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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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loderte, hatten die Slawen für einen neuen Schachzug genutzt. Kaum waren die Fackeln geworfen worden, als sie auch schon begonnen hatten, den Brückenbelag zu entfernen. Ihr Rückzug, der Feuergraben, alles war wohldurchdacht gewesen. Sie waren zwar nicht in der Lage, die übermächtige Streitmacht zu besiegen, aber sie konnten ihnen empfindliche Verluste zufügen. Und sie konnten vor allen Dingen neue Zeit gewinnen.
     Genau an der Stelle, wo das tiefe Wasser begann, hatten sich die Siedler zu einer langen Kette aufgestellt. Jeweils die beiden Letztstehenden hatten sodann eine schwere Bohle des Brückenbelages aufgenommen und waren damit zur Insel gerannt. Sowie dann der Belag zwischen zwei Pfeilern entfernt war, hatten Männer von einem Boot aus die Längs- und Querträger heruntergehoben. Zurück blieben nur noch zwei Reihen Pfosten, die knapp zwei Ellen aus dem Wasser ragten. Auf diese Weise hatten die Dorfbewohner den Steg bereits auf eine Länge von gut fünfzig Fuß abgebaut, als das Feuer zu erlöschen begann. Fünfzig Fuß - nicht einmal ein Steinwurf weit - aber für die Eroberer eine unüberwindliche Kluft.
     Lange Zeit starrte der Ritter schweigend auf den See, während die Brücke zusehends kürzer wurde. Als er diesen Anblick nicht mehr ertragen konnte, gab er resignierend das Zeichen zum Lagern.
     
    *
     
     
     
    Kapitel 22
     
     
     
    »Es ist alles deine Schuld!«, unterbrach Kosi das bedrückende Schweigen, das sich im muffigen Halbdunkel des vollgestopften Planwagens breitgemacht hatte und wand sich zornig in ihren Fesseln.
     Paddie, der gerade missmutig auf das fleckige Verdeck gestarrt und sich den Kopf mit Fluchtgedanken zermartert hatte, fühlte sich überhaupt nicht angesprochen.
     »He, du Quakfrosch, ich rede mit dir!«, hakte das junge Mädchen wütend nach. Die groben Hanfstricke schnürten schmerzhaft an ihren Armen und Füßen und machten die Glieder kalt und gefühllos. Indes, die Fesseln gaben keinen Deut nach, im Gegenteil. Durch die heftigen Bewegungen rieb Kosi sich die Haut wund und ein schmerzhaftes Brennen war die Quittung für ihre Mühen.
     »Ich …, was …, wieso?«, drehte Paddie verdutzt den Kopf nach hinten.
     »Ja, du! Wer denn sonst?«
     Völlig verdattert verrenkte sich der Beschuldigte noch mehr den Kopf, um Kosis Gesicht sehen zu können. Mehr als ein Paar gefesselter Waden und spitz angewinkelter Knie konnte er jedoch nicht erkennen. Oberkörper und Kopf des temperamentvollen Mädchens lagen eingekeilt zwischen Fässern, prall gefüllten Säcken und der Bordwand.
     »Aber woran soll ich denn schuld sein?«
     »Das fragst du noch? Bist du wirklich so begriffsstutzig?«
     Paddie spürte, wie ihm ungewollt ein Gefühl der Scham befiehl. Er wusste weder welche Verfehlung ihm die hübsche Kosi vorwarf, noch warum sie es tat. Allein, dass sie es tat, war schon schlimm genug.
     Bikus, der in seinem Rücken lag, tippte ihm leicht mit den Ellenbogen in die Seite. »Schnattergans meint: Du hast Schuld, dass die fremden Ritter uns nichts zum Essen und zu trinken bringen.«
     Kosi verdrehte die Augen und gab einen seufzenden Ton von sich: »Oh Junge, dein fetter Kumpel, der dir da immer am Rockzipfel hängt, der ist ja noch blöder als du!«
     Bikus wollte erbost auffahren, allein es blieb bei einem Versuch. Gekränkt rief er nach hinten: »Warte nur, wenn ich wieder frei bin, dann kannst du was erleben!«
     Kosi lacht spitz und überheblich: »Was soll ich erleben, hä? Trau dich nur noch einmal in meine Nähe, du Fettsack, und dein großer Eierkopf wird hinterher ratzekahl geschoren sein. Wie Milosc sein blanker Kriegshelm wird er funkeln in der Sonne!«
     »Paddie«, rief Bikus Hilfe suchend über seine Schulter, »muss ich mir das Gekeife von dieser Giftnatter gefallen lassen?«
     »Ruhe!«
     Eine kurzweilige, angespannte Stille breitete sich aus, in der nur noch das heftige Atmen der aufgeregten Kontrahenten zu hören war. Hin und wieder scharrte und polterte es leise, wenn sich einer von ihnen zu bewegen versuchte.
     »Für die Giftnatter werde ich mir noch etwas ganz Besonderes ausdenken. Das hast du nicht umsonst zu mir gesagt«, konnte sich Kosi eine neuerliche Bemerkung nicht verkneifen.
     Paddie hieb mit den Hacken erbost auf den Wagenboden und stieß geräuschvoll die Luft aus.
     »Beim schwarzen Dämon der Heimtücke, verschiebt euren Streit auf ein andermal, wenn wir wieder frei sind!«
     Dann versuchte er seiner Stimme einen ruhigen Klang

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