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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kurs krümmte sich bereits in den Bogen, der sie nach Orbit Vier bringen und auf gleichem Weg wieder herausführen würde. Die Waffencrews kauerten sich über ihre Konsolen, während die Entfernung zusammenschmolz. Auf ihren Gesichtern lag Anspannung, aber keine echte Furcht. Sie waren geschützt von den Impellerkeilen und Seitenschilden; die Waffenstationen, die Orbit Vier schützten, lagen ihrem Feuer schutzlos ausgeliefert dar und wurden nur durch ihre Nahbereichs-Abwehrwaffen verteidigt.
    »Wir haben nun eine gute Zielerfassung, Sir.«
    An Bord des Leichten Kreuzers Abraham , dem Flaggschiff der Navy von Masada, sah Admiral Jansen bei den Worten seines Stabschefs auf.
    »Entfernung?«
    »Nähern uns drei Millionen Kilometer.«
    Jansen nickte. Seine Raketen waren langsamer als die des Donner Gottes . Ihre Antriebe hatten eine Brenndauer von weniger als einer Minute, und ihre Maximalbeschleunigung betrug nur 30.000 g. Doch die Flotte näherte sich mit mehr als 27.000 Kps dem Ziel. Mit dieser Anfangsgeschwindigkeit würden die Raketen bis zu ihren Zielen achtundsiebzig Sekunden brauchen; die Raketen von Orbit Vier brauchten anderthalb Minuten, um ihrerseits ihn zu erreichen. Ein Unterschied von nur zwölf Sekunden – aber im Gegensatz zu Asteroiden konnten seine Schiffe ausweichen.
    »Eröffnen Sie das Feuer«, befahl er knapp.
     
    Als die Gravitationssensoren die Raketenstarts auffingen, verhärtete sich Captain Hills Miene. Auf diese Entfernung würden seine eigenen Raketen trotz der Annäherungsgeschwindigkeit des Feindes über 800.000 Kilometer vom Ziel entfernt ausbrennen und zu ballistischen Körpern werden, die kein Ziel mehr verfolgen könnten. Deswegen hatte er das Abwehrfeuer noch nicht eröffnen lassen und hoffte gegen jede Chance darauf, daß die Masadaner nahe genug herankämen, damit er sie wirksam angreifen könnte.
    Er erwartete nicht, daß es so weit käme, aber es war es wert, darum zu beten. Es ergab nur wenig Sinn, Vögelchen abzufeuern, die nicht mehr manövrieren konnten, wenn sie den Feind erreichten – Raketen, die sich nur noch im freien Fall bewegten, konnten von impellergetriebenen Schiffen mit Leichtigkeit gemieden oder zerstört, ja sogar aufgelesen werden. Andererseits war der Feind schon näher herangekommen, als Hill eigentlich erwarten konnte, und ein Vögelchen im freien Fall war besser als gar nichts. Mehr als drei Salven konnten er und seine Männer nicht abfeuern, bevor die masadanischen Raketen eintrafen.
    »Feuer eröffnen!« bellte er. Dann fügte er leiser hinzu: »Und bereithalten an den Nahbereichs-Abwehrwaffen.«
     
    Die Entfernung war selbst für die Ortung der Madrigal zu groß, als daß einzelne Raketenantriebe aufgefaßt werden konnten, doch das Display begann zu flackern, als die Sensoren des Zerstörers eine plötzliche Hintergrundkaskade von Impelleremissionen aufspürten. Courvosier stand schweigend neben Yanakov und betrachtete das graue, steinerne Gesicht des Graysons. Er wußte, daß es nichts zu sagen gab.
     
    Schwert Simonds erschauerte, als er auf den Displays des Donner Gottes die Raketen beobachtete. Sie rasten von Angreifer und Verteidiger gleichermaßen davon, kleine rote Blutstropfen, die gleichzeitig schön und in obszöner Weise friedlich erschienen. Wut und Donner hätte er hören sollen. Hätte Anblick, Lärm und Geruch der Schlacht hören müssen. Doch es gab nur das Summen der Lüftung und das ruhige, leise Gemurmel der Ortungstechniker.
    Die kleinen Punkte bewegten sich mit quälender Langsamkeit durch die Holosphäre, und die Zeit schien stillzustehen. Fünfunddreißig Sekunden nach der ersten folgte die zweite Salve, und dann noch eine, beantwortet vom Gegenfeuer der Graysons. Dann erloschen die Punkte für die erste Salve, als die Antriebe der Raketen ausbrannten, und Admiral Jansen ließ den Kurs ändern, wand sich fort von dem Verteidigungsfeuer, das träge und untätig geworden war. Simonds stellte sich Jansens Raketen vor, wie sie durch Gottes eigene Leere rasten, auf diese Distanz unsichtbar für passive Sensoren, und über allem lag nun eine Unausweichlichkeit wie in einem Traum.
     
    Die Verteidigungseinrichtungen von Orbit Vier waren nicht darauf ausgelegt, auf sich allein gestellt vier Fünfteln der masadanischen Flottenstärke standzuhalten. Die unbeweglichen Befestigungen waren für jede Raketengleichung ein leichtes Ziel; alles, was auf sie abgefeuert wurde, mußte sie im Grunde treffen, wenn es von den Nahbereichs-Abwehrwaffen

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