Die Ehre der Königin
eine nahe Quelle für Nahrungsmittel aller Art sichern und Kapital schöpfen, indem Sie Masada mit Industriegütern versorgen, die es für seine anwachsende Bevölkerung benötigt. Selbst auf kurze Sicht ist der dadurch entstehende wirtschaftliche Aufschwung offensichtlich. Auf lange Sicht kann eine wirtschaftliche Beziehung, die Ihrer beiden Bedürfnissen dient, die Feindschaft, die Sie so lange gespalten hat, nur verringern, wenn nicht sogar eliminieren. Es könnte sogar eine Lage entstehen, in der ein Flottenausbau ebenso unnötig wird, wie er wirtschaftlich Verschwendung ist.«
Die graysonitische Seite des Tisches hatte Houseman mit wachsendem, erschrockenem Unglauben angestarrt; nun wandten sie sich alle wie ein Mann Courvosier zu. Der Admiral biß die Zähne zusammen. Er hatte zwar Yanakov gewarnt, auf seinen Blutdruck zu achten, aber er hatte nicht damit gerechnet, daß es so schwierig sein könnte, den eigenen zu kontrollieren.
»Admiral Courvosier«, fragte Prestwick sehr behutsam, »soll das etwa auf eine Ablehnung unserer Bitte um Unterstützung beim Ausbau der Flotte hinauslaufen?«
»Nein, Sir, das soll es nicht«, antwortete Courvosier und ignorierte, daß Houseman rot anlief. Er hatte den Mann vor dem Fettnäpfchen gewarnt, doch Houseman war von seiner eigenen moralischen Überlegenheit zu überzeugt gewesen, um auch nur zuzuhören. In Anbetracht der Umstände spielte seine Demütigung für Raoul Courvosier nur eine verschwindend geringe Rolle.
»Ihrer Majestät Regierung«, fuhr er mit fester Stimme fort, »ist sich der Bedrohung Graysons durch Masada durchaus bewußt. In dem Fall, daß Grayson sich mit Manticore verbündet, wird die Regierung alle notwendigen Schritte unternehmen, um die Unverletzbarkeit von Graysons Grenzen zu gewährleisten. Wenn diese Schritte nach Meinung Ihrer Regierung und Ihres Militärs eine Vergrößerung und Modernisierung der Flotte einschließen, dann werden wir dabei in jeder durchführbaren Weise helfen.«
»Herr Kanzler«, warf Houseman ein, »obwohl Admiral Courvosier der direkte Vertreter Ihrer Majestät ist, bleibt doch die Tatsache bestehen, daß er ein Militär ist und Militärs in den Mustern militärischer Lösungen denken. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, daß vernünftige Menschen, die, von vernünftigen Verhandlungsgrundlagen ausgehend …«
»Mr. Houseman.« Courvosiers tiefe und normalerweise angenehme Stimme war nun kalt, sehr kalt. Der Ökonom wandte sich ihm zu und starrte ihn grollend an.
»Wie Sie bereits gesagt haben«, fuhr Courvosier im gleichen Ton fort, »bin ich der direkte Vertreter Ihrer Majestät. Darüber hinaus bin ich der Leiter dieser Delegation.« Er sah Houseman in die Augen, bis dieser den Blick senkte, dann nickte er und wandte sich wieder an Prestwick.
»Also, wie ich schon sagte, Herr Kanzler«, sagte er, als wäre nichts geschehen, »werden wir Ihren Flottenausbau in jeder Weise unterstützen. Selbstverständlich haben Sie, wie Sie herausstellten, noch andere Bedürfnisse. Die Maschinen und Materialien, die bereits von unseren Frachtern in Ihre Hände gegeben werden, werden den akuten Bedürfnissen vielleicht genügen, doch auf lange Sicht muß eine andere Lösung gefunden werden, und das ist eine umfangreiche und schwierige Aufgabe. Sie gegen die militärischen Notwendigkeiten abzuwägen wird einige sorgfältig durchdachte Tauschgeschäfte und Zuteilungen erfordern. Ich bin sicher, daß Mr. Houseman mir zustimmen wird, wenn ich sage, daß die beste Lösung in einer Modernisierung Ihrer Industrie und Technik besteht. Und ich denke, wir können davon ausgehen, daß Manticore Ihr Haupthandelspartner sein wird, und nicht Masada – zumindest«, er gestattete sich ein frostiges Lächeln, »für absehbare Zeit.«
Von der graysonitischen Seite des Tisches antwortete aufkommendes Gelächter, das einen deutlichen Unterton von Erleichterung in sich trug. Einen Augenblick lang war Housemans Gesicht vor Wut verzerrt, dann glättete es sich zu professioneller Ausdruckslosigkeit.
»Ich glaube, das ist eine einigermaßen sichere Prognose«, stimmte Prestwick zu.
»Dann werden wir auf dieser Grundlage fortfahren«, antwortete Courvosier ruhig. Er warf seinem wirtschaftlichen Berater einen Blick zu, und als er fragte: »Mr. Houseman?«, war eine Andeutung von Härte in seiner Stimme.
»Nun, ja, selbstverständlich«, antwortete Houseman. »Ich wollte nur …« Er unterbrach sich und zwang sich ein Lächeln ab. »In diesem Fall,
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