Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
heute Nachmittag. Ich fahre selbst mit meinem Wagen, dann steht dir der Chauffeur zur Verfügung, wenn du doch noch etwas unternehmen möchtest.“
„Ja, natürlich.“ Sie konnte ihm so leicht zustimmen, weil sie gar nicht vorhatte auszugehen. Sie würde den Tag mit Lesen und Ruhen verbringen. Jetzt, da sie ihre Entscheidung getroffen hatte, fühlte Barrie sich innerlich gelassener. Morgen würde es ein anstrengender Tag werden, da musste sie vorher so viel Energie tanken wie möglich.
Als ihr Vater am Nachmittag zurückkam, fand er Barrie im Wohnzimmer, auf der Couch zusammengerollt, mit einem Buch vor. Seine besorgte Miene änderte sich sofort, als er seine Tochter erblickte.
„Hattest du einen angenehmen Lunch?“, fragte Barrie, weil sie so etwas früher auch gefragt hätte.
„Du weißt doch, wie diese politischen Treffen sind.“ Früher hätte er sich zu ihr gesetzt und genau berichtet, doch dieses Mal wich er ihr aus und vermied ein Gespräch.
Senator Garth saß in mehreren Komitees, in denen Themen zur nationalen Sicherheit und Außenpolitik behandelt wurden. Bevor Barrie noch eine weitere Frage stellen konnte, ging William zu seinem Arbeitszimmer weiter und zog die Tür hinter sich zu. Traurig blickte Barrie auf die geschlossene Tür.
Die Klingel an der Haustür ließ sie zusammenfahren. Barrie legte ihr Buch beiseite und ging in die Diele. Bevor sie die Tür öffnete, lugte Barrie durch den Spion. Draußen auf der Schwelle stand ein großer dunkelhaariger Mann.
Ihr Herz begann wild zu rasen, Schwindel erfasste sie. Hinter sich hörte sie ihren Vater aus seinem Arbeitszimmer kommen.
„Wer ist das?“, wollte er wissen. „Lass nur, ich mach das schon.“
Barrie antwortete nicht. Sie riss die Tür auf und starrte atemlos in Zanes kühle blaue Augen. Der Blick aus diesen Augen glitt jetzt scharf musternd über sie, dann lag er wieder durchdringend auf ihrem Gesicht.
„Bist du schwanger?“, fragte Zane ohne Einleitung und so leise, dass ihr Vater es nicht hören konnte.
„Ja“, flüsterte sie.
Er nickte, eine knappe Geste, die besagen sollte, dass damit alles geklärt war. „Dann werden wir heiraten.“
9. KAPITEL
W illiam Lovejoy war bei der Tür angekommen und schob Barrie hinter sich. „Wer sind Sie?“, verlangte er argwöhnisch von Zane zu wissen.
Zane nahm den Mann in Augenschein, der sein Schwiegervater sein würde. „Zane Mackenzie.“ Seine Miene blieb völlig ausdruckslos, nur seine hellen Augen funkelten, und Barrie wurde plötzlich klar, wie gefährlich Zane sein konnte. Er machte ihr keine Angst, unter den gegebenen Umständen war Barrie sogar froh darüber. Das war genau das, was sie brauchte.
William Lovejoy war misstrauisch gewesen, doch jetzt verlor sein Gesicht alle Farbe. „Ihnen muss doch klar sein“, setzte er steif an, „dass es Barrie nicht hilft, Sie wiederzusehen. Sie will diese Episode vergessen und …“
Zane sah an Lovejoy vorbei zu Barrie. Sie zitterte und flehte Zane mit weit aufgerissenen Augen an. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie grün ihre Augen waren, von einem dunklen Waldgrün, oder wie ausdrucksvoll. Und er glaubte, in ihnen nicht die Bitte um Höflichkeit zu erkennen, sondern um Hilfe. Er wusste zwar nicht genau, welche Hilfe und bei was, aber sein Kämpferinstinkt war geweckt. Er würde es herausfinden, sobald er das Dringendste erledigt hatte. Es wurde Zeit, den Botschafter a. D. über die Sachlage zu informieren.
Zane wandte den Blick nicht von Barrie, während William Lovejoy sich in einer Rede erging, warum es für seine Tochter das Beste sei, dass Zane sofort wieder ging. Zanes Stimme, hart wie Stahl, durchschnitt den väterlichen Sermon. „Barrie und ich werden heiraten.“
Der Botschafter brach abrupt ab. Ein Ausdruck von Panik huschte über sein Gesicht. „Machen Sie sich nicht lächerlich. Barrie wird keinen Seemann heiraten, der sich für etwas Besseres hält, nur weil er ein ausgebildeter Mörder ist.“
Zanes Blick glitt von Barrie zu ihrem Vater. Die Eiseskälte, die Zane ausstrahlte, ließ den Botschafter unwillkürlich einen Schritt zurücktreten, er wurde weiß wie ein Laken.
„Barrie, willst du mich heiraten?“ Zane stellte die Frage, ohne die Augen von Lovejoy zu wenden.
Sie sah von Zane zu ihrem Vater und zu rück. „Ja“, antwortete sie laut und deutlich. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie würde nicht fragen, welches Wunder Zane zu ihr geführt hatte. Sie war mittlerweile so verzweifelt und
Weitere Kostenlose Bücher