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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Zentralkontrolle einzelne Sperrschotte öffnet, und deswegen konnten wir sie nicht daran hindern, sich zu einigen gefährlichen Widerstandsnestern zu massieren.«
    Honor studierte eingehend die Karte und nickte verstehend.
    »Die Spezialisten, die Admiral Matthews uns ausgeliehen hat, sind dabei, die Computer anzuzapfen«, fuhr Ramirez fort. »Ich würde die Masadaner am liebsten dort unten lassen, während wir uns holen, wofür wir gekommen sind, und abrücken. Leider«, seine Stimme erhielt einen rauhen Klang, »gibt es Anzeichen, daß die Überlebenden der Madrigal irgendwo hier festgehalten werden« – sein Finger zeigte auf die Karte –, »hier in der vierten Etage.«
    »›Anzeichen‹?« fragte Honor scharf. »Sicher ist es nicht?«
    »Nein, Ma’am. Und das bereitet mir Sorge. Keiner von denen hier« – und er wies auf die Masadaner, die sich an den Wänden des Kasinos scharten –, »will uns auch nur ein Wort über die Madrigals sagen, aber wenn wir danach fragen, wirken sie alle sehr unbehaglich. Wir hatten einfach noch keine Zeit für systematische Verhöre, und, wie Sie schon sagten, sind sie unsere Gefangenen, und damit sind die Wege, sie zu befragen, begrenzt. Nach Commander Theismans Hinweisen gefällt mir die Sache nicht, Ma’am. Sie gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Mir auch nicht«, murmelte Honor und starrte mit dem gesunden Auge auf die Karte. »Wissen wir denn …?«
    Sie verstummte, als ein Lieutenant der Marines mit einem neuen masadanischen Gefangenen herantrat. Er nahm Haltung an und salutierte vor seinen Vorgesetzten; der Masadaner nicht, doch er wirkte weniger mürrisch und verschlossen als die meisten seiner Kameraden.
    »Captain, Major«, sagte der Lieutenant, »dies ist Colonel Harris, Befehlshaber der Bodenstreitkräfte.«
    »Aha.« Ramirez musterte den Masadaner. »Colonel, ich bin Major Ramirez, Königlich-Manticoranische Marines. Dies ist Captain Harrington von der Navy Ihrer Majestät.«
    Harris’ Kopf ruckte zu Honor herum, als ihr Name genannt wurde, und er verengte die Augen zu Schlitzen. Honor sah Abscheu darin aufblitzen, doch sie war nicht so sicher, ob es daran lag, wer und was sie war – die Frau, deren Verband die Wahren Gläubigen besiegt hatte –, oder ob ihn die Entstellung ihres Gesichts abschreckte. Einen Moment lang ließ Harris den Blick noch auf ihr ruhen, dann senkte sich sein Kopf sehr kurz zu einem steifen, wortlosen Nicken.
    »Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen für den Befehl, sich zu ergeben, meine Anerkennung ausspreche«, fuhr Ramirez fort, und Honor hatte nichts daran auszusetzen, seine weniger bedrohliche Männerstimme die Unterhaltung führen zu lassen. »Sie haben Ihren Leuten damit ohne Zweifel das Leben gerettet.«
    Harris nickte erneut wortlos.
    »Dennoch, Colonel«, sprach Ramirez weiter, »haben wir hier ein Problem.« Er klopfte mit der Fingerspitze auf den Grundrißplan der Basis. »In diesen Sektoren leisten Ihre Leute weiterhin Widerstand. Sie besitzen nicht die Feuerkraft, uns zu stoppen, und eine erschreckend hohe Zahl von ihnen wird sterben, wenn wir stürmen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie ihnen befehlen würden, die Waffen zu strecken, solange sie noch können.«
    »Das kann ich nicht tun.« Harris sprach zum ersten Mal, mit einer leisen, aber festen Stimme, in der ein bitterer Unterton lag. »Wer sich ergeben wird, hat sich bereits ergeben, Major. Nichts, was ich den Leuten sagen könnte, würde ihre Meinung ändern.«, »Dann fürchte ich, muß ich die wirklich schweren Waffen auffahren«, antwortete Ramirez und beobachtete gespannt das Gesicht des Colonels. Harris’ Augen wurden sehr ruhig, dann atmete er tief durch.
    »Das würde ich nicht tun, Major.« Fünf Zentimeter von Ramirez’ Finger entfernt berührte er die Karte. »In diesem Bereich befinden sich gefangene Manticoraner.«
      »Harris, Sie sind ein beschissener Verräter!«
    Honors Kopf fuhr herum. Ihr Auge funkelte vor Wut, als sie Captain Williams erblickte, der sich im Griff eines manticoranischen Marine windete. Ihm stand tatsächlich Schaum vor dem Mund, während er dem Colonel eine Verwünschung nach der anderen an den Kopf warf, und diesmal entschied Honor sich, nicht einzuschreiten, als er gegen die Wand geschmettert wurde. Der Schwall an Schmähungen verebbte abrupt in einem rauhen, schmerzerfüllten Husten, weil ihm die Luft aus den Lungen gedrückt wurde.
    Honor wandte sich an Harris.
    »Bitte fahren Sie fort, Colonel«, sagte sie gelassen.

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