Die Ehre der MacLaughlins (German Edition)
als
einhundert Soldaten bei Gefechten gegen die Engländer verloren, jedoch bereits
zweiundzwanzig an den Folgen des kalten Winters und der Mangelernährung, für
die sich der Prinz nicht verantwortlich fühlte.
Und
nun war es so weit. Der Zug marschierte an einem ausgedehnten Waldstück
entlang, und Ewan hatte den Auftrag bekommen, laut zu stöhnen – so laut, dass
man ihn auch außerhalb des Planwagens hören konnte. Am Abend befahl der Prinz,
am Waldrand das Nachtlager aufzuschlagen für die völlig erschöpften Krieger.
Und damit war Mìcheal MacGannors große Stunde gekommen.
Er
bat, den Prinzen sprechen zu dürfen, sowie dessen Zelt errichtet worden war.
Drinnen war es behaglich, weil man ein Feuer in einer offenen Schale errichtet
hatte, während die armen Soldaten mit notdürftigen Unterkünften und ihre
zerschlissenen Plaids vorlieb nehmen musste.
Mit
fester Stimme brachte Mìcheal sein Anliegen vor, denn vor dem jungen Stuart
hatte er keinen Respekt. Nach einer kurzen Einleitung sagte Mìcheal: „Meine
Frau sowie meine Schwägerin sind Heilerinnen und beide der Ansicht, dass Ewan
nicht mehr lange lebt, wenn wir weiterziehen, bevor es ihm besser geht und das
Fieber gesunken ist.“
Nachdenklich
schürzte der Prinz seine Lippen; ohne Puder und unrasiert sah sein Gesicht
nicht mehr ganz so weiblich aus. „Nun, dann soll er in Gottes Namen mit seinem
Weib zurückbleiben.“
Mìcheal
räusperte sich. „Wir werden alle zurückbleiben, Sir. Ich musste Ewans
Vater, dem großen Laird Dòmhnall MacLaughlin of Glenbharr bei allem, was mir
heilig ist, schwören, dass ich weder Ewan noch unsere Clansmänner im Stich
lasse.“
Der
Prinz hob die Augenbrauen und fragte mit seinem unverkennbarem französischen
Akzent: „Und was bedeutet das?“
„Wir
werden alle zurückbleiben, jeder Mann, der für den MacLaughlin-Clan und den der
MacGannors kämpft. Ewan ist ihr erster Kommandant, und ich verbürge mich dafür,
dass wir spätestens in einer oder zwei Wochen der Truppe folgen werden.“
„Ausgeschlossen!
Ich brauche jeden Mann, wenn wir Inverness erreicht haben, um eine neue
Strategie auszuprobieren!“
Mìcheal
blieb gelassen und verneigte sich ehrfurchtsvoll. „Mit Verlaub, Sir, es wird
niemanden schaden, wenn wir etwas später eintreffen. Aber dafür werdet Ihr
einen gesunden Kommandanten bekommen.“
„Ihr
seid ebenfalls Kommandant“, sagte der Prinz, während von der Feuerstelle her
der Duft von gebratenem Speck und Eiern durch das Zelt zog. „Eure Clans haben
sich vor langer Zeit zusammengetan, ich habe mich bereits danach erkundigt,
bevor ich meine Aufwartung bei euren Lairds machte.“
„Das
ist richtig, aber ich fühle mich unsicher, unsere Soldaten zu führen und ...“
„Einer
meiner Ärzte wird Kommandant MacLaughlin untersuchen“, unterbrach ihn der Prinz
ungeduldig. Er hatte Hunger und wollte endlich speisen. Doch so schnell ließ
sich Mìcheal nicht abservieren.
„Eure
Ärzte wollten Ewan das verletzte Bein amputieren. Es ist nur der Hartnäckigkeit
seiner Frau zu verdanken, dass dieser verheerende Eingriff unnötig geworden
ist, Sir.“
Sehnsüchtig
spähte Bonnie Prince Charlie zu der Feuerstelle, dann machte er eine
Handbewegung und sagte leicht gereizt: „Schon gut. Teilt Euren Männern morgen
früh mit, dass sie solange hier kampieren sollen, bis ihr Kommandant wieder
reisefähig ist. Und nun lasst mich allein.“
Mit
dem größten Vergnügen tat ihm Mìcheal diesen Gefallen. Er verneigte sich so
tief, dass seine erleichterte Miene nicht zu erkennen war und eilte zurück zu
dem Wagen, in dem er bereits sehnsüchtig erwartet wurde.
Er
konnte sein Befreien kaum verhehlen, während er leise von dem Gespräch mit dem
Prinzen berichtete. Màiri umarmte ihn glücklich und Joan drückte ihm mit
feierlicher Miene die Hand; Ewan, der auf Befehl der beiden Frauen fast den
ganzen Tag auf seiner Bettstatt lag, falls Eden, Peader oder Màiris Söhne unaufgefordert
auf den Wagen stiegen, machte eine siegesreiche Geste in Richtung seines
Schwagers, der auch sein bester Freund war.
*
Doch
sie hatten nicht mit dem Widerstand ihrer Krieger gerechnet. Nachdem Mìcheal am
frühen Morgen des nächsten Tages die Clansmänner von der unvorhergesehenen Marschpause
unterrichtet hatte, machte sich großer Umnut breit.
„Ich
will nach Hause!“, rief einer. „Als ich im September 1745 fortging, war mein
Weib in der Hoffnung und ich will auf meinem Hof sein, wenn das Kleine
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