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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Geschwindigkeit abzubremsen. Es war nicht genug Zeit, um viel Geschwindigkeit zu verlieren, selbst bei 30.000 Gravos nicht – aber es reichte.
    Wie ein gewaltiger Schöpflöffel stülpte sich die Öffnung des ›Rachens‹ im Impellerkeil des Leichten Kreuzers Abraham über die Lenkwaffe. In dem Raketenirrläufer aktivierten sich gleichzeitig die Haupt- und die Ersatzannäherungszünder, und einhundert Meter vor dem masadanischen Flaggschiff explodierte eine Fünfzig-Megatonnen-Bombe.
     
    Schwert Simonds wurde totenbleich, als die Impellersignatur verschwand. Luft zischte ihm aus den Nasenlöchern, und einen Moment lang starrte er noch wie gelähmt auf die Holosphäre. Er konnte nicht glauben, was er sah. Dann wandte er sich zu Captain Yu um und starrte ihn entgeistert an.
    Der Havenit erwiderte den Blick ernst, doch es stand ihm kein Schock, kein Entsetzen im Gesicht. Nicht einmal Überraschung.
    »Schade«, sagte Yu ruhig. »Sie hätten die Raketen in größerer Entfernung starten sollen.«
    Simonds biß die Zähne zusammen und wehrte sich gegen den Impuls, seinen ›Ratgeber‹ anzuschreien. Zwanzig Prozent des masadanischen Schlachtwalls war soeben vernichtet worden, und alles, was der Kerl sagen konnte, war: ›Sie hätten die Raketen in größerer Entfernung starten sollen‹! Simonds kochte vor Wut, doch Yu ließ den Blick von einem Stabsangehörigen des Schwertes zum nächsten wandern. Die meisten der Leute starrten noch immer auf die Sphäre, bestürzt über den vollkommen unerwarteten Verlust.
    Der havenitische Offizier hob die Stimme so weit, daß sie alle ihn hören mußten.
    »Dennoch ist das Endziel das einzig entscheidende, Sir. So gut ein Schlachtplan auch ist, Verluste wird es immer geben. Grayson jedoch hat erheblich mehr verloren als wir. Außerdem ist die Falle nun gestellt, Sir, nicht wahr?«
    Noch immer vor Wut bebend, starrte Simonds den Haveniten an.
    Er war sich nur zu sehr bewußt, daß sein Stab hinter ihm stand und zuschaute, und nur zu deutlich erkannte er, welchen Schaden er der Zuversicht seiner Leute zufügen konnte. Er wußte auch genau, was Yu tat, und der Ungläubige hatte recht – zur Hölle mit ihm!
    »Ja.« Es gelang ihm, das Wort gelassen auszusprechen, und das war gut für die Moral seines Stabes. Wie Säure brannte ihm das Wort auf der Zunge. »Ja, Captain Yu, die Falle ist gestellt … genau wie geplant.«
     

13.
    Bernard Yanakovs Uniformjacke hing über einem Stuhl. Der Admiral hatte den obersten Hemdknopf geöffnet und starrte stirnrunzelnd auf die Kathodenstrahlröhre. Mit einem müden, begrüßenden Grinsen sah er auf, als sich die Tür öffnete, um Raoul Courvosier und das Hintergrundgeräusch der unermüdlich ratternden Drucker einzulassen.
    Trotz der Zivilkleidung, die Courvosier trug, hätte ihn niemand für jemand anderen als einen Navyoffizier halten können. Yanakov war außerordentlich dankbar für die Anwesenheit des Manticoraners. Dieser hatte nicht nur die Ortungssysteme seines Zerstörers, sondern auch seine gewaltige Erfahrung Yanakov bereitwillig zur Verfügung gestellt. Obwohl, wie Yanakov wußte, mehrere Delegierte von ihm verlangt hatten, daß er sie in die Madrigal laden und aus der Schußlinie nach Hause bringen sollte.
    »Du brauchst Schlaf«, begann der Manticoraner unverblümt. Yanakov nickte zustimmend.
    »Das weiß ich«, seufzte er, »aber …« Die Schultern zuckend, verstummte er, und Courvosier nickte verständnisvoll. Nicht zustimmend, nur verständnisvoll.
    Ein von der Erschöpfung abgestumpfter Verstand war kaum das richtige Werkzeug, um die Verteidigung eines Sonnensystems zu planen, aber Yanakov fand keinen Schlaf. Zu Orbit Vier hatten sich Orbit Fünf und Sechs gesellt. Keiner der Kommandanten hatte so viel Glück gehabt wie Hill. Korrekter gesagt, waren die Masadaner einfach vorsichtiger geworden: Sie feuerten ihre Raketen nun aus sechs Millionen Kilometern ab, aus einer Entfernung, die die Antriebe der Verteidigerraketen fünf Minuten vor Erreichen der Ziele ausbrennen ließ. Durch den größeren Abstand und die höheren Flugzeiten erhielten die Verteidiger längere Verfolgungszeiten und höhere Trefferwahrscheinlichkeiten für die Nahbereichs-Abwehrwaffen, die Masadaner aber überlasteten die Verteidigungseinrichtungen durch die schiere Anzahl der abgefeuerten Raketen. Die Kosten für die Angreifer waren mehr Raketen, für Grayson hingegen bedeutete es bisher den Verlust von neun Prozent seiner Orbitalen

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