Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
geschlossenen Augen lag er da, und plötzlich glitt ein rasches
Grinsen über seine Lippen.
Joan
sah es dennoch und sagte mit amüsiertem Unterton: „Woran du auch gerade gedacht
haben magst, Ewan McLaughlin – vergiss es. Solange wir nicht sicher sein
können, für längere Zeit allein zu sein, wird es zwischen uns nicht zu mehr als
ein paar verstohlenen Küssen kommen.“
Er
hob die Lider, und ein erstaunter Blick aus himmelblauen Augen traf Joan. „Du
tust mir Unrecht, mo Ghràidh . Ich dachte eben nicht daran, dich auf der
Stelle zu nehmen, sondern an unsere erste Begegnung. Erinnerst du dich daran?“
Sie
nickte stumm.
„Ich
werde mein Lebtag nicht vergessen, wie ich dich in der Nähe von Glenbharr
Castle entdeckte – dieses feuerrote wirre Haar und der stinkende Lumpen, den du
getragen hast, waren sehr auffällig. Du
hattest dich im Gebüsch vor einer Kompanie englischer Dragoner versteckt. Ich
dachte, du wärst Schottin, aber dann hörte ich an deiner Stimme, dass du eine Sasannach warst und wunderte mich, dass du dich vor deinen eigenen Landsleuten verborgen
hieltest. Das machte dich verdächtig.“
Joan
erinnerte sich daran, als wäre dies alles erst vor einem Tag geschehen – so
deutlich sah sie noch immer alle Einzelheiten ihres Kennenlernens mit dem Sohn
des Laird Dòmhnall MacLaughlin of Glenbharr vor sich. Erst kurz zuvor hatte sie
erkannt, dass sie eine unfreiwillige Zeitreise gemacht hatte, denn die Ruine
von Glenbharr Castle schien sich in ein intaktes Gebäude verwandelt zu haben,
als sie die Burg nach tagelangem Irren durch den Wald auf der Suche nach ihrem
Leihwagen endlich gefunden hatte.
„Hätte
ich nichts gesagt, wäre unser erstes Treffen weniger dramatisch verlaufen.“ Sie
lächelte schief. „Auf die Erfahrungen der Wochen danach könnte ich gerne
verzichten, jedoch nicht auf das, was danach kam.“
Er
hob seine Hand und strich ihr sanft über die Wange. „Anfangs glaubte ich, dich
zu hassen, nachdem ich dich in Màiris Webkammer entdeckte. Genau wie mein Vater
dachte ich, du seiest die wiederauferstandene Hexe Ceana Matheson; du warst so
ganz anders als die Frauen, die ich kannte: Respektlos und frech, obwohl du
noch immer Gefangene meines Vaters warst. Erst als du dann plötzlich
verschwunden warst, wurde mir bewusst, dass ich mich in dich verliebt hatte und
löcherte Màiri so lange, bis sie redete. Was sie sagte, klang so ungeheuerlich,
dass ich am Verstand meiner Schwester zweifelte. Du solltest aus der Zukunft
gekommen sein, lachhaft! Doch dann ließ ich mir diese Grube im Wald zeigen, das
Grab, indem die Hexe gestorben war. Ich stieg ebenfalls hinein ... was ich im
einundzwanzigstem Jahrhundert vorfand, gefiel mir nicht. Ich kehrte in meine
Zeit zurück, als ich dich nicht fand; aber ich schenkte Màiri endlich Glauben.
Ich trauerte um dich, bis du eines Tages wieder da warst.“
Gedankenverloren
nahm sie seine Hand und schmiegte ihre Wange daran. „Wenn ich an die Monate
nach meiner ersten Zeitreise denke, wird mir noch heute eiskalt und
unbehaglich. Alles, was ich vorher geschätzt und gemocht hatte, verlor seinen
Reiz – ich konnte nur noch an den Mann denken, der schon über zweihundert Jahre
tot war.“
„Ich
bin sehr glücklich, dass du damals ein Leben an meiner Seite gewählt hast und
zurückgekommen bist“, sagte er leise. „Ohne dich hätte mein Leben keinen Sinn
mehr gehabt. Vielleicht hätte ich sogar Anna geheiratet, wer weiß. Irgendwann
hätte ich eine andere Frau heiraten und einen Sohn zeugen müssen, das war
schließlich meine Pflicht als Sohn des Clan-Oberhauptes.“
An
die schöne Anna Ferguson erinnerte sich Joan nicht allzu gerne. Dieser
raffinierten Frau hatte Joan es zu verdanken, dass sie beinahe ihr ungeborenes
Kind verloren hätte. Nun, sie hatte letztendlich ihre gerechte Strafe bekommen.
„Ob
Vater schon erste Vorbereitungen für die Flucht getroffen hat?“, wechselte Ewan
das Thema. „In ungefähr sechs Wochen findet immerhin die letzte Schlacht
statt.“
„Mutter
und Robin werden schon dafür sorgen, dass dein Vater reisefertig ist, wenn wir
nach Hause kommen.“
„Und
wenn die Sasannach schneller sind als wir?“
Sie
schenkte ihm ein stolzes Lächeln. „Die Idee, dass wir uns in diesem Fall bei
der Destille im Wald treffen, war mein Vorschlag.“
„Davon
wusste ich nichts.“ Er versuchte, sie an sich zu ziehen, doch da sie ahnte,
wohin das führen würde, wehrte sie ihn schweren Herzens ab. „Du warst mit
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