Die Ehre der Königin
nicht die richtige Zeit und nicht der richtige Ort, ihn zu beginnen.
Allerdings begannen Kriege häufig anderswo und zu anderer Zeit, als ›der Plan‹ vorgab. Theisman straffte die Schultern und wandte sich vom Display ab.
»Verbinden Sie mich mit Admiral Franks, Al.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich, Commander!« schnaubte Admiral Ernst Franks herablassend.
»Admiral, ich sage Ihnen, Harrington und ihre Schiffe befinden sich dicht hinter den Graysons.«
»Selbst wenn Sie recht hätten – und das glaube ich nicht im geringsten –, werden unsere Waffen hier auf Blackbird den Ausgleich schaffen. Wir werden Harringtons Verbündete vernichten, dann wenden wir uns ihr zu und erledigen sie ebenfalls.«
Theisman mußte sich schwer im Zaum halten. »Admiral, die Schiffe wären nicht hier, wenn sie nicht wenigstens ungefähr wüßten, womit sie es zu tun haben. Das bedeutet …«
»Das bedeutet nichts , Commander.« Franks verengte die Augen zu Schlitzen. Ihm waren Gerüchte darüber zu Ohren gekommen, wie dieser Heide sein Gefecht mit dem Madrigal beurteilte. »Unsere Raketen kommen aus Ihren Arsenalen. Sie kennen ihre Brenndauer und Reichweite – und Sie wissen, daß nichts, was das Apostat aufbieten könnte, die Raketen aufhalten wird!«
»Sie hätten es aber nicht mit graysonitischen Abwehrsystemen zu tun, Sir«, entgegnete Theisman am Rande der Verzweiflung, »und wenn Sie der Meinung sind, daß die Nahbereichsabwehr des Madrigal schwer zu durchbrechen war, dann würden Sie nicht einmal darüber nachdenken wollen, was ein Schwerer Kreuzer der Star-Knight -Klasse anrichten kann!«
»Ich glaube nicht, daß Harrington hinter der Formation ist!« fuhr Franks ihn an. »Im Gegensatz zu Ihnen weiß ich genau, welche Daten dem Apostat in die Hände fallen konnten, und ich lasse mich nicht von Schauergeschichten einschüchtern! Dieser Vorstoß ist eine Sondierung, bei der man wilden Gerüchten nachgeht, die jemand von jemandem gehört hat, der sie von wieder jemand anderem gehört hat. Das Apostat würde nicht wagen, die Schiffe dieses heidnischen Miststücks von Grayson abzuziehen, um Gerüchten hinterherzulaufen; vor allem, wenn es nicht wissen kann, daß der Donner während ihrer Abwesenheit den Planeten nicht beschießen kann.«
»Und was, wenn Sie unrecht haben, Sir?« fragte Theisman mit erstickter Stimme.
»Ich habe nicht unrecht! Doch selbst wenn ich unrecht hätte, sind alle Vorteile auf unserer Seite. Wir schießen die Schiffe des Apostats zusammen, dann überwältigen wir Harrington mit Beschuß auf kurze Distanz, genau so, wie wir es mit dem Madrigal gemacht haben!«
Theisman verbiß einen Fluch zwischen den Zähnen. Wenn Harrington dort draußen war, war der Plan des Admirals der reinste Selbstmord.
Beim Angriff auf einen dämlichen Zerstörer haben die Manticoraner Franks den Arsch bis zwischen die Ohren getreten – was glaubt der Kerl denn, was zwei Kreuzer mit ihm anstellen werden!?
Aber man konnte mit dem Mann nicht streiten. Franks hatte sich zuviel Kritik bezüglich seiner vorherigen Taktik gefallen lassen müssen und bestand nun halsstarrig darauf, daß nur die überlegene Reichweite der Raketen von der Madrigal und die Ausfälle, die sie seinem Verband bereits außerhalb der Gefechtsentfernung zugefügt hatten, für seine schweren Verluste verantwortlich wären. Diesmal aber besaß er den Reichweitenvorteil der Blackbird-Basis, und er war entschlossen zu beweisen, daß er von Anfang an recht hatte.
»Wie lauten Ihre Befehle, Sir?« verlangte Theisman knapp zu wissen.
»Der Kampfverband formiert sich wie geplant hinter Blackbird. Die Raketenwerfer der Basis werden angreifen, sobald das Geschwader des Apostats in Reichweite kommt. Sollten Apostatskräfte – oder Ihre Manticoraner – den Beschuß überstehen, dann werden wir sie mit gleichwertigen Grundgeschwindigkeiten auf geringe Entfernung angreifen können.«
»Ich verstehe.« Das war mit Abstand der idiotischste Schlachtplan, den Theisman je gehört hatte, wenn man die Fähigkeiten beider Verbände in Betracht zog, doch er konnte nichts dagegen unternehmen, als auf eigene Faust zu fliehen. Und aus Franks’ Miene schloß Theisman, daß die Masadaner die Fürst im Visier ihrer Energiewaffen hatten. Sobald sie glaubten, daß die Fürst zu fliehen versuche, würden sie das Schiff eigenhändig vom Himmel blasen.
»Sehr wohl, Sir.« Ohne weitere Umstände trennte Theisman die Verbindung und fluchte zwei Minuten lang vor sich
Weitere Kostenlose Bücher