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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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noch schlimmere Qual, Menschen in den Tod zu schicken, weil es keine andere Möglichkeit gab. Weil es ihre Aufgabe war, ihr Leben zu riskieren, und weil es Aufgabe der Kommandanten war, andere mit in den Tod zu nehmen … oder sogar vorauszuschicken.
    Commander Truman konnte sich keine höhere Berufung vorstellen als das Kommando über ein Schiff Ihrer Majestät, und doch gab es Zeiten, da sie die gesichtslose Masse haßte, die zu beschützen sie geschworen hatte, und zwar wegen dem, was dieser Schutz Menschen wie den Mitgliedern ihrer Crew kostete. Menschen wie Honor Harrington. Es waren nicht Patriotismus oder Heldenmut oder Hingabe, die Menschen auf den Füßen hielten, wenn sie nur noch sterben wollten. Solche Ideale hätten vielleicht dazu geführt, daß diese Menschen eine Uniform anzogen, und es hielt sie vielleicht auch aufrecht in den Zeiten zwischen den Gefechten, wenn man zwar wußte, was geschehen konnte, aber nicht, wann es geschehen würde. Doch was sie auf den Beinen hielt, wenn es keine vernünftige Hoffnung mehr gab, waren die Bande zwischen den Menschen, die Treue und das Wissen, daß andere von ihnen genauso abhingen wie sie von diesen anderen. Und manchmal, viel zu selten, kam all dies in einem Menschen zusammen, von dem niemand auch nur annehmen würde, er oder sie könne versagen. Jemand, von dem niemand je glaubte, er könnte sie im Stich lassen. Alice Truman hatte stets gewußt, daß solche Leute existierten, aber sie hatte nie einen von der Sorte kennengelernt. Bis jetzt. Und nun kam sie sich wie eine Verräterin vor, weil sie keine andere Wahl hatte, als davonzulaufen, wo Honor sie und ihr Schiff so dringend benötigte.
    Sie öffnete die Augen wieder. Wenn die Lords der Admiralität sich an die Regeln hielten, dann würde sie sich einer Anhörung unterziehen müssen, vielleicht sogar vor einem Kriegsgericht verantworten müssen, für die leichtsinnige Gefährdung ihres Kommandos. Und selbst wenn ihr dies erspart bliebe, gäbe es genügend Kommandanten, die das Risiko für ungerechtfertigt halten würden, denn wenn sie die Apollo verlor, dann würde auf Manticore niemand erfahren, daß Captain Harrington überhaupt Hilfe benötigte.
    Doch im Jelzin-System konnte es um Stunden gehen, und das hieß für Commander Alice Truman, daß sie nicht damit leben konnte, das Risiko nicht auf sich genommen zu haben.
    Das Intercom piepte, und sie drückte den Knopf.
    »Brücke, Captain.«
    »Sicherheitssperren entfernt, Skipper«, meldete Hackmores Stimme. »Das angeschlagene Luder ist zu allen Schandtaten bereit.«
    »Danke, Charlie«, antwortete Truman mit fester Stimme. Sie überprüfte das Manövrierdisplay. »Halten Sie sich bereit zur Transition in acht Minuten.«
     

29.
    Alfrede Yu wußte, daß er den Bericht des Maschinenraums über die überholten Traktorstrahler der Donner Gottes studieren sollte, aber er blickte die Daten nur finster an, ohne sie wirklich wahrzunehmen; es war ihm unmöglich, sich darauf zu konzentrieren. An den Reaktionen der Masadaner stimmte etwas nicht. Sie waren falsch, und der Umstand, daß er diese Falschheit nicht konkret einzuordnen wußte, machte ihn nur noch unruhiger.
    Er stand vom Terminal auf und begann, übellaunig auf und ab zu schreiten. Er versuchte sich einzureden, er sehe Gespenster. Selbstverständlich stimmte mit Masada etwas nicht! Er hatte versagt. Nicht durch eigene Schuld, aber versagt hatte er trotzdem. Die Auswirkungen seines Versagens, die Konsequenzen, die es für die Masadaner hatte, mußten ihnen allen bewußt sein.
    Und doch …
    Er blieb stehen; seine Augen wirkten abwesend und konzentriert zugleich, als er versuchte, diesem ›doch‹ auf die Schliche zu kommen. Lag es am Schweigen des Konzils der Ältesten?
    An der halbherzigen Art, mit der Schwert Simonds gegen seine Entschuldigungen, die Donner im Endicott-System zu halten, protestiert hatte? Oder einfach am Gefühl, daß das Verderben drohend über ihrer aller Köpfe schwebte?
    Er bleckte über seine eigene Widerborstigkeit die Zähne zu einem humorlosen Grinsen. Er hatte Hysterie erwartet, einen Schwall in sich widersprüchlicher Befehle vom Konzil, und die Tatsache, daß all dies ausgeblieben war, hätte doch eigentlich eine große Erleichterung für ihn bedeuten sollen. Dieser gelähmte, stille Mangel an Reaktion diente seinen und Botschafter Lacys Zwecken doch viel besser – bereitete dieser Umstand ihm Sorge? Weil es so praktisch war?
    Und warum sollte Simonds’ Geschmeidigkeit ihm

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