Die Ehre der Königin
Sie hatte zugelassen, daß die Graysons sie als einfache Frau abtaten.
Sie preßte die Nase tiefer in Nimitz’ warmes Fell und stellte fest, daß auch der Admiral recht gehabt hatte. Vielleicht nicht in allen Punkten – denn sie glaubte noch immer, daß ihre Abwesenheit ihm eine Gelegenheit verschaffte, den Fuß in die Tür zu bekommen. Sie war vor einem Kampf davongelaufen und hatte ihn den Graysons entgegentreten lassen, ohne die Unterstützung, die er von seiner ranghöchsten uniformierten Untergebenen erwarten konnte.
»Sie haben recht, Alistair«, gab sie schließlich zu, seufzte und hob den Kopf, um ihn anzusehen. »Ich hab’s vermasselt.«
»Ach was, ich glaube nicht, daß es so schlimm ist. Sie sollten einfach den Rest dieser Reise damit verbringen, Ihre Gedanken in Ordnung zu bringen und sich zu überlegen, was Sie mit dem nächsten sexistischen Arschloch anstellen.«
Sie grinste dankbar, und McKeon lachte glucksend. »Sie und der Admiral können ihnen eins aufs Dach geben, Ma’am, und der Rest von uns tritt ihnen auf die Füße. Wenn die Kerle ein Abkommen mit Manticore haben wollen, dann sollten sie besser schnell lernen, daß ein Offizier der Königin ein Offizier der Königin ist, ganz gleich, wie er oder sie gebaut ist. Wenn das nicht in ihre Köpfe geht, dann funktioniert das Bündnis sowieso nie.«
»Vielleicht.« Ihr Grinsen entspannte sich zu einem Lächeln. »Und besten Dank, ich brauchte wohl jemanden, der mir in den Allerwertesten tritt.«
»Wozu sonst sind Freunde da? Außerdem erinnere ich mich da an jemanden, die mir kräftig in den Hintern trat, als ich es nötig hatte.« Er erwiderte das Lächeln, dann trank er den Kaffee aus und erhob sich.
»Und nun, Captain Harrington, bitte ich Sie, mich zu entschuldigen, ich muß zurück in mein Schiff. Vielen Dank für das großartige Abendessen.«
»Gern geschehen.« Honor brachte McKeon zur Luke. Dort blieb sie stehen und reichte ihm die Hand. »Ich fürchte, ich kann Sie nicht zum Beiboothangar begleiten, Commander McKeon. Es gibt einiges, worüber ich nachzudenken habe, bevor ich schlafen gehe.«
»Jawohl, Ma’am.« Er drückte ihr fest die Hand. »Gute Nacht, Ma’am.«
»Gute Nacht, Commander.« Hinter ihm glitt die Luke zu, und Honor lächelte den Stahl an. »Ja, gute Nacht«, murmelte sie leise.
11.
Admiral Courvosier fing Hochadmiral Yanakov knapp vor der Tür zum Konferenzraum ab. »Hallo, Bernard«, begrüßte er ihn. »Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
»Sicher, Raoul.«
Sir Anthony Langtry, der manticoranische Botschafter, beschäftigte geschickt Yanakovs Begleiter, was dem Grayson ein Lächeln entlockte. Im Laufe der vergangenen drei Tage waren er und Courvosier zu einem besseren gegenseitigen Verständnis gekommen, als mancher Außenstehende glaubte. Yanakov war sich sofort darüber im klaren, daß diese geschickt eingefädelte, scheinbar unvorhergesehene Begegnung alles andere als zufällig war.
»Danke.« Courvosier wartete, bis Langtry die anderen Graysons in den Raum geführt hatte, dann verzog er das Gesicht zu einem entschuldigenden Lächeln. »Ich wollte dich nur warnen, daß du heute auf deinen Blutdruck achtgeben solltest.«
»Meinen Blutdruck?« Yanakov hatte sich mittlerweile an die Vorstellung gewöhnt, daß dieser Mann, der aussah, als wäre er höchstens zwei Drittel so alt wie er, ihn in Wirklichkeit um 40 Jahre überrundete. Wenn Courvosier ihn warnen wollte, dann mußte er gewichtige Gründe haben.
»Ja.« Courvosier schnitt eine Grimasse. »Da auf der heutigen Tagesordnung auch wirtschaftliche Fragen stehen, wirst du es mit dem Ehrenwerten Reginald Houseman zu tun bekommen.«
»Aha. Soll ich deinen Worten entnehmen, daß Mr. Houseman ein Problem darstellen wird?«
»Ja und nein. Ich habe ihm strikte Anweisungen erteilt und bin mir eigentlich sicher, daß er nach meinen Regeln spielen wird, wenn es um die Formulierung der Politik geht. Aber er glaubt, ich sei nur ein Navyoffizier und er der Große Staatsmann.« Wieder schnitt Courvosier eine Grimasse. »Er ist aber auch ein gönnerhafter Hurensohn, der glaubt, wir Militärheinis wollten alle Probleme auf eine einzige Art und Weise lösen: in jeder Hand ‘ne Kanone, und mit einem Messer zwischen den Zähnen.«
»Ah, ich verstehe. Ja, dieser Menschenschlag ist auch uns nicht ganz unbekannt.«
Courvosier schüttelte den Kopf. »Dieser Schlag schon, das kannst du mir glauben. Er gehört zu der politischen Strömung in der Heimat, die
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