Die Ehre der Königin
Taste, die das Gespräch annahm. Auf dem Bildschirm erschien Yanakov, und er hob den Kopf. Der graysonitische Admiral trug nur einen Bademantel, durch den seine nackte Brust schimmerte, die Augen, obwohl noch vom Schlaf geschwollen, waren wach.
»Tut mir leid, dich zu wecken, Raoul.« Der weiche graysonitische Akzent war einer abgehackt wirkenden Redeweise gewichen. »Die Raumüberwachung hat gerade einen Hyperabdruck aufgefangen, dreißig Lichtminuten von Jelzin. Und zwar einen großen.«
»Masada?« fragte Courvosier scharf.
»Das wissen wir noch nicht, aber sie kommen aus Null Null Drei zu Null Neun Zwo. Das liegt recht genau auf der direkten Verbindungslinie zum Endicott-System.«
»Was habt ihr denn über die Impellersignaturen?«
»Das ist für unsere Geräte ziemlich weit draußen.« Yanakov klang ein wenig peinlich berührt. »Wir lassen im Moment unsere Datensätze verfeinern, aber …«
»Gib die Koordinaten an Commander Alvarez weiter«, unterbrach Courvosier ihn. »Das Kampfsystem der Madrigal ist besser als alles, was ihr habt. Vielleicht kann er euch auch die Daten verfeinern.«
»Danke. Ich hatte gehofft, daß du das sagen würdest.« Yanakov klang so erleichtert, daß Courvosier vor echter Überraschung das Gesicht verzog.
»Du hast doch nicht etwa wegen dieses Arschlochs Houseman gedacht, ich würde nein sagen?«
»Nun, wir sind ja noch nicht offiziell verbündet, deshalb …«
»Der Umstand, daß uns noch ein Stück Papier fehlt, bedeutet ja wohl kaum, daß wir beide nicht wissen, was unsere Staatsoberhäupter wollen. Einer der Vorteile, die man hat, wenn man ein Admiral ist und kein Diplomat « – Courvosier sprach das Wort aus, als wäre es etwas Unanständiges –, »liegt darin, daß wir uns über den ganzen Scheiß hinwegsetzen können, wenn es sein muß. Also gib deine Daten an die Madrigal weiter.« Er zögerte und wollte die Verbindung schon unterbrechen, dann fragte er: »Ich nehme an, ich darf mich als in Command Central eingeladen betrachten?«
»Es wäre uns eine Ehre, dich begrüßen zu können.«
»Danke. Ach, und wenn du mit Alvarez sprichst, dann frag ihn mal, wie weit er mit dem Projekt ist, mit dem ich ihn am Montag beauftragt habe.« Er grinste schief. »Wir haben nämlich euer taktisches Datennetz ein wenig abgehört, und ich nehme an, wir können die Ortungsdaten der Madrigal nun direkt in euer Netzwerk übertragen.«
»Na, das ist doch wenigstens eine gute Nachricht!« rief Yanakov begeistert. »Ich mache mich sofort daran. In einer Viertelstunde kann ich dich mit dem Auto abholen.«
Als die Admiräle Command Central betraten, empfing sie das Rattern der wie irrsinnig arbeitenden Drucker. Die beiden wandten sich wie ein Mann der Hauptanzeigetafel zu. Kaum merklich kroch ein roter Lichtpunkt vorwärts. Die scheinbare Langsamkeit lag am Maßstab der Darstellung – ein Display, das eine halbe Lichtstunde Umkreis darstellte, mußte einfach irgendwo komprimieren. Wenigstens arbeiteten die Gravitationssensoren überlichtschnell, so daß die Darstellung in Echtzeit ablief. Was auch immer ihnen das nützen würde …
Es war der Madrigal tatsächlich gelungen, ihr taktisches Datennetz mit dem von Command Central zu verbinden. Die Tafel konnte auf diese Entfernung keine individuellen Impellerquellen auflösen, doch die Datencodes neben dem Lichtpunkt waren für graysonitische Instrumente viel zu detailliert. Das war Courvosiers erster Gedanke; sein zweiter Gedanke ließ ihn Bestürzung verspüren. Schweigend preßte er die Lippen zusammen. Dort draußen waren zehn Schiffe, und sie beschleunigten, nachdem die Transition in den Normalraum ihnen den Großteil ihrer kinetischen Energie geraubt hatte. Nicht einmal die Madrigal konnte sie gut genug ›sehen‹, um den Lichtfleck in einzelne Schiffe aufzulösen, doch die Impellerstärken erlaubten vorläufige Identifikationen nach Klassen. Und wenn Commander Alvarez’ Ortungscrews recht hatten, dann waren dort draußen vier Leichte Kreuzer und sechs Zerstörer; mehr Tonnage als Graysons komplette hyperraumtüchtige Flotte.
Ein extrapolierter Vektor zuckte über das Display, und Courvosier hörte neben sich Yanakov fluchen.
»Was ist?« fragte er ruhig.
»Sie halten direkt auf Orbit Vier zu, eine unserer Aufbereitungsknotenstationen für Schürfgut im Gürtel. Verdammt noch mal!«
»Was habt ihr, um sie aufzuhalten?«
»Nicht genug«, antwortete Yanakov grimmig. Er blickte auf. »Walt! Wie lange noch, bis sie Orbit
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