Die Ehre der Königin
unsere Flottenausgaben beschneiden wollen, damit wir Haven nicht ›provozieren‹, und glaubt allen Ernstes, daß wir einem Krieg mit der Volksrepublik aus dem Weg gehen könnten, wenn das Militär nur aufhören würde, das Parlament mit Horrorgeschichten über havenitische Kriegsvorbereitungen in Angst und Schrecken zu versetzen. Und noch schlimmer ist, daß er sich für einen Fachmann in Militärgeschichte hält.« Yanakov sah Courvosiers Lippen zucken, als dieser offenbar an eine amüsante Begebenheit zurückdachte, dann zuckte der Manticoraner die Achseln.
»Die Sache ist nun, daß er nicht gerade zu meinen größten Bewunderern gehört, und die Vereinbarungen über militärische Zusammenarbeit, die wir beide gestern ausgearbeitet haben, gefallen ihm gar nicht. Er führt alle Sorten von Gründen an, doch unter dem Strich läuft alles darauf hinaus, daß seine Untersuchung des ›Problems‹ ihn davon überzeugt hat, daß unsere Unterstellung von Masadas fundamentaler Feindschaft gegenüber eurem Planeten ›überzogen pessimistisch‹ sei.« Yanakov blinzelte, und zur Antwort nickte Courvosier grinsend. »Du hast es erfaßt. Er glaubt fest, eine friedliche Koexistenz sei möglich, aber er begreift einfach nicht, daß ein Felsenschaf mit einem Hexapuma nur von der Innenseite her koexistieren kann. Wie ich schon sagte, findet er auch, wir sollten uns nach Möglichkeiten umsehen, mit Haven zu koexistieren.«
»Du machst doch wohl Witze … oder?«
»Ich wünschte, es wäre so. Ich befürchte jedenfalls, daß er das Treffen mit eurem Kanzler als seine letzte Chance ansehen wird, die Lage doch noch vor uns Kriegstreibern zu retten. Ich habe ihn angewiesen, seine Zunge im Zaum zu halten, aber ich gehöre nicht wirklich zum Außenministerium. Ich bezweifle, daß ihm die Beschwerden, die ich bei seinen Vorgesetzten einreichen kann, allzuviel Kopfzerbrechen bereiten. Und wenn ich den Blick bedenke, mit dem er gestern abend um sich geworfen hat, glaube ich, daß er heute seinen Großer-Staatsmann-Hut aufgesetzt hat. Ich sehe ihn schon vor mir, wie er euch eine Predigt über die Vorzüge der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Masada hält, als Weg, eure ›unbedeutenden‹ religiösen Differenzen beizulegen.«
Yanakov starrte ihn an, dann schüttelte er den Kopf und grinste. »Na ja, es ist mir schon eine Erleichterung zu wissen, daß es auch in deinem Team Leute gibt, die statt eines Gehirns nur Bohnenbrei im Schädel haben. Also gut, Raoul. Vielen Dank für die Warnung. Ich werde mit dem Kanzler sprechen und versuchen, unsere Leute im Zaum zu halten, falls dein Mr. Houseman seine Show abzieht.«
»Gut.« Courvosier erwiderte das Grinsen und drückte Yanakov den Arm. Dann betraten die beiden Admiräle Seite an Seite den Konferenzraum.
»… am dringendsten benötigen wir daher also allgemeine industrielle Hilfe, Admiral«, beendete Kanzler Prestwick seine Eröffnungserklärung, »vor allem Beihilfe zur Errichtung weiterer orbitaler Bauprojekte. Unter den gegebenen Umständen besonders für den Ausbau der Flotte.«
»Ich verstehe.« Courvosier tauschte einen Blick mit Yanakov aus, dann nickte er Houseman zu. »Mr. Houseman? Vielleicht möchten Sie diese Frage beantworten?«
»Selbstverständlich, Admiral.« Lächelnd wandte Reginald Houseman sich dem Grayson zu. »Herr Kanzler, ich begrüße die Klarheit, mit der Sie Ihre Bedürfnisse umrissen haben, und das Königreich wird in Betracht ziehen, sie zu erfüllen. Wenn Sie gestatten, würde ich gern Ihre Punkte in absteigender Reihenfolge kommentieren.«
Prestwick lehnte sich ein wenig zurück und gab nickend sein Einverständnis.
»Vielen Dank. Was den Flottenausbau angeht, so ist meine Regierung bereit, wie von Admiral Courvosier bereits prinzipiell mit Hochadmiral Yanakov beschlossen, im Austausch gegen Stationierungsrechte ständige Sicherungsverbände für Jelzins Stern abzustellen. Darüber hinaus werden wir eigene Wartungs- und Reparatureinrichtungen aufbauen, und ich sehe keinen Grund, warum Sie diese nicht ebenfalls benutzen sollten.«
Houseman warf einen flüchtigen Blick auf Courvosier, dann fuhr er eilig fort: »Ich denke allerdings, daß andere, nicht-militärische Gesichtspunkte noch nicht ihrer Bedeutung entsprechend erörtert worden sind.« Yanakov sah, wie Courvosier sich versteifte, und die beiden Admiräle sahen sich über den Tisch hinweg in die Augen. Als Prestwick antwortete, lehnte sich Courvosier mit resignierter Miene
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