Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
entlang und hielten nun genau auf die abgelegene Seite des Dorfes zu. Die vielen Hundert Hufe donnerten und tosten, dass es vom Waldrand nur so widerhallte. In nur wenigen Augenblicken hatten die Reiter den schmalen Wallhügel umrundet und ihre erste, noch wartende Angriffswelle erreicht. Nur knapp hinter den Schilden zügelten sie ihre Pferde und nahmen Aufstellung. Für die Verteidiger musste es nun so aussehen, als ob der Hauptangriff im Schutze der beweglichen Wehren erfolgen würde.
     Ritter Udo, an der Spitze seines Heeres reitend, war sich absolut sicher, dass das dumme Heidenpack seinen Köder ohne Weiteres schluckte, sodass er in Kürze all seine verfügbaren Kräfte zum Tor zurückschicken konnte.
    Um seinen Angriffsplan die nötige Perfektion zu verleihen, zögerte er diesen Moment jedoch soweit als möglich hinaus. So konnte er sicher sein, dass auch der letzte dieser räudigen Hunde nicht begriff, wo der vermeintliche Hase in Wirklichkeit entlanglief. Innerlich freute der hinterlistige Anführer sich derart über seinen gemeinen Plan, dass er nicht mehr an sich halten konnte.
    Laut lachend warf er den Verteidigern seine bösen Schmähungen entgegen: »Ihr feigen Bastarde! Habt euch vor Angst schon die Röcke beschmutzt, was? Oder warum verkriecht ihr euch? Schlottern eure dreckigen Pfoten schon so sehr, dass ihr nicht einmal mehr einen Pfeil auf die Sehne bekommt, wie? Ha, mit einem Schandmaul, so groß wie ein Scheunentor, aber wenn ein stolzer Ritter daherkommt, verkriecht ihr euch wie feiges Ungeziefer in stinkenden Löchern! Worauf wartet ihr denn noch, etwa, dass eure morschen Holzgötzen euch zur Hilfe eilen? Die sind doch auch nur aus demselben wurmstichigen Holz, wie ihr es seid!«
     Er machte eine kleine Pause, um Luft zu holen, wartete aber vergebens auf eine Antwort. Unter dem Gejohle seiner Gefolgsleute hob er seine Lanze und rief erneut: »Hier, versucht doch noch einmal meinen Ger zu treffen, und ich verspreche vor Gott: Derjenige soll belohnt werden, der dies schafft. Mit einem schnellen Stoße will ich ihn höchstpersönlich erlösen und ins Jenseits befördern. Ganz schnell wird dies geschehen - ohne lange Schmerzen noch Qualen. Na, ist das nicht ein wunderschönes Versprechen?«
     Als seine Begleiter in ein dröhnendes Gelächter fielen, senkte Udo mit einem Ruck seine Lanze und die mobilen Schilde setzten sich holpernd in Bewegung.
     Rapak und Thietmar hielten fast gleichzeitig den Atem an, als der Sturm auf das Dorf nun endgültig begann. Sie waren dem Geschehen so nahe, dass ihnen nichts entgehen konnte. Jedoch irgendeine Hilfe zu leisten, das lag außerhalb ihrer Macht.
     Immer jeweils zwei Knechte schoben mit aller Kraft einen Schild auf den Wall zu, während die Bogenschützen ununterbrochen zu schießen begannen.
     Thietmar rechnete insgeheim: Zehn Schilde mit jeweils drei Schützen besetzt, macht genau dreißig Bogen.
     Also griff der gemeine Ritter, wie geplant, mit einer nur geringen Streitmacht an. Die weniger als zwei Dutzend Wenden hinter dem Wall würden diesen Angriff halten können. Hoffentlich ließen sie sich durch den Scheinangriff nicht ins Boxhorn jagen.
     Die großen Schilde hatten sich bis auf etwa dreißig Schritte der Palisade genähert und jeder der Bogenschützen hatte mindestens ein Dutzend Pfeile verschossen als Udo das Zeichen zum eigentlichen Angriff gab. Er hob erneut seine Lanze, riss sein Pferd herum und stürmte allen voran in Richtung Tor davon. Gleichzeitig preschten vom Waldrand her fünf Reiter mit Packpferden los, um sich mit den Angreifern zu vereinigen. An den Sätteln der Packpferde war links und rechts je eine Leiter befestigt. Knappe hundert Schritte vor dem Ziel vereinigten sich beide Abteilungen und stürmten gemeinsam auf das Tor zu.
     Udo freute sich ungemein über seine Genialität. Niemals würde das Heidenpack rechtzeitig zur Stelle sein, um jetzt noch ein Übersteigen des primitiven Holzwalles zu verhindern.
    Warte nur, du Häuptling der Bastarde , frohlockte er, als er an Milosc dachte, nicht mehr lange und es soll mir eine Genugtuung sein, deine Kehle ganz langsam durchzuschneiden!
     Umso größer war daher sein Schreck, als sich rings um das Tor verteilt plötzlich drei Dutzend Schützen erhoben und ihre Bögen spannten. Reflexhaft konnte Udo gerade noch seinen Schild emporreißen, als auch schon ein wahrer Pfeilhagel dagegenprallte. Die fast gleichzeitig erfolgenden Einschläge waren so heftig, dass es ihm fast den

Weitere Kostenlose Bücher