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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu verleihen, was ihm aber in Kosis Nähe nicht so recht gelingen wollte: »So, und nun sag mir bitte endlich, woran ich schuld sein soll.«
     »Mein Gott, was seid ihr Kerle nur schwer von Begriff!«
     »Kosi, bitte.«
     Das Mädchen schnaufte. Nur mühsam gelang es ihr, nicht abermals die Beherrschung zu verlieren.
     »Ist es denn etwa nicht deine Schuld, dass wir jetzt hier zusammengeschnürt wie ein Bündel alter Lumpen auf dem stinkigen Wagen liegen?«
     »Aber da kann Paddie doch nichts für«, mischte sich nun die kleine Dusa ein, die mit Bikus Brüderchen am anderen Ende des Wagens kauerte.
     »So?«
     »Nein, bestimmt nicht!«
     Kosi drehte den Kopf, soweit ihr das möglich war.
     »Glaubst du? Mein liebes Mädchen, wer hat dich denn dazu überredet, die Schafe zu hüten, damit er sich einen gemütlichen Tag machen kann, hä? Hätte dein lieber Bruder seine Arbeit nicht vernachlässigt, wärst du nicht vom Adler angefallen worden. Ohne Verletzungen hättest du nicht zum Waldkrieven gemusst. Dann hätten wir dich nicht besuchen brauchen und wären auch nicht gefangen genommen worden.«
     Paddie und Bikus waren für einen Moment regelrecht sprachlos ob der verschlungenen, jedoch recht bestechenden Logik.
    Dann konnte Paddie allerdings nicht mehr an sich halten und musste kontern: »Hätte der große weiße Schwan17 nicht vor eurer Tür ein Ei gelegt, wärst du nicht geboren worden. Dann würdest du jetzt noch als glückliches kleines Vögelchen von Ast zu Ast flattern und bräuchtest dich nicht mit uns herumärgern! Piep, piep!«
     Bikus kicherte: »Prima Paddie, gibt’s ihr!«
     Ein harter Fußtritt traf ihn an der Schulter.
     »Aua!«
     »Und dir rate ich«, rief Kosi in Paddies Richtung, »sei ja still, sonst bekommst du auch etwas ab!«
     Eine harte Männerfaust schlug von draußen gegen das hölzerne Bord.
     »Ruhe da drinnen ihr zänkischen Bälger, sonst setzt es was!«
     Augenblicklich verstummten die Kinder und schluckten mühsam ihren Groll herunter. Beim großen Swarozyc! Hatten sie in diesem Moment wirklich nichts anderes zu tun, als sich sinnlos herumzustreiten?
     Paddie und Bikus fielen plötzlich wieder die Drohung des bösen Ritters ein, dass er ihnen am Abend eine Hand abschneiden wollte. Nur das nicht! Und die Dämmerung würde bald einsetzen! Was aber noch schlimmer war, das war die Ungewissheit über den Ausgang des Kampfes. Was wäre, wenn es ihr schönes Dorf in diesem Moment überhaupt nicht mehr gäbe? Wenn alle Freunde, Verwandte und Bekannte schon längst tot waren? Eine einzelne Träne löste sich aus Paddies rechtem Auge und rann, heiß wie Feuer, über seine Wange. Niemals durfte das geschehen! Bewusst hatten sie bisher sämtliche Gespräche darüber vermieden, aber in jedem Einzelnen von ihnen bohrte schmerzhaft die Ungewissheit.
     Paddie schüttelte den Kopf, um die zermürbenden Gedanken loszuwerden. Verzweifelt überlegte er, wie er an sein »göttliches Messer« herankommen konnte. Es steckte in der kleinen Tasche, vorn am Gürtel. Da seine Hände jedoch auf den Rücken gebunden waren, musste ihm jemand helfen.
     »Bikus«, flüsterte er seinem Freund ins Ohr, der dicht mit dem Rücken zu ihm lag.
     »Hm?«
     »Ich drehe mich jetzt etwas weiter zu dir herum, damit du an meine kleine Tasche herankommst. Versuche sie zu öffnen und das Messer herauszuholen.«
     Neue Hoffnungen keimten auf, als Bikus mit seinen klammen Fingern zu kramen und zu fummeln begann.
     »Au verdammt, meine Finger sind schon so steif, dass ich kein Gefühl mehr darin habe«, hauchte er verzweifelt nach einer Weile. Feine Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, die Bewegungen der Hand gelenke in den derben Stricken taten höllisch weh. Als erste Blutstropfe n aus der aufgescheuerten Haut sickerten, gab Bikus erschöpft auf.
     »Ich komm nicht an das Messer ran«, stöhnte er, »die Tasche ist zu klein für meine Finger.«
     »Du meinst wohl, deine dicken, fetten Wurstfinger sind zu groß für die Tasche, wie?«, meldete sich Kosi mit einer spitzen Bemerkung zurück.
     »Paddie, die Schnattergans ärgert mich schon wieder!«
     Die erneute Strafe, in Form eines bewährten Fußtrittes, folgte augenblicklich.
     »Junge, Junge, was seid ihr kleinen Kinder bloß dämlich! Habt ein Messer dabei und könnt nicht damit umgehen«, seufzte Kosi aus tiefstem Herzen.
     »Wenn man nicht alles selbst macht, sieht man ganz schön alt aus«, fügte sie schließlich kichernd hinzu und

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