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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erkennen können, den friedliche Handelsbeziehungen für die Menschen bedeuten würden, dann sollten die Graysons und die Masadaner dazu ebenfalls in der Lage sein. Die Aufzeichnungen belegen jedoch eindeutig, daß keine Seite jemals auch nur die Möglichkeit diskutiert hat. Das deutet auf eine Feindseligkeit solchen Ausmaßes hin, daß sie wirtschaftlichen Eigennutz zur Bedeutungslosigkeit verblassen läßt. Für uns bedeutet das wiederum, daß wir davon ausgehen müssen, daß Rationalität in ihrem Denken keine besonders große Rolle spielt. Und selbst wenn es so wäre, geschehen doch Fehler, Mr. Houseman, und dann kommen die Leute in Uniform ins Spiel.«
    »›Fehler‹, wie Sie sich ausdrücken«, erwiderte Houseman kühl, »geschehen oft, weil die ›Leute in Uniform‹ vorschnell oder schlecht beraten agieren.«
    »Aber selbstverständlich«, stimmte Honor ihm zu, und er stutzte überrascht. »Um genau zu sein, wird der letzte Fehler fast immer von jemandem in einer Uniform begangen – entweder, weil diese Person ihren Vorgesetzten eine falsche Lagebeurteilung gegeben hat, wenn sie zu den Aggressoren gehörte, oder weil sie zu schnell den Abzug drückte, als der Feind eine unerwartete Bewegung machte. Manchmal begehen wir auch den Fehler, zu detailliert zu drohen oder zu kontern, und verrennen uns selbst in Kriegspläne, aus denen wir nicht mehr ausbrechen können – wie es von Clausewitz’ Schüler getan haben. Aber, Mr. Houseman«, und sie sah ihm unvermittelt in die Augen, »die Situationen, die militärische Fehler kritisch machen, die sie überhaupt erst möglich machen, entspringen den vorhergehenden politischen und diplomatischen Manövern.«
    »Tatsächlich?« Houseman sah sie mit mürrischem Respekt und deutlichem Widerwillen an. »Dann sind Kriege also hauptsächlich die Fehler von Zivilisten, Captain, und nicht der militärischen Beschützer des Reiches, die reinen Herzens sind?«
    »So weit würde ich nicht gehen«, erwiderte Honor, und ein Grinsen erhellte kurz ihr Gesicht. »Ich habe einige ›militärische Beschützer‹ kennengelernt und muß leider sagen, daß nur sehr wenige von ihnen ›reinen Herzens‹ gewesen sind!« Das Lächeln verschwand. »Andererseits muß ich darauf hinweisen, daß in jeder Gesellschaft, in der das Militär von rechtmäßig eingesetzten zivilen Behörden kontrolliert wird – wie in unserer also –, die letztendliche Verantwortung bei den Zivilisten liegen muß, die zwischen den Kriegen die Politik machen. Ich will damit nicht andeuten, daß diese Zivilisten dumm oder inkompetent wären« – schließlich muß man ja höflich bleiben , dachte sie –, »oder daß das Militär ihnen unfehlbar korrekte Ratschläge geben würde. Doch absolut unvereinbare Ziele auf beiden Seiten können nun einmal unlösbare Dilemmata erzeugen, ganz gleich, wieviel Ehrlichkeit auf beiden Seiten im Spiel ist. Und wenn eine Seite unehrlich ist …« Sie zuckte die Schultern.
    »Clausewitz hat auch gesagt: ›Der Krieg … geht immer von einem politischen Zustande aus und wird nur durch ein politisches Motiv hervorgerufen‹, Mr. Houseman. Meine eigene Sicht der Dinge ist ein wenig einfacher. Vielleicht ist der Krieg das Versagen der Diplomatie, aber selbst die besten Diplomaten arbeiten auf Kredit. Früher oder später wird jemand, der nicht so vernünftig ist wie Sie, Ihren Kontoauszug sehen wollen, und wenn Ihr Militär Ihre Wechsel nicht decken kann, dann haben Sie verloren.«
    »Nun«, antwortete Houseman achselzuckend, »das Ziel unserer Mission ist ja nun zu vermeiden, daß man uns in die Karten sieht, nicht wahr?« Er lächelte dünn. »Ich gehe davon aus, daß Sie nichts dagegen einzuwenden haben, einen Krieg zu verhindern, wenn wir können?«
    Honor hatte schon eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch sie brachte sich dazu, lediglich lächelnd den Kopf zu schütteln. Ich sollte nicht zulassen, daß dieser Houseman mir derart zusetzt , schalt sie sich. Es ist schließlich nicht seine Schuld, daß er in netter, sicherer, zivilisierter Umgebung aufgewachsen ist, die ihn vor der grausamen Wirklichkeit behütet hat .
    Und egal, für wie töricht sie ihn auf Gebieten außerhalb seines Spezialgebietes auch halten mochte: Er hatte auf dieser Mission nicht das Sagen. Die Entscheidungen traf Admiral Courvosier, und an dessen Urteilsvermögen hatte Honor keine Zweifel.
    Venizelos brach das darauffolgende, kurze Schweigen und verwickelte Houseman taktvoll in eine Diskussion der neuen

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