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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vor der Meinung, es wäre besser gewesen, wenn Sie mit Ihrer Landung noch etwas gewartet hätten«, begrüßte Major Ramirez Honor im Kasino, das zu einem Kriegsgefangenenlager umfunktioniert worden war. »Es wird immer noch geschossen, Ma’am, und diese Irren hier haben allesamt Anspruch auf einen ›Jagdschein‹. Granatenangriffe von Masadanern, die sich bereits ergeben hatten, haben mich bisher drei Leute gekostet.«
    »Ich weiß, Major.« Honor hielt ihren Helm in der Armbeuge. Sie bemerkte, daß Sergeant Talons Trupp die Dreiläufler schußbereit hielt. Selbst Lieutenant Tremaines heitere Pose war wie fortgewischt, und sein Zeigefinger ruhte neben dem Abzug seines Karabiners. Sie sah wieder Ramirez an, und ihr beweglicher Mundwinkel verzog sich kurz zu einem halb entschuldigenden Lächeln.
    »Unglücklicherweise wissen wir nicht, wieviel Zeit uns bleibt«, sagte sie ruhig, »Ich benötige Informationen, und ich benötige sie schnell. Und« – ihre leicht undeutliche Aussprache wurde hart und akzentuiert –, »ich will, daß die Madrigals gefunden werden. Ich werde sie nicht zurücklassen, wenn man uns zwingt, rasch abzurücken.«
    »Jawohl, Ma’am.« Ramirez atmete tief durch und zeigte auf einen masadanischen Offizier, dessen Uniform die Abzeichen eines Captains aufwiesen. »Captain Williams, Ma’am. Der Kommandant der Basis.«
    Honor musterte den Masadaner neugierig. Dessen rechte Gesichtshälfte war beinahe so schlimm geprellt und geschwollen wie ihre linke; die andere war angespannt und düster, und sie wirkte noch gepreßter, als Williams haßerfüllt ihren Blick erwiderte.
    »Captain Williams«, begann Honor höflich, »ich bedaure …«
    Er spuckte ihr ins Gesicht.
    Der Speichel traf die empfindungslose Haut ihrer linken Gesichtshälfte.
    Sie spürte nichts, und einen Moment lang glaubte sie auch nicht, was gerade geschehen war. Major Ramirez’ linker Arm schoß vor. Gepanzerte Finger packten die einteilige Uniform des Masadaners am Nacken, und die ›Muskeln‹ des Exoskeletts heulten auf, als er Williams vom Boden riß. Er schlug den Captain wie eine kraftlose Puppe gegen die Wand. Dann hob Ramirez die rechte Faust.
    »Major!« Honors Ausruf klang wie das Knallen einer Peitsche, und Ramirez lenkte den Hieb im letzten Augenblick in eine andere Richtung. Wie ein Streitkolben schlug der Panzerhandschuh neben Williams’ Kopf gegen die Wand, so hart, daß umherflirrende Steinsplitter dem Masadaner die Wange aufschnitten. Der Captain, dessen Gesicht aus Luftknappheit rot angelaufen war, keuchte und versuchte, sich zur Seite zu werfen.
    »Verzeihung, Ma’am.« Das Gesicht des Majors war weiß vor Wut, als er die Bitte um Entschuldigung murmelte und den Masadaner fallen ließ. Die linke Hand wischte er sich am Ausrüstungsharnisch ab, als hätte er eine Besudelung abzuwischen. Sergeant Talon reichte Honor eine Serviette aus einem der Spender auf den Kasinotischen. Honor wischte sich das taube Gesicht sorgfältig ab. Ihre Augen nahm sie dabei nicht vom Major. Sie fragte sich, ob Williams wußte, wie knapp er dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen war.
    »Ich verstehe Ihre Gefühle, Major«, sagte sie bedächtig, »aber diese Leute sind unsere Gefangenen.«
    »Jawohl, Ma’am. Ich verstehe.« Ramirez holte tief Luft und wandte Williams den Rücken zu, während der Captain pfeifend nach Atem rang. »Sie sind Abschaum. Einer von ihnen tötete einen Sanitäter, der ihn gerade verbinden wollte, aber sie sind unsere Gefangenen. Ich werde daran denken, Ma’am.«
    »Geben Sie sich Mühe«, ermahnte Honor ihn, doch sie legte ihm bei diesen Worten die Hand auf die gepanzerte Schulter, und Ramirez zwang sich zu einem kurzen Lächeln.
    »Jawohl, Ma’am«, antwortete er etwas entspannter, dann deutete er auf eine große Karte, die auf einem Tisch ausgebreitet lag. »Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie weit wir sind, Ma’am.«
    Honor folgte ihm an den Tisch. Mit einem Finger zeichnete er den erbeuteten Grundriß nach.
    »Wir kontrollieren nun die drei obersten Etagen«, erklärte er. »Ich habe einen von Captain Hibsons Trupps nach Etage Fünf hinuntergeschickt, um das Kraftwerk zu sichern. Die Masadaner halten noch immer die Etage Vier, und Teile der fünften hatten genug Zeit, sich einzuigeln, bevor wir so tief kamen. Anscheinend haben sich die fanatischsten unter diesen Fanatikern dorthin zurückgezogen, als wir den Kontrollraum übernommen hatten. Einige von ihnen wissen, wie man trotz der

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