Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schild aus der Hand gerissen hätte. Mehr als die Hälfte der Bogenschützen hatten ihren ersten Pfeil auf ihn angelegt, was nicht weiter verwunderlich war. Bevor jedoch der zweite Pfeilregen durch die Luft sauste, hatten nun alle Reiter ihre Schilde ergriffen und sie schützend vor ihre Körper erhoben. Die Anzahl der Getroffenen fiel daher recht gering aus, da die meisten Pfeilschäfte mit lautem Krachen an den Schilden zerbrachen. Ganze drei Männer waren an den Schenkeln verletzt worden und nur ein einziger stürzte vom Pferd. Mit einem kurzen Seitenblick registrierte Udo, dass diesem Mann nicht mehr zu helfen war. Sich vor Schmerzen windend spie er röchelnd einen Schwall Blut aus, bevor ihm ein nachrückendes Pferd von seinen Leiden erlöste. Von schweren Pferdehufen getreten überschlug er sich drei Mal, wobei der Pfeil abbrach, der seinen Hals durchbohrt hatte, dann rührte er sich nicht mehr.
     Eine furchtbare Wut überkam den Ritter, als er bemerkte, wie seine prächtige Angriffswelle zum Stillstand kam. Der leicht erhoffte Sieg zerplatze wie eine Seifenblase. Völlig überrascht, unschlüssig und zutiefst verwirrt über die unerwartet starke Gegenwehr löste sich die wohlgeordnete Formation auf. Einige Pferde stellten sich scheuend auf die Hinterbeine, andere begannen zu bocken wie junge Fohlen. Ein heilloses Durcheinander entstand, das einen gezielten Angriff unmöglich machte. Als aber noch ein dritter und vierter Pfeilregen über ihre Köpfe niederging, blieb dem Anführer nicht anderes mehr übrig, als das Zeichen zum Rückzug zu geben. Mit vor Zorn verzerrtem Gesicht hieb er seinem Pferd die Sporen in die Seiten, dass es vor Schmerzen laut wieherte, und raste davon. Auf halber Strecke, zwischen Siedlung und Wald, riss er die Zügel herum und brüllte seinen nachfolgenden Soldaten lautstarke Befehle zu.
     Kaum sammelte sich sein Heer zu einem erneuten Angriff, als dem Ritter eine weitere Hiobsbotschaft ereilte. Von der anderen Dorfseite her kamen seine Knechte und Bogenschützen über die Wiese gerannt als säße ihnen der Leibhaftige im Nacken. Dicke weiße Qualmwolken stiegen vom Standort der Pfeilwehren auf, die nur einen einzigen Schluss zuließen: Die feigen Bastarde hatten Brandpfeile verschossen und das frisch geschlagene, harzige Holz stand jetzt lichterloh in Flammen. Udo mochte gar nicht daran denken, dass die schönen Wagenräder nun auch noch verloren waren.
     »Dieses verfluchte Pack!«, brüllte er mit bebender Stimme. »Oh, wie ich dieses stinkende Heidenpack hasse! In der tiefsten Hölle soll es schmoren für alle Ewigkeiten!«
     Er hob drohend seine Faust zur Siedlung und brüllte mit aller Kraft: »Das sollt ihr mir büßen, alle!«
     Blind vor Zorn, bellte er seinem Heer kurze, abgehackte Befehle entgegen: »Absitzen! Pferde sammeln! Je zu fünfzig Mann aufstellen! Schlachtformationen bilden! Bogenschützen nach hinten! Leitern in die vordersten Reihen!«
     Seine kampferprobten Unterführer wussten, worauf es ankam, und brachten Ordnung in das heillose Durcheinander. Innerhalb kürzester Zeit war die Streitmacht neu formiert. Die Schilde abwehrbereit vor die Körper haltend marschierten die Angreifer in vier geschlossenen Quadraten erneut auf das Dorf zu. Ihre Pferde wurden von wartenden Knechten in Empfang genommen und zum Waldrand geführt.
     Die Freude der Verteidiger über den zurückgeschlagenen ersten Angriff währte nicht lange, als sie die wohlgeordneten Einheiten erblickten. Hinter ihren großen Schilden eingeigelt, schier unüberwindlich wie einst die römischen Legionen, rückten sie auf das Dorf zu.
     Während der ersten Auseinandersetzung war das Überraschungsmoment noch aufseiten der Siedler gewesen, davon konnte nun allerdings keine Rede mehr sein. Sobald die Angreifer nahe genug heran waren, schickten sie ihnen verzweifelt einen Pfeil nach dem anderen entgegen. Die erhoffte Wirkung stellte sich jedoch nicht ein. Zu dicht standen die Schilde, zu hart waren die Helme, fast alle Pfeile prallten wirkungslos ab. Nur eine kaum nennenswerte Zahl der Angreifer blieb getroffen zurück, sodass die Verbitterung der Slawen ständig zunahm. Einige halbwüchsige Burschen setzten sogar Steinschleudern ein, erzielten damit aber nur eine geringe Wirkung. Am Helm getroffene Angreifer sanken für einen Moment benommen zu Boden, erholten sich aber bald wieder und schlossen erneut zu ihrer Formation auf. Zu groß waren die Kampferfahrungen der Deutschen, als dass sie sich von den

Weitere Kostenlose Bücher