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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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heran war. Wie ein tollwütiger Bär sprang Bikus das Pferd diesmal von vorn an, krallte sich am Halfter fest und versuchte dieses Tier nun ebenfalls zum Sturz zu bringen. Das kräftige Ross scheute jedoch nur, schüttelte kräftig seinen Kopf und der mutige Junge wurde wie ein Spielball durch die Luft geschleudert. Als Bikus sich benommen erheben wollte, traf ihn ein Faustschlag im Nacken, der ihm augenblicklich die Besinnung raubte. Paddie ereilte fast zeitgleich dasselbe Schicksal und nur Kosi, die ohnehin nicht mehr weglaufen konnte, wurde verschont.
     Das Mädchen sackte in sich zusammen und bitterböse Vorwürfe begannen zentnerschwer auf ihr Gemüt zu drücken. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass die beiden dummen Knaben, die sie kurz zuvor so sehr verspottet hatte, so mutig ihr Leben für sie einsetzen würden. Jetzt lagen die beiden Jungs keine zehn Schritte entfernt am Boden und rührten sich nicht mehr.
     Ob sie jemals eine Gelegenheit erhielte, ihr Gewissen zu erleichtern?
    Tränen der Reue und der Wut rannen über ihre Wangen und verschleierten ihren Blick. Das höhnische Gelächter der brutalen Blutknechte drang wie durch Watte an ihre Ohren. Kaum noch begriff sie den Inhalt der Worte, die sie nun vernahm: »Bindet die Bastarde erneut und bringt sie zur Siedlung hinüber! Unser Ritter ist sehr übellaunig und will mit dieser Satansbrut ein Exempel statuieren.«
     »He, das wird einen Spaß geben, wenn er den Bälgern eine Hand abschneidet und das feige Pack von der Insel tatenlos zusehen muss.«
     »Vielleicht bauen sie ja die Brücke wieder auf.«
     »Und wenn nicht, dann werden sie schon sehen, was sie davon haben.«
     »Ha, ha, ha!«
     
    *
     
     
    Kapitel 23
     
     
     »So etwas Gemeines«, flüsterte Thietmar und verlagerte sein Gewicht etwas, da der Ast, auf dem er saß, inzwischen schmerzhaft auf seine Pobacken drückte. Kurz darauf legte er den Kopf in den Nacken und wiederholte seine Worte. Diesmal sprach er jedoch etwas lauter, damit Rapak ihn auch verstehen konnte: »So etwas Hundsgemeines!«
     »Ja«, antwortete eine belegte Stimme von oben.
     Zu einem längeren Kommentar war sein Freund im Moment nicht fähig. Es steckte aber so viel Verbitterung in diesem einen kleinen Wörtchen, dass es keiner weiteren Erklärung bedurfte. Thietmar hatte verstanden.
     Erneut ließen die beiden einsamen Beobachter ihre Blicke über die Reste der einstmals mobilen Schilde wandern, die nun zu glühenden Häufchen zusammengefallen waren.
    Dabei war alles so schnell gegangen, dass es den beiden Freunden im Nachhinein wie ein flüchtiger Albtraum vorkam: Kaum war das Reiterheer losgestürmt, um das Tor zu erobern, als auch schon die ersten Wehren Feuer fingen. Allein gelassen und in absehbarer Zeit ihres Schutzes beraubt, blieb den Bogenschützen und ihren Handlangern nur noch eine heillose Flucht übrig. Den Göttern sei Dank, dass weder auf der einen noch auf der anderen Seite jemand ernsthaft zu Schaden gekommen war. Als die Angreifer ihre brennenden Schilde aufgaben, hatten die Dorfbewohner sofort ihre Bögen gesenkt. Der Angriff, auch wenn es sich nur um einen Scheinangriff handelte, war zurückgeschlagen worden, dies reichte den Verteidigern völlig. Die Ehre verbot es ihnen, einem davonlaufenden Feind in den Rücken zu schießen.
     Als die Knaben ihre Blicke zum See schweifen ließen, stellte sich bei ihnen eine gewisse Schadenfreude ein. Besonders Rapak empfand zudem eine leise Genugtuung, als er beobachtete, mit welcher Geschwindigkeit seine Leute die Brücke abbauten. Den Eroberungsgelüsten des bösen Ritters war also Einhalt geboten worden, vorerst jedenfalls. Allerdings besaß die kleine Freude einen bitteren Beigeschmack. Wenn nämlich alle Dorfbewohner auf die Insel geflüchtet waren und den Weg hinter sich abgebrochen hatten, bedeutete dies nichts anderes, als dass der grausame Udo jetzt über das Dorf herrschte. Vermutlich, so hoffte Rapak aus tiefstem Herzen, konnten sich alle Freunde, Bekannte und Verwandte noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Aber, so schlussfolgerte er gleichzeitig, waren nun alle Dorfbewohner vom Festland abgeschnitten und saßen mit nur einer Handvoll Booten auf der Insel fest. Sie hatte den Angreifern ein Schnippchen geschlagen, aber mehr als eine Galgenfrist war dabei nicht herausgekommen. Bereits am morgigen Tag konnte der Ritter auf den Gedanken kommen, die Insel mittels Flößen zu erobern. Als letzter Zufluchtsort blieb dann nur noch die Burg übrig

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