Die Ehre der Königin
Truman verneinte mit einem Kopf schütteln.
»Das war auch mein erster Gedanke, als wir noch glaubten, es handle sich um echte Palastgardisten. Waren es aber nicht. Es waren Mitglieder einer Organisation, die sich die ›Bruderschaft von Makkabäus‹ nannte, eine Art fundamentalistischer Untergrund, von dessen Existenz niemand etwas wußte.« Truman zögerte und runzelte die Stirn. »Ich weiß noch nicht, ob ich wirklich glauben soll, daß niemand etwas davon geahnt hat.«
»Ich glaube es aber, Ma’am.« Venizelos wandte sich Honor zu. »Ich habe die planetaren Nachrichten ein wenig intensiver verfolgt, als Commander Truman es tun konnte, Skipper. Abgesehen von einem recht blutigen Video«, er sah sie ein wenig seltsam an, »bestehen die Nachrichten aus Mutmaßungen, in die sich eine kräftige Dosis Paranoia mischt. Aber eine Sache scheint ganz klar zu sein: Dort unten hat niemand je von ›Makkabäern‹ gehört, und keiner weiß, was sie vorhatten.«
Honor nickte verstehend. Es war nicht weiter überraschend, daß die Graysons nun so durcheinander waren. Tatsächlich wäre sie erstaunt gewesen, hätte sie etwas anderes gehört. Doch solange Protector Benjamin unverletzt war, gab es noch eine Regierung, und im Augenblick hatte sie nicht die Zeit, sich um mehr Gedanken zu machen.
»Die Evakuierung?« fragte sie Truman.
»Ist im Gange«, wurde ihr versichert. »Die Frachter sind vor einer Stunde aufgebrochen, und ich habe ihnen die Troubadour als Eskorte bis zur Hypergrenze mitgegeben, um ganz sicherzugehen. Ihre Sensoren sollten dem Konvoi genügend Vorwarnzeit verschaffen, um vor der Transition allen Bogeys auszuweichen.«
»Gut.« Honor strich sich über die rechte Wange. Auf dieser Seite des Gesichtes schmerzten ihr mittlerweile die Muskeln von der Anstrengung, ihren Kiefer nur zu bewegen. Allein der Gedanke, etwas zu kauen, verursachte ihr leichte Übelkeit.
»Haben die Masadaner sich gerührt?« fragte sie dann.
»Nein. Wir wissen, daß sie von unserer Anwesenheit informiert sind, und ich hätte eigentlich erwartet, daß sie irgend etwas versuchen würden, aber wir haben nichts von ihnen gesehen.«
»Und Command Central?«
»Von dort keinen Pieps, Ma’am«, antwortete Venizelos. »Commander Brentworth ist noch immer an Bord, aber selbst er bekommt im Augenblick nicht viel aus ihnen heraus.«
»Das ist nicht weiter verwunderlich, Honor«, warf Truman ein. »Wenn diese Verrückten es tatsächlich geschafft haben, die graysonitische Palastgarde zu unterwandern, dann muß das Militär sich ebenfalls Gedanken über Maulwürfe machen, zumindest, bis bekannt ist, wie weite Kreise diese Verschwörung wirklich gezogen hat. Ich wäre nicht allzu erstaunt, wenn irgendein Idiot bereits die Theorie verbreiten würde, daß die Vernichtung ihrer Navy Teil von einem ›machiavellistischen Verrat des Oberkommandos‹ sei und der Vorbereitung des Anschlags gedient habe.«
»Damit stehen wir also mehr oder weniger allein da«, sagte Honor noch langsamer, als ihr wunder Mund erforderte. »Was ist mit dem Alpha-Emitter der Troubadour ?«
»Die graysonitischen Werfttechniker haben Alistairs ursprüngliche Schätzung bestätigt«, antwortete Truman. »Der Emitter ist völlig hin und irreparabel. Die Warshawski-Technik der Graysons ist noch schlechter, als ich dachte, und deswegen vertragen sich ihre Komponenten einfach nicht mit unseren. Ihre Standard-Impeller sind unseren dagegen verhältnismäßig ähnlich. Lieutenant Anthony hat sich mit dem leitenden graysonitischen Schiffsbauer zusammengesetzt, bevor ich die Troubadour zum Frachterschutz abkommandierte. Wenn sie zurückkehrt, werden die Graysons ihre Beta-Emitter so weit umgebaut haben, daß mit ihnen die beschädigten Beta- und Alpha-Emitter ersetzt werden können. Die Troubadour wird weiterhin keine Warshawski-Segel haben, aber ihre Maximalbeschleunigung wird wieder fünfhundertundzwanzig Ge betragen.«
»Wie lange dauert der Umbau?«
»Anthony veranschlagt zwanzig Stunden; die Graysons sagen fünfzehn. In diesem Fall glaube ich, daß die Graysons besser liegen, denn Anthony war alles andere als beeindruckt von ihren technischen Möglichkeiten und neigt dazu, sie zu unterschätzen.«
Honor nickte und hielt die Hand zurück, bevor sie ihr wieder das Gesicht massieren konnte.
»Gut. Wenn wir so lange auf die Troubadour verzichten können, dann …«
Das Terminal vor Honor piepte, und sie drückte auf den Annahmeknopf. »Ja?«
»Captain, ich habe eine
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