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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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standhalten konnten?«
    »Sie meinen, man wird denken, ich hätte gekniffen und wäre davonlaufen«, sagte Honor leise.
    »Ich meine, man könnte.«
    »Nein, Sie meinen, man wird.« Sie lehnte sich zurück und studierte sein Gesicht. »Denken Sie das auch, Alistair?«
    »Nein. Vielleicht doch, aber nur ein wenig. Nicht, weil Sie sich vor der Auseinandersetzung fürchteten, sondern weil Sie sich ihr nicht stellen wollten. Vielleicht, weil Sie diesmal nicht wissen, wie Sie zurückschlagen sollen.«
    »Vielleicht habe ich gekniffen und bin davongelaufen.« Sie drehte den Kakaobecher auf dem Untersetzer hin und her, und Nimitz knabberte an ihrem Ellbogen. »Aber mir kam es so vor – und es kommt mir noch immer so vor –, daß ich dem Admiral die Sache nur schwerer machte, und …« Sie zögerte, dann seufzte sie. »Verdammt noch mal, Alistair, ich weiß wirklich nicht, wie ich in dieser Sache zurückschlagen soll!«
    McKeon schnitt eine Grimasse, als er den Fluch hörte, so milde er auch sein mochte, denn noch nie zuvor hatte er Honor Harrington fluchen hören, selbst nicht, als rings um sie das Schiff in Stücke geschossen wurde.
    »Dann müssen Sie es herausfinden.« Sie sah ihn an, und er zuckte die Schultern. »Ich weiß – leicht zu sagen für mich. Schließlich und endlich besitze ich männliche Keimdrüsen. Aber: Die Graysons werden immer noch da sein, wenn Sie von Casca zurückkehren, und dann werden Sie sich mit ihnen befassen müssen. Sie werden es tun müssen, was auch immer der Admiral während Ihrer Abwesenheit erreicht haben wird, und Sie tun es nicht nur für sich. Sie sind unsere Befehlshaberin, unser Geschwaderkommodore. Was Sie tun und sagen – was Sie sich sagen und antun lassen –, wirft seinen Schatten auf die Ehre der Königin, nicht nur Ihre eigene, und in diesem Kommando dienen noch mehr Frauen. Und selbst wenn es anders wäre, würden Ihnen früher oder später andere Frauen ins Jelzin-System folgen, und mit dem Schema, das Sie eingeführt haben, werden diese sich auseinandersetzen müssen. Das wissen Sie ganz genau.«
    »Ja.« Honor hob Nimitz auf und drückte ihn an ihre Brust. »Aber was soll ich unternehmen, Alistair? Wie überzeuge ich die Graysons, mich als Offizier der Königin zu behandeln, wenn sie in mir nichts anderes sehen wollen als eine Frau, die nicht die Uniform eines Offiziers tragen sollte?«
    »Hey, Sie sind hier der Captain, ich bin nur ein Commander!« rief McKeon und grinste, als ihr flüchtig ein Lächeln über das Gesicht huschte. »Andererseits fällt nur ein: Sie könnten vielleicht den Fehler vermeiden, den Sie gemacht haben, seitdem Admiral Yanakovs Stab Sie erblickt und sich in die Buxen geschissen hat, als klar wurde, daß Sie den Befehl haben. Sie sprechen immer davon, was die Graysons sehen, nicht davon, was Sie sehen oder was Sie sind.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich will damit sagen, Sie haben es nach deren Regeln gespielt, nicht nach Ihren.«
    »Haben Sie nicht gerade noch gesagt, ich müßte diplomatischer werden?«
    »Nein, ich habe gesagt, daß Sie die Regeln der Diplomatie verstehen müssen. Wenn Sie sich wirklich aus dem Jelzin-System zurückgezogen haben, weil die Graysons Sie respektlos behandeln, dann haben Sie sich von ihren Vorurteilen in den Sack stecken lassen. Sie haben es zugelassen, daß man Sie aus der Stadt warf, anstatt ihnen ins Gesicht zu spucken und sie dazu herauszufordern, wenigstens einen einzigen Beweis anzuschleppen, daß Sie kein Offizier sein sollten.«
    »Sie wollen sagen, ich habe es mir zu leicht gemacht.«
    »Ja, wahrscheinlich, und deshalb kommt es Ihnen auch so vor, als wären Sie davongelaufen. Bei jedem Dialog gibt es zwo Seiten, aber wenn Sie von vorneherein die Bedingungen der anderen akzeptieren, ohne eigene Forderungen zu stellen, dann kontrollieren die die Debatte und das Ergebnis.«
    »Hm.« Einen Augenblick lang vergrub Honor die Nase in Nimitz’ Fell und spürte sein brummendes, niederfrequentes Schnurren. Er stimmte McKeons Argumenten eindeutig zu – oder wenigstens den Emotionen, die sie begleiteten. Und Alistair hat recht , dachte sie. Der havenitische Botschafter hatte seine Karten gut ausgespielt und das Ziel erreicht, sie zu diskreditieren. Aber nur, weil sie es zugelassen hatte. Sie hatte ihm sogar dabei geholfen, indem sie sich benahm, als liefe sie auf Eiern, und versuchte, ihre Verletztheit und ihren Zorn zu verbergen, anstatt den Respekt zu verlangen, der ihrem Rang und ihren Verdiensten zustand.

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