach jedoch weit entfernt davon, ideal zu sein, und der Admiral weigert sich, ihn mit mir zu besprechen.«
»Nach allem, was Admiral Courvosier und die Madrigal für uns getan haben?« brach es aus Lord Mayhew hervor. Wütend sah er seinen Bruder an. »Ich hab’ dir doch gesagt, daß Garret seinen Hintern nicht von seinem Ellbogen unterscheiden kann, Ben! Er weiß genau, wie dringend wir Captain Harringtons Schiffe brauchen, damit wir überhaupt eine Chance haben, aber er ist nicht bereit, es zuzugeben, wenn es bedeutet, daß er sich von einer Frau Befehle erteilen lassen muß. Cousin Bernie hat immer gesagt …«
»Ja, das weiß ich, Mike«, unterbrach ihn der Protector und sah Honor offen an. »Dann kann ich davon ausgehen, daß der tatsächliche Zweck unseres Treffens darin bestand, daß Sie mich bitten wollten, Admiral Garret zu befehlen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten?«
»Jawohl, Sir, mehr oder weniger.«
»Sie meinen wohl eher ›mehr‹ als ›weniger‹, nehme ich an.« Der Protector stützte den rechten Ellbogen bequem auf die Armlehne. »Wenn ich ihm befehle, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, dann wird er den Befehl erfüllen – wenigstens offiziell –, aber er wird nie vergessen, daß Sie ihn übergangen haben, um den Befehl zu erreichen, Captain.«
»Protector Benjamin«, erwiderte Honor in ruhigem Ton, »was Sie innerhalb Ihrer Navy tun, geht mich nichts an. Mir geht es allein darum, diesen Planeten zu beschützen, weil ich glaube, dabei im Einklang mit den Wünschen meiner Königin
Weitere Kostenlose Bücher