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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gerüttelt Maß an Nerventransplantationen nötig sein, aber die geschädigte Stelle ist eng begrenzt, und damit sollte der Eingriff Routine sein. Es wird eine langwierige Angelegenheit sein, und ich würde sie nur ungern durchführen, aber jemand wie Ihr Vater müßte problemlos damit zurechtkommen. In der Zwischenzeit kümmere ich mich mit Eiltherapie um die gebrochenen Knochen und den Gewebeschaden.«
    »Un’ m’n Au’e?«
    »Sehr schlecht, Ma’am«, antwortete der Schiffsarzt, ohne mit der Wimper zu zucken. »Im menschlichen Auge gibt es eine Unzahl an Blutgefäßen. In Ihrem Fall sind die meisten davon geplatzt, und da Sie die Kontrolle über die Muskeln verloren, konnte sich Ihr Auge nicht schließen, als Sie auf den Teppich prallten. Die Hornhaut weist tiefe Kratzer auf, und Splitter – aus Glas und Porzellan – haben sie durchdrungen und sind in den Augapfel gelangt.« Sie starrte ihn mit dem gesunden Auge an, und er erwiderte den Blick ungerührt.
    »Ich bezweifle, daß das Auge zu retten ist, Ma’am. Auf keinen Fall könnten Sie damit mehr tun als zwischen Licht und Dunkelheit unterscheiden. Sie benötigen ein Transplantat, eine Regeneration oder eine Prothese.«
    »Ich r’g’neriere nich’.« Sie ballte die Fäuste – sie haßte ihre undeutliche Aussprache. »M’ne Mutt’r hat m’n Prof’l vor Jahr’n üb’rprüfd.«
    »Na, es gibt ja immer noch Transplantate, Skipper«, beruhigte Montaya sie, und sie zwang sich zu einem Kopfnicken. Die meisten Menschen konnten sich die relativ neu entwickelten Regenerationstechniken zunutze machen; Honor gehörte zu den dreißig Prozent, die dazu nicht in der Lage waren.
    »W sieht m’n G’sicht s’nst aus?« fragte sie.
    »Schrecklich«, erklärte Montaya ohne Umschweife. »Die rechte Hälfte ist in Ordnung, die linke ist verwüstet, und Sie haben noch immer Blutungen. Ich habe die größten Ödeme trockengelegt, und die Koagulantien sollten den Rest erledigen, aber um ehrlich zu sein, Skipper, Sie können sich glücklich schätzen, daß Sie in der Gesichtshälfte kein Gefühl haben.«
    Sie nickte erneut, denn sie wußte, daß er die Wahrheit sagte. Sie richtete sich in eine Sitzstellung auf. Montaya und Venizelos sahen einander an, und der Arzt wirkte, als wollte er protestieren. Dann trat er achselzuckend zurück und ließ sie in den Spiegel an der Schottwand hinter sich schauen.
    Obwohl sie gewarnt war, erschreckte sie der Anblick. Ihr blasser Teint und der erschreckend weiße Verband auf dem linken Auge machten das Bleigrau, Schwarz und Scharlachrot der Wunde nur doch deutlicher. Sie sah aus, als hätte sie einen Schlag mit einem Streitkolben bekommen – was in gewisser Weise auch geschehen war. Doch mit Bestürzung erfüllte Honor die vollkommene, leblose Unbeweglichkeit ihrer linken Gesichtshälfte. Ihre gebrochene Nase pochte dumpf und fast unterschwellig; die rechte Wange fühlte sich durch eine Art sympathetischer Reaktion gestrafft an; nach links hörte der Schmerz auf. Er verebbte nicht – er hörte einfach auf, und dort stand ihr Mundwinkel halb offen. Sie versuchte, ihn zu schließen, die Wangenmuskeln zu spannen, und es geschah überhaupt nichts.
    Sie starrte in den Spiegel, bis sie den Anblick akzeptiert hatte – sie redete sich dabei ein, Montaya habe recht; wie auch immer es aussehe, es komme schon wieder in Ordnung –, doch alle Selbstsicherheit war nur ein sehr schwacher Schild gegen die Abscheu, die sie bei ihrem eigenen Anblick empfand.
    »Hab’ sch’n be’r ausg’hn«, sagte sie und beobachtete wie vom Donner gerührt, wie die rechte Seite ihres Mundes und ihres Gesichtes sich ganz normal bewegten. Sie holte tief Luft und versuchte es erneut, diesmal sehr langsam. »Hab’ schon besser ausgesehen«, brachte sie hervor, und obwohl es noch immer eigenartig und zögerlich klang, klang es doch wenigstens nach ihr .
    »Ja, Ma’am, das ist wohl wahr«, stimmte Montaya zu.
    »Gut.« Sie löste den Blick vom Spiegel und sah Venizelos an. »Dann kann ich genausogut aufstehen, schätze ich.«
    Diese Worte sprach sie fast mit gewohnter Klarheit aus. Wenn sie sich stets daran erinnerte, daß sie langsam und betont sprechen mußte, würde es vielleicht gar nicht so schlimm sein.
    »Das halte ich für keine gute I …«, setzte Montaya an.
    »Skipper, Sie können doch unmög …«, begann Venizelos gleichzeitig, aber beide verstummten, als sie die Beine über die Bettkante schwang. Sie stellte die Füße aufs Deck; Montaya streckte

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