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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gleiten lassen – sie saßen gut und fest, und letztendlich hatte er die schlanken, konischen Pfeilspitzen geprüft – sie waren sämtlich aus hart geschmiedetem Eisen gefertigt. Alle Pfeile waren bereit, sich ihren Weg durch die engen Ringe der Kettenhemden zu bahnen, vorausgesetzt, es blieb genügend Zeit um sie abzuschießen.
     Je länger der Angriff aber auf sich warten ließ, umso mehr Zweifel befielen den alten Slawen. Warum nur brauchte dieser nach Blut dürstende Wolf so lange? Hatte er seinen Plan im letzten Moment doch noch geändert? Was geschähe, wenn er nun mit seiner gesamten Streitmacht die jenseitige Palisade stürmte und das Tor einfach außer Acht ließe? Hier am Tore wartete doch der Großteil der Verteidiger auf den Hauptangriff. Die mutigsten und gewandtesten Kämpfer und Kämpferinnen des Dorfes hatten sich hier versammelt. Sie alle gelängen nicht mehr rechtzeitig auf die andere Dorfseite, um eine Erstürmung verhindern zu können. Ein ungleich blutigerer Kampf würde entbrennen, dessen Ausgang von vornherein so gut wie feststand. In einem grauenvollen Gemetzel, so Swarozyc es wollte, ginge ihre schöne, blühende Siedlung in Feuer und Blut unter.
     Eine plötzliche Stille riss Milosc aus seinen Grübeleien. Alle Axt- und Hammerschläge waren verstummt. Für einen winzigen Moment musste der alte Fürst seine Benommenheit regelrecht abschütteln, um sich zu besinnen, welche Bedeutung diese plötzliche Ruhe für sie alle haben mochte. Im Prinzip konnte dies nur eines bedeuten: Die berüchtigte Ruhe vor dem großen Sturm war angebrochen. Auch die mutigen Männer und Frauen, die sich in den Schatten der Palisaden zurückgezogen hatten, begannen sich zu regen. Sie pressten ihre Gesichter dicht an den hölzernen Wall und versuchten, durch schmale Spalten einen Blick auf das Vorfeld des Dorfes zu werfen. Da, hinten am Waldrand waren jetzt deutliche Bewegungen auszumachen. Der Feind war also mit seinen Vorbereitungen fertig und setzte sich langsam in Bewegung. Nun konnte es nicht mehr lange dauern, bis sich zeigte, wie viel Milosc Verteidigungsplan taugte.
     Mit festen Händen umklammerten die Holzhauer ihre Äxte, der Schmied und seine Gehilfen nahmen ihre schweren Hämmer auf, die Fischer griffen nach den Speeren und einige der wohlhabenden Freibauern zogen ihre wertvollen Schwerter aus der Scheide. Pfeil und Bogen besaßen sie alle, auch wenn nicht jeder ein so hervorragender Schütze wie Milosc war. Diejenigen allerdings, die über eine wirkliche Kampferfahrung verfügten, waren in der Minderzahl. Nur die allerwenigsten besaßen gar einen Harnisch aus dicken Lederplatten, ganze drei Männer trugen einen Kettenpanzer, wie es die Angreifer taten. Aber trotz der unterschiedlichsten Erfahrungen, trotz ihrer mehr oder weniger guten Bewaffnung, ob Frauen oder Männer - ein einziges hehres Ziel schweißte sie alle zusammen: Sie würden ihr Dorf und ihre Familien verteidigen und wenn es das Letzte war, was sie in diesem Leben noch zu tun vermochten. Um keinen Preis gäben sie ihr freies Leben auf, um sich den fremden Eroberern zu unterwerfen. Lieber ein ehrenvoller Tod als im harten Winter langsam zu verhungern oder gar, was noch schlimmer war, als Unfreier in fremden Landen wie dummes Vieh angeboten und verkauft zu werden.
     Die drei Männer, die einen Kettenpanzer ihr Eigen nannten, waren Paddies und Rapaks Väter als auch der freie Knecht Stephan. Ihre Aufgabe war es, je eine Gruppe von vier Frauen zu schützen, die ausschließlich mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Um eine schwere Axt oder gar ein Schwert zu führen, dafür waren die schmalen Frauenhände nicht geschaffen. Diese Aufgabe fiel den drei gepanzerten Männern zu, auch wenn sie schon lange nicht mehr zu den Jüngsten zählten. Sobald sich der Zeitpunkt näherte, an dem der Wall nicht mehr zu halten war, würden die drei Männer mit ihren Körpern und mit ihrem Leben den Rückzug der Frauen decken, bis sie die rettende Brücke erreicht hatten.
     Voller Sorge stiegen die Männer, von den Frauen gefolgt, die Leitern empor und bezogen auf einem vorbestimmten Abschnitt des Wehrgangs Stellung. Immer darauf bedacht, dass der Feind sie noch nicht sehen durfte, krochen sie auf allen vieren über die schmalen Bohlen und verteilten sich.
     Die Sorgen der Männer galten aber nicht nur dem bevorstehenden Angriff, sondern auch ihren Kindern. Paddie, Rapak und Bikus waren bis zum Morgengrauen nicht mehr zur Insel zurückgekehrt. Paddies und

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