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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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besteht darin, einzuschreiten, wo die Diplomatie an ihre Grenzen stößt.«
    »Ach, wirklich?« Houseman setzte das überlegene Lächeln auf, das Honor kannte und verabscheute. »Ich bin mir bewußt, daß Militärpersonen oft die Zeit fehlt, sich mit der Geschichte zu befassen. Trotzdem fand in der Antike auf Alterde ein Soldat genau die richtigen Worte, als er sagte, der Krieg sei einfach die Fortsetzung der Diplomatie mit undiplomatischen Mitteln.«
    »Das ist eine zumindest sehr freie Wiedergabe des Zitats, und das Wort ›einfach‹ stellt ja wohl eine gewisse Untertreibung dar. Immerhin muß ich Ihnen zugestehen, die Essenz der Anmerkung des Generals von Clausewitz erfaßt zu haben.« Houseman verengte die Augen über die Beiläufigkeit, mit der Honor von Clausewitz’ Namen und Dienstgrad fallen ließ. Die anderen Tischgespräche verstummten, und Blicke richteten sich auf die beiden. »Um genau zu sein, lebte von Clausewitz auf Alterde zur Zeit Napoleons I., vor der Endzeit des Westlichen Imperialismus, und in Vom Kriege geht es auch nicht wirklich um Politik oder Diplomatie, außer insofern, als beide und die Kriegführung Werkzeuge der Staatskunst sind. Tatsächlich hatte Sun Tzu die gleiche Beobachtung schon zweitausend T-Jahre zuvor gemacht.« Ein Anflug von Erröten überzog Housemans Wangen, und Honor lächelte freundlich. »Dennoch besitzt keiner von beiden ein Monopol auf den Gedanken, nicht wahr? Tanakow sagte mehr oder weniger das gleiche in Grundsätze des Krieges , nachdem das Warshawski-Segel die interstellare Kriegführung möglich gemacht hatte, und im sechzehnten Jahrhundert hat Gustav Anderman ja sehr genau demonstriert, wie diplomatische und kriegerische Methoden sich gegenseitig unterstützen können, indem er Neu-Berlin an sich riß und daraus das Anderman-Reich errichtete. Haben Sie seinen Sternenkrieg gelesen, Mr. Houseman? Es handelt sich um ein interessantes Destillat der früheren Theoretiker mit ein paar guten eigenen Ideen, auf die er vermutlich während seiner Söldnerzeit gekommen ist. Ich denke, die Übersetzung von Admiral White Haven ist am leichtesten zugänglich.«
    »Ähem, nein, ich fürchte, ich bin dazu noch nicht gekommen«, antwortete Houseman, und Courvosier tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab, um ein Grinsen zu verbergen. »Was ich jedoch sagen wollte«, fuhr der Diplomat beharrlich fort, »ist, daß sorgfältig ausgeführte Diplomatie militärische Strategie entbehrlich macht, weil sie es gar nicht erst zum Krieg kommen läßt.« Er schniefte und schwenkte leicht den Wein im Glas. Das überlegene Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück.
    »Vernünftige Leute, die ehrlich miteinander verhandeln, werden immer zu vernünftigen Kompromissen kommen, Captain. Nehmen Sie die Lage, der wir uns gegenübersehen, als Beispiel. Weder Jelzins Stern noch das Endicott-System besitzen die nötigen Bodenschätze oder Ressourcen, um den interstellaren Handel auf sich aufmerksam zu machen. Beide Sonnensysteme besitzen jedoch einen bewohnten Planeten mit insgesamt ungefähr neun Milliarden Menschen, und ein Hyperfrachter braucht weniger als zwei Tage, um die Entfernung zwischen diesen Planeten zurückzulegen. Das gibt den Leuten genügend Gelegenheit, Wohlstand zu erschaffen, und dennoch liegen beide Ökonomien knapp über dem Existenzminimum. Deswegen ist es vollkommen absurd, daß sie sich so lange wegen irgendwelcher alberner religiöser Streitigkeiten in den Haaren lagen! Sie sollten miteinander Handel treiben und sichere Wirtschaftsstrukturen errichten, die sich gegenseitig stützen, und ihre Ressourcen nicht in einer Rüstungsspirale verschwenden.« Er schüttelte sorgenvoll den Kopf. »Sobald sie einmal die Vorzüge des friedlichen Handels entdeckt haben – sobald die einen erst entdeckt haben, daß ihr Wohlstand auf dem der anderen beruht –, wird die Lage sich ohne jedes Säbelrasseln entschärfen.«
    Es gelang Honor, Houseman nicht ungläubig anzustarren; aber wenn sie den Admiral nicht so genau gekannt hätte, dann hätte sie vermutet, daß jemand versäumt hatte, die Lage mit dem Diplomaten zu besprechen. Sicherlich wäre es großartig, zwischen Grayson und Masada Frieden zu stiften, aber was sie in dem ihre Befehle begleitenden Download gelesen hatte, bestätigte alles, was der Admiral über die langanhaltende Feindschaft gesagt hatte. Und so schön es auch wäre, diese Feindschaft zu beenden, bestand Manticores wichtigster Beweggrund noch immer darin, einen

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