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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und offen in die Augen sah, stieß Paddie laut seufzend die angestaute Luft aus den Lungen. Die harte Hand an seinem Kinn löste sich und der brutale Waffenknecht stellte sich mit demütigem Haupt neben seine Kumpanen.
     »Hab keine Angst mein Junge, die starke Hand Gottes wird dich zu schützen wissen«, sprach Oddar mit einem kurzen Seitenblick zu dem am ganzen Körper zitternden Knaben.
     Sollte dieser seltsam gekleidete Mann, an dem nicht die kleinste Waffe zu sehen war, etwa Macht über den bösen Ritter haben? Paddie klammerte sich, trotz starker Bedenken, wie ein Ertrinkender an diesen winzigen Hoffnungsschimmer.
     »Pfaffe, zum letzten Male: Entschwindet aus meinen Blicken!«, zischte Udo zornesbebend.
     »Kinder und Waisen zu schützen – ist dies nicht ein Versprechen, das Ihr mit Eurem Ritterwort vor Gott abgabt?«, ermahnte der Priester.
     »Diese hier«, schrie Udo, mit fahriger Hand auf Paddie und Kosi weisend, »sind keine Kinder Gottes. Es sind Wechselbälger.«
     »Dies festzustellen obliegt doch wohl meiner Kompetenz, oder etwa nicht?«
     »Es ist nichtsnutziges, ungläubiges Heidenpack. Gottloses Geschmeiß.«
     »Ich werde die Kinder taufen und auf den rechten Weg geleiten.«
     Udo glaubte, sich verhört zu haben.
     »Was wollt Ihr? Sagt das noch einmal!«
     »Die Kinder taufen«, ließ Oddar sich nicht beirren.
     In diesem Augenblick verlor der Ritter sämtliche Beherrschung. Er packte den frommen Glaubensverkünder mit beiden Fäusten an der Kutte und schüttelte ihn derart, dass er kein Wort mehr hervorbringen konnte.
     »Nichts werdet Ihr tun!«, schrie er mit sich überschlagender Stimme.
     »Ihr verkriecht Euch augenblicklich in einer dunklen Ecke! Tretet mir nie wieder unter die Augen und meidet ja meine Nähe! Was hier und jetzt getan werden muss, das bestimme ich allein und kein anderer. Nichts und niemand soll mich von meinem Tun abhalten, schon gar nicht ein kleiner, buckliger Kreuzlecker.«
     Mit einem letzten, kräftigen Stoß schubste Udo den Priester von sich. Oddar stolperte, vom Schwung getragen, noch einige Meter rückwärts und fiel dann schwer auf den Rücken.
     »Vor Gott«, japste er mühsam nach Luft, »werdet Ihr Rechenschaft ablegen müssen. Die ewige Verdammnis wird Euch sicher sein, so sicher wie das Amen in der Kirche.«
     Udo, der vor Zorn noch immer außer sich war, hatte die Worte vernommen. Mit schnellen Schritten sprang er an die Seite des Priesters und zog sein Schwert. Am ganzen Körper bebend setzte er die Spitze auf Oddars Brust und rief mit heiserer Stimme: »Haltet sofort Euer schändliches Maul! So wahr ich hier stehe, verspottet oder droht mir noch einmal, dreckiger Pfaffe, und ich werde nicht zögern und zustoßen.«
     »Gott wird Euch richten.«
     »Glaubt es nur und werdet selig. Gott wird mich mit offenen Armen empfangen, wenn ich daheim den Bischof nur darum bitte.«
     »Meine Anklage wird sehr schwer wiegen.«
     Udo betrachtete den Priester wie ein lästiges Insekt. Sollte er es hier und jetzt zertreten oder einfach links liegen lassen? Er erhöhte den Druck seiner Schwertspitze etwas und labte sich an den entsetzten Blicken des Priesters.
     »Wenn ich erst vor dem Bischof stehe, werden wir ja sehen, was schwerer wiegt. Eure verlogene Anklage oder meine überaus großzügige Spende. Mit meinem Erlös aus diesem Steuerzug werde ich so viel heiligen Sündennachlass kaufen können, dass Gott mir bis zum Jüngsten Tage Vergebung schenken wird.«
     Oddar atmete inzwischen ganz flach, da die Schwertspitze gefährlich auf sein Herz zielte. Seine Worte ließ er sich allerdings nicht verbieten, nicht von einem dahergelaufenen Ritter. Trotzig flüsterte er: »Noch sind wir nicht daheim. Sehr viel kann bis dahin noch geschehen.«
     Udo wollte den Druck seines Schwertes noch einmal erhöhen, als sein getreuer Arnulf angehetzt kam. Völlig aufgeregt trat er an seinen Anführer heran und flüsterte ihm atemlos ins Ohr: »Kommt schnell! Etwas Furchtbares bahnt sich an!«
     »Wie, was?«
     »Kommt zum Torhaus! Ihr müsst es mit eigenen Augen sehen.«
     Mit bedauernden Blicken wandte der Ritter sich vom Priester ab und ließ sein Schwert in die Scheide zurückgleiten. Wenn Arnulf der Einäugige sich derart aufgeregt gab, dann musste etwas Furchtbares passiert sein. Und dies war im Moment wohl wichtiger als die Züchtigung eines widerspenstigen Pfaffen. Der konnte warten.
     Im Dauerlauf begaben sich beide Ritter zum Tor und kletterten in

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