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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weiter?«
     Völlig außer sich hob Udo den rechten Arm, um den Knecht mit dem gepanzerten Handschuh ins Gesicht zu schlagen.
     »Du hirnloser Bastard! Ich werde dich lehren, dein Spatzenhirn zu gebrauchen! Ich …«
     Weiter kam er nicht, denn im selben Moment, als er zuschlagen wollte, umklammerte jemand mit aller Kraft seinen erhobenen Arm und hielt ihn fest.
     »Was?«, fuhr der Ritter erstaunt herum, um den Frevler zu erblicken, der es wagte, seinem Herrn in den Arm zu fallen. Seine Gesichtszüge gefroren augenblicklich zu Eis und seine Augen versprühten zornige Blitze, als er den todesmutigen Mann erkannte.
     »Ihr schon wieder, Pfaffe!«, fuhr er den frommen Glaubensverkünder an, der sofort des Ritters Arm losließ und schnell zwei Schritte zurücktrat.
     »Was fällt Euch ein, mir schon wieder ins Handwerk zu pfuschen?«, zischte er bösartig zwischen den Zähnen hervor.
     Oddar hingegen sah dem Edlen mit frommen, treuherzigen Blicken in die Augen und machte das Zeichen Gottes in dessen Richtung.
     »Ich habe nichts anderes getan, als Euch vor einer schweren Sünde zu bewahren«, antwortete er mit sanftmütiger Stimme und faltete die Hände vor der Brust.
     »Äh, was?«, fragte der Ritter völlig fassungslos zurück. »Mich vor einer Sünde bewahren?«
     Oddar nickte schweigend, was den Ritter im ersten Schreck nur noch mehr verwirrte. Für einen kurzen Moment überlegte er angestrengt, konnte aber nichts Unrechtes an seinem Tun finden. Sich völlig im Recht wiegend überwand er schnell seine Überraschung und fuhr den Priester mit grober Stimme an: »Seit wann ist es eine Sünde, wenn der Herr einen faulen Knecht zur Arbeit anhält?«
     Oddar blieb jedoch nach wie vor völlig ruhig und versuchte den Anführer zu belehren. »Es ist mitnichten eine Sünde, wenn man Müßiggang bestraft. Aber …«
     »Na also! Und warum hindert Ihr mich daran?«, triumphierte Udo mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
     Der fromme Mann lächelte zweideutig zurück. Insgeheim bereitete es ihm sogar eine gewisse Genugtuung, dem grobschlächtigen Ritter eine Verfehlung nachzuweisen.
     »Weil Eure Tat im Zorn geschehen sollte. Und der Zorn, mein edler Ritter, das ist so eine Sache, die allein nur unserem Vater im Himmel vorbehalten ist.«
     Udo stutzte verblüfft über die seltsame Logik des Glaubensverkünders. Natürlich war sein Bauch mit Zorn angefüllt gewesen. Und jetzt noch mehr denn je! Aber hatte er nicht auch allen Grund dazu? Dieses dumme Bauernpack besaß einfach nicht genügend Verstand, um in einer angemessenen Zeit das primitivste Belagerungsgerät zu bauen. So schnell wollte Udo jedoch keineswegs klein beigeben, schon gar nicht gegenüber diesem lästigen Pfaffen.
     »Wer soll hier zornig gewesen sein«, stellte er sich dumm, »ich etwa?«
     Abermals nickte der Mönch stumm.
     »Aber mein lieber Oddar«, versuchte der Ritter nun das Gegenteil zu heucheln. Ein verschlagenes Grinsen erschien in seinem Gesicht, begleitet von boshaften Blicken.
     »Es war doch kein Zorn, der mich leitete. Wo denkt Ihr hin? Nur die Sorge um den Anteil der Kirche war es, die mich zwang mit strenger Hand durchzugreifen. Wenn ich den Knechten in ihrem Tun und Handeln freien Lauf lasse, dann ist eher der Winter hier, als dass ein paar einfache Leitern und Pfeilwehren fertig sind.«
     Missbilligend schüttelte der Priester den Kopf. Er glaubte Udo kein Wort.
     »Ich habe Euch beobachtet und gesehen, wie …«
     Tief Luft holend schnitt der Ritter den Satz ab. Der Pfaffe stellte seine Geduld wahrlich auf eine harte Probe. Seine Stimme schlug wieder in den gewohnt arroganten Befehlston um.
     »Wenn Euer Blick auch nur halbwegs so scharf gewesen wäre, wie es Eure Zunge ist, Priester, dann hättet Ihr wohl bemerkt, wie viel Geduld ich bereits aufgeboten hatte.«
     Oddar verbiss sich die passende Erwiderung, denn er hatte genau gesehen, wie der Ritter den Vormittag verbracht hatte. Seine Geduld hatte sich nämlich ausschließlich auf das Speisen, Trinken und das Würfelspielen bezogen. All diese Dinge durfte er dem Ritter jedoch nicht ohne Folgen unter die Nase halten, auch wenn er es in diesem Augenblick gar zu gerne getan hätte. Stattdessen versuchte er auf seine Weise zu taktieren, um ein böses Eskalieren des Streites zu verhindern.
     »Mein edler Ritter, nichts liegt mir ferner, als Euch zu tadeln. Nur Euer Seelenheil war es, was mich veranlasste, Euch in den Arm zu fallen. Nur Euer Seelenheil.«
     Misstrauisch

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