Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
nicht gefallen? Das Schwert konnte sich schließlich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein. Sicherlich fragte der Mann sich, wann seine eigenartige, unerwartete Immunität wohl enden werde, und ein Mann, dem der Tod leise in den Nacken atmete und der nicht wußte, wann Gevatter Hein zuschlagen würde, würde doch aller Voraussicht nach nicht mehr der empfindliche, sich in alles einmischende Alte sein. Oder doch?
    Und was das Gefühl des drohenden Untergangs anging – was erwartete er denn? Trotz der Fassade, die Yu für den inneren Kreis seiner havenitischen Offiziere aufrechterhielt, machte er sich keine Hoffnungen, daß Manticore sich wegen eines einzigen havenitischen Schlachtkreuzers zurückziehen würde – und schon gar nicht, wenn es sich dabei um das Schiff handelte, das als erstes das Feuer eröffnet hatte. Und wenn er selbst schon nicht daran glaubte, wie konnte er erwarten, daß seine Mannschaft ihm die Geschichte abnahm? An Bord der Donner Gottes herrschte eine Stimmung wie vor einem Sturm, der sich gerade zusammenbraute. Die Männer versahen schweigend ihre Pflicht und versuchten sich einzureden, sie würden schon unter den Überlebenden sein, wenn alles vorüber war.
    All diese Erklärungen für seine Unrast entsprachen den Tatsachen. Unglücklicherweise ging keine von ihnen der wahren Ursache auf den Grund.
    Beinahe automatisch, fast gegen seinen Willen, wandte Yu sich dem Kalenderdisplay an der Schottwand zu. Drei Tage seit der Vernichtung der Blackbird-Basis. Er wußte nicht genau, wann Harringtons Frachter aufgebrochen waren, spätestens jedoch in dem Augenblick, in dem sie herausbekam, was die Donner wirklich masste, und das gab Yu immerhin einen, wenn auch groben, Zeitrahmen.
    Vielleicht hatte er ganze zehn, vielleicht auch nur acht Tage Zeit, bevor die manticoranische Entsatzstreitmacht eintraf, und jede langsam verstreichende Sekunde des Abwartens zerrte ein wenig stärker an seinen Nerven als die vorhergehende.
    Wenigstens hatten die Wahren Gläubigen anscheinend endlich begriffen, daß ihr Spiel verloren war. Das Konzil hatte die Behauptungen, daß alle weiteren Angriffe vergebens sein würden, überraschend schnell akzeptiert. Und so nutzlos die Verstärkung sämtlicher Verteidigungsanlagen des Endicott-Systems auch war, zu der Simonds sich entschieden hatte, sie verhinderte wenigstens einen Alles-oder-nichts-Angriff auf Grayson.
    Die Masadaner taten genau das, was Yu und Lacy sich von ihnen wünschten, warum also verspürte er nicht wenigstens ein bißchen Befriedigung?
    Es ist alles so sinnlos , dachte er. Das ist der Grund . Das Gefühl, die Ereignisse wären ins Rollen gebracht und folgten einem vorgegebenen Pfad, den niemand ändern konnte. Das Gefühl, daß nichts mehr eine Rolle spielte – daß alles auf ein und dasselbe Ende hinauslaufen würde, ganz gleich, was er auch unternahm oder die Masadaner zu tun veranlaßte. Das Gefühl, das die Untätigkeit so unglaublich verführerisch machte.
    Vielleicht hatte er sich deshalb nicht gegen die letzten Befehle des Schwertes gestemmt. Die Donner Gottes war niemals als Truppentransporter vorgesehen gewesen, doch sie war auch im Unterlichtbereich wesentlich schneller als alles, was Masada besaß. Der Gedanke, sein Schiff mit noch mehr Masadanern vollstopfen zu lassen, war zwar alles andere als verlockend, doch solange sie Passagierschiff spielte, würde sie nicht ins Jelzin-System befohlen werden. Und Yu erhielt wenigstens die Illusion, etwas zu tun.
    Er schnaubte.
    Vielleicht waren er und Simonds einander ähnlicher, als er zugeben mochte, denn es schien, daß sie beide sich an die gleiche Illusion klammerten.
    Wieder sah er auf den Kalender. Die ersten Shuttles würden in neun Stunden eintreffen. Yu straffte den Rücken und ging zur Luke der Kajüte. Er und Manning hätten einiges zu tun, um all die Masadaner unterzubringen. Das war gut. Die Planung gab ihnen Gelegenheit, sich zur Abwechslung über etwas Konstruktives den Kopf zu zerbrechen.
     
    Admiral der Grünen Flagge Hamish Alexander, der Dreizehnte Earl von White Haven, wartete an der Personenröhre ab, daß die Pinasse im Beiboothangar von HMS Reliant andockte. Das Flaggschiff beschleunigte bereits unter Vollschub zur Hypergrenze, und wenn Alexanders zerfurchtes Gesicht auch ruhig war, um seine eisblauen Augen spannte sich die Haut.
    Er faltete die Hände hinter dem Rücken; er war sich bewußt, daß der volle Schock ihn noch gar nicht ereilt hatte. Der Prolong-Prozeß

Weitere Kostenlose Bücher